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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
49.1987, Heft 2.1987
Seite: 180
(PDF, 34 MB)
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der, nur 20jährig, in Südrußland vermißt war und vermutlich dort auch sein junges Leben
verloren hatte. Ein großer Trost aber war für die Mutter und alle Angehörigen, daß
der ältere nun aus Finnland wieder nach Hause kommen durfte. Die Uhr aber hatte er
nicht mehr, an der sie alle so hingen und die ihm im hohen Norden so gute Dienste geleistet
hatte. Er erzählte nochmals die Umstände, die ihn zum Wegwerfen bewogen hatten
. Er vergaß auch nicht zu sagen, daß diese Handlung für ihn die größere Chance war,
jemals wieder zu seiner Uhr zu kommen. Ja, so dachte er.

Die Zeit verstrich, Tagesprobleme verdrängten immer mehr das Vergangene und die
Erinnerung daran. 1949 starb die Mutter an einer unheilbaren Krankheit. 1951 folgte
ihr der Ehemann in denTod.

Im Jahre 1953 brachte der Briefträger einesTages ein Schreiben, in welchem ein junger
Mann aus dem Rheinland anfragte, ob er, der Empfänger, derjenige sei, der kurz
nach Kriegsende eine Uhr verloren habe. An soviel Hoffnung zu glauben, war fast zuviel
. Der Brief wurde sofort beantwortet und nochmals der Hergang geschildert, der zu
dieser Handlung führte, und daß er beim Wegwerfen einen Funken Hoffnung auf ein
Wiedersehen mit der Uhr hatte. Er vergaß auch nicht, das Schicksal seiner Uhr besonders
zu erwähnen.

Kurze Zeit später kam ein Päckchen mit der Uhr und einem Brief.Es schrieb der
Sohn jener Frau, die das aus dem Zug geworfene Bündel damals aufhob. Diese Frau
starb 1953. Beim Nachlaß lag noch diese Uhr und die Adresse des rechtmäßigen Besitzers
. Der Sohn verwirklichte mit der Rückgabe nun tatsächlich ein Märchen. Die
Freude über die zweite Heimkehr unserer Uhr war natürlich groß.

Vor einiger Zeit, kurz vor Weihnachten 1986, wurden an einem Abend bei einem gemütlichen
Hock alte Erinnerungen ausgetauscht. Dabei erzählte man auch das Schicksal
dieser Uhr. Das hat den Schreiber dieser Zeilen nachdenklich gemacht.

Wer kennt schon all diese verschlungenen Wege, die einem Menschen vorgezeichnet
sind, auch wenn er eine Uhr bei sich trägt, die ihm jede Stunde, auch die letzte, anzeigt,
ohne daß er es ahnen oder verhindern kann.

Bei der hier gezeigten Fotografie handelt es sich um die im Artikel erwähnte Taschenuhr. Sie ist
nicht wertvoll, aber eine Erinnerung an eine fast 80 Jahre zurückliegende schmerzliche und z. T.

auch glückliche Vergangenheit.

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