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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 15
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0017
Drum will ich Euch heute wieder einmal etwas erzählen, und da weiß ich für
diesmal nichts Besseres, als Euch den letzten Sonntag vor 14Tagen, wo in der
hiesigen Stiftskirche und außerhalb das große Fest des Schutzheiligen Sanct Fridolin
gefeiert wurde, vor Augen vorüberzuführen.

Es war ein heller, blauer Sonntagsmorgen übers Rheintal aufgegangen, als
schon in der Frühe Böllerschüsse und Glockengeläute das Fest des Schutzpatrons
verkündeten. Und allmählich füllten sich die Straßen von Säckingen und
vor allem der Platz vor der Stiftskirche; vom Wald herab kamen die Hauensteiner
und andere Wäldler gestiegen, und was im Rheinland unten wohnt und aus
der Schweiz drüben, vom Fricktal und aus dem Aargauischen kam's herbeigeströmt
und an der fremdartigenTracht manches Maidlins oder Biedermanns war
zu erschauen, daß auch entferntere Bezirke, Lörrach, Müllheim etc. ihre Mannschaft
hieher stellten. Und in buntem Gewimmel wogte da die Menge auf dem
Marktplatz auf und ab;... lauter friedliches Landvolk im Sonntagsgewand. Da
waren meine guten Freunde, die Wäldler im roten Tschoben und schwarzen
Sammtrock. und mancher schmucke Bursch war drunter, wie selbiger beim Hebel
:

"Aber schöner als er isch kein dur*s Wiesetal gwandlet.

Chrusi Löckli het er g'ha und Auge wie Chole.

Backe wie Milch und Bluet un rundi kräftige Glieder."2'

Denn der Wäldler setzt seine Ehre drein, wenn er bei festlicher Gelegenheit
auswärts erscheint, sich auf's feinste herauszustaffieren; und der elegante Mann
im Hauensteinischen hat außer dem Werktags = und Sonntagskostüm noch ein
drittes, welches in der merkwürdigen Sprachweise das "Näumeshingewand"
heißt. - das "Irgendwohinkostüm". respektive das, was er anzieht, wenn er irgendwohin
in die Stadt geht und sich sehen läßt, und der "Neumeshinrock" ist
gewiß vom besten Sammet und darf kein Stäublein darauf sitzen, und das "Näu-
meshinhemd" ist am feinsten gefältelt und der krause Hemdkragen schmucker
als alle andern.

Und auch die Maidlin vom Wald schauten gar vergnüglich mit ihren Pech-
käpplein, langen Zöpfen, kurzen Miedern und vielfarbigen, vielfaltigen Rök-
ken in die Welt hinaus und haben gewiß manche malitiöse Bemerkung über das
abnorme Kostüm der andern Damen gemacht, denn da waren auch noch Müllheimerinnen
und Fricktälerinnen mit der großen Bandschleife an der Haube,
von welcher, sowie von den Zöpfen aus. ein ganzes System von langen Bändern
im Wind herumflog, wie bei einem Admiralsschiff. das alle Flaggen aufgezogen
hat.

Zwischen all den Gestalten ragte aber auch manche im verzwickten halbstädtischen
Kostüm heraus, im ehrwürdigen vorsündflutlichen Spitzfrack und im zylinderförmigen
Filzhut. an denen ich mein Wohlgefallen weniger hatte.

Um 9 Uhr läutete es mit allen Glocken, und da strömte die ganze Menge in
die Stiftskirche, und Kopf an Kopf gedrängt stand alles in der weiten Fridolini-
kirche. und kaum merkte man. daß die Gesellschaft, die noch draußen hin und
her wogte, abgenommen hätte. Als frommer Mann ging ich auch hinein auf die
Emporkirche, wo die ganze Stadtmusik zum musikalischen Hochamt bereit war
und mein guter Freund, der Bürgermeister von hier, gar schön die Orgel spielte.

Zuerst kam eine gewaltige Predigt. - dazu hatten sie einen eigenen Festredner
von weit her verschrieben - der donnerte und blitzte gegen dasTreiben derWelt

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