http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1987-02/0179
Das Dekret Josephs II.
Unser Eremit verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit allerlei Schnitzereien. Ein
vom Waldbruder geschaffener Nußknacker ist heute noch in der Sammlung des Rieheners
Johannes Wenk-Madoery erhalten. Im allgemeinen führte der Bruder ein ruhiges
und zurückgezogenes Leben, was ein Grund dafür sein mag, weshalb er bisher in der
Geschichtsschreibung nicht auftauchte.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Inzlinger Eremit nicht mehr - ebenso
wie sämtliche Eremiten in den habsburgischen Landen - als offizieller Kirchenmann angesehen
und taucht deshalb im Personalkatalog des Bistums Konstanz nicht mehr auf.
Diese Entwicklung hing aufs engste mit der Regierungszeit des österreichischen Kaisers
Joseph II, (1765-1790) zusammen, welcher in einem Dekret im Jahre 1783 alle Eremitagen
aufheben ließ. Die in jener Zeit aufkommende Säkularisierung erfaßte viele
Wallfahrtsorte. Kaiser Joseph II. war derjenige Herrscher, der diesen Trend am systematischsten
durchsetzte. Die Folgen für den Inzlinger Bruder waren aber gering.
Schließlich lebte er weiter als Einsiedler wie in den Jahren zuvor.
Als der Inzlinger Waldbruder im Jahre 1807 verschied, war er bereits 85 Jahre alt.
(DasTotenbuch spricht ihm fälschlicherweise 88 Jahre zu). Er sei sieben Jahre im Bette
gelegen und habe sein Elend geduldig ertragen, schrieb der Inzlinger Dorfpfarrer. Eine
Konkurrenz zwischen beiden Kirchenmännern, wie dies aus anderen Orten bekannt
ist, bestand hier vermutlich nicht, denn der Priester würdigte den verstorbenen Einsiedler
mit den Worten: "Er war ein frommer Mann..."
Quellennachweis:
Sammlung Johannes Wenk-Madoery. Riehen
Totenbuch der kath. Pfarrgemeinde Inzlingen (1784-1841)
Auskünfte erteilten: Mme Catherine Santschi, Archives d'Etat. Geneve
Dr. Hundsnurscher. Erzbischöfliches Archiv, Freiburg/Br.
Literatur
E.A. Stückelberger. "Basier Kirchen". Basel 1917
Iselin. Bruckner. "Geschichte des Dorfes Bettingen". Basel 1963
MgrAlfredBaudillatu.a.. "Dictionnaire d*histoire et de geographie ecclesiastiques. Paris 1912 ff.
R. Moosbrugger-Leu. "Die Chrischonakirche von Bettingen". Basel 1985
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