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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 168
(PDF, 34 MB)
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diesen Jahren um und nach der Jahrhundertwende die Illustration des Schulbuches zögernd
ein (vgl. etwa auch die »Weinlese im Breisgau« mit dem Hintergrund Staufen im
oben erwähnten Neumann-Band). Und um schließlich nochmals auf das »herrliche
Markgräflerland zwischen Kander und Neumagen« zurückzukommen: da gibt es im
Deskriptionsteil dann einigermaßen ausführliche Schilderungen: »Landwirtschaft, vor
allem Rebbau, ist dort fast ausschließlich Erwerbsquelle. 'Der Bauer arbeitet scharf.'
Das Pflügen ist, wie das Säen, eine 'fürnehme' Arbeit, die der Bauer am liebsten selber
verrichtet; von der Schönheit der 'Füre' entnimmt er den Ausdruck für eine Nahrung,
die gut anschlägt (füret). - Ein lustiges Leben herrscht, wenn der Herbst, die Weinlese,
stattfindet. Sobald die Trauben reif sind, verbietet der Gemeinderat das Betreten der
Weinberge; sorgsam bewacht der Schütze (Rebbammert) das Betreten derselben. Sind
die zum Herbsten nötigen Gefäße, als Bütten (Boggen) und Zuber gerichtet und die
Trauben ganz reif, dann geht's unter Singen, Jauchzen und Pistolenschüssen in die weit
ausgedehnten Rebberge, und bald lockt der 'Neue' zum Genuß. - Den selbst gezogenen
Wein gönnt der Markgräfler sich und seinen Dienstboten am Vor- und Nachmittag
(z'nüni und z'obe) in reichem Maße, und auch der Besuch darf sich des reichlich dargebotenen
Trunkes nicht wehren, wenn er den Hausvater nicht beleidigen will. - Das kräftige
Brot, mit seiner knusprigen (chrospelige) Kruste backt die Hausfrau selber und dazu
Kuchen (Waehe) aus Brotteig mit Obst, Zwiebeln oder Holunderblüten belegt; aber
auch feinen Kuchen (Torten) versteht das kundige 'Wib' zu backen. Der gern gesehene
Besuch erhält eine Bratwurst in gerösteten (prägelten) Kartoffeln, oder gar 'Eier in Anke
', d.i. in Butter, gebackene Eier, die man protzelnd im Kochtopf aufträgt. Wird im
Winter ein Schwein geschlachtet, dann gibt's ein großes Familienfest. An Nachbarn und
Verwandten, auch an Pfarrer und Lehrer schickt der Markgräfler die 'Metzgete', nämlich
Fleisch und Würste. Die langen Winterabende füllen die Frauen mit Spinnen aus,
und die sorglich gesponnenen Stränge bilden, mit starken Fäden (Triemen) gebunden
und an der Zimmerdecke zusammengehängt, den Stolz der fleißigen Markgräflerin. -
Die Nachbarn und .Verwandten (Fründ) kommen da und dort nach dem Abendessen zu
Besuch (z'Liecht, oder z'Stubete)... Der schönste Schmuck der Markgräflerin ist ihre
Anmut und Gewandtheit; 'flink und dundersnett' (blitzsauber) ist sie. Aus den hellen
Augen lacht die 'Bosgett', der Mutwille. Aber auch ein wenig Gefallsucht ist dabei... In
strenger Zucht, wahrem Gottvertrauen und treuer Liebe zu Heimat und Vaterland wird
das Markgräflerkind erzogen. Fleißig besucht der Markgräfler den Gottesdienst, und
lernbegierig sind 'Maidli und Chnaben'... «. Eine ungemein heile Welt, wenn man so
will, die in diesem Lehrbuch anno 1910 da ausgebreitet wird. Volkskundliche Stellenwerte
mit dabei, wenngleich einiges davon nicht unbedingt spezifisch Markgräflerisches
(so etwa die Abgabe der Metzgete an Pfarrer und Lehrer, dergleichen wurde ebenso in
katholischen Gegenden wie der Baar geübt!). Doch daß dem Schüler verschiedener Altersstufen
damit viel geboten wurde, kann nicht bestritten werden; gerade die Miteinbeziehung
von Sitte und Brauchtum macht sich letztlich recht gut und gibt sich aufgelok-
kert und keinesfalls allzu schulbuchhaft.

Weit knapper faßt sich Ph. Mückle in seiner »Landeskunde des Großherzogtums Baden
« (Heidelberg 1914), wo im »Schwarzwald«-Kapitel das Wiesental mit seinen wichtigeren
Orten immerhin Erwähnung findet: »Bei Schopfheim tritt das Tal in den Dinkelberg
, wird sehr weiträumig und enthält zahlreiche Orte nebeneinander, unter denen
Lörrach (mit 15000 Einw.) der bedeutendste ist«; verwiesen wird in diesem Zusammenhang
auf Abb. 24: »Blick in das industriereiche Wiesental bei Lörrach« (Federzeichnung
). Außerdem findet sich die Wiedergabe eines alten Stiches des Isteiner Klotzes (aus
dem »Poppel/Huhn«) mit dazugehörigem Text: »Der badische Teil der Rheinebene be-

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