http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0144
Neuentdeckte Handschrift zu Hebels Gedicht
"Der Schwarzwälder im Breisgau"
Auszug aus einem Brief von Dr. Diedrich Diederichsen,
Hamburg, an das Sanatorium Sankt Marien, Bad Bellingen
Sehr verehrte Schwester Oberin,
sehr verehrter Monsignore Schmutz,
Unsere Streifzüge auf den Spuren Johann Peter Hebels waren so anregend, daß ich
gleich nach unserer Rückkehr in der Theatersammlung der Freien und Hansestadt
Hamburg, die ich bis vor wenigen Wochen geleitet habe, nach etwaigen Hebel-Zeugnissen
zu suchen begann. Und siehe da - ich wurde sofort fündig: in unserer kostbaren
(und keineswegs nur auf das Theater beschränkten) Autographensammlung entdeckte
ich ausgerechnet jenes Gedicht Hebels - in einer offenbar frühen Fassung -, an das wir
in Bürgeln, Freiburg, Basel immer wieder erinnert wurden. Dieses Gedicht von Hebels
eigener Hand und mit eigenhändigen Korrekturen habe ich für Sie kopieren lassen, um
es Ihnen nunmehr als kleines Zeichen unserer Dankbarkeit zu übersenden.
Der Schwarzwälder im Breisgau
Z'Müllen an der Post,
Woni gang und stand,
Tausigsappermost!
wär'se lustig Land.
Trinkt me nit e guete Wi!
Aber zeig mer, was de witt,
Goht er nit wie Baumöl i,
numme näumis findi nit,
z'Müllen an der Post!
in dem schöne Land.
Z'Bürglen uf der Höh,
Minen Auge gfallt
nei, was cha me seh!
Herischried im Wald.
O wie wechsle Berg undTal,
Woni gang, se denki dra,
Land und Wasser überal,
's chunnt mer nit uf d'Gegnig a
z'Bürglen uf der Höh!
z'Herischried im Wald.
Z'Staufen uffem Märt
Imme chleine Huus
hen si, was me gert,
wandlet i und us -
Tanz und Wi und Lustberkeit,
gelt, de meinsch, i sagder, wer?
was eim numme's Herz erfreut,
's isch e Sie, es isch kei Er,
z'Staufen uffem Märt!
imme chleine Huus.
Z'Friburg in der Stadt
sufer isch's und glatt,
richi Here, Geld und Guet,
Jumpfere wie Milch und Bluet,
z'Friburg in der Stadt.
142
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0144