Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 1.1988
Seite: 160
(PDF, 35 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-01/0162
Abb. 2:

Fragmente von rot und weiß bemalten
Stuckleisten mit Muschelornamenten.
Höhe 3,0 cm.

Weniger ließ sich nach den Grabungsergebnissen über das Innere desWohngebäudes
sagen, da eine spätmittelalterliche Wiederbenutzung einzelner Räume doch viel zerstört
hat. Immerhin wurden zahlreiche Reste von Wandmalereien mit pflanzlichen und
geometrischen Motiven geborgen, Mosaiksteinchen und Fragmente muschelbesetzter
Stuckleisten (Abb.2), mit denen wahrscheinlich einzelne der bemalten Wände eingefaßt
waren. Es gab also bei Abschluß der Grabung einige Hinweise, daß dem wertvollen
architektonischen Äußeren auch eine kostbare Innenausstattung entsprochen hat.
Trotz der nur partiellen Freilegung war damit das Bild einer reichen römischen Villa zu
zeichnen, die an dieser Stelle verständlich wird durch die Nähe der linksrheinischen Römerstadt
Augusta Raurica (Äugst bei Basel), aus der vielleicht auch die Erbauer und
Bewohner stammten.

Durch kleine Ausweitungen der Grabungsfläche, die beim Bau eines Schutzhauses
über die inzwischen konservierte Anlage möglich wurden, kamen weitere Funde zum
Vorschein, die den Rang dieses römischen Bauwerks noch deutlicher machen. In einem
mit Hypokaustheizung versehenen Raum, der leider nur zu einem kleinen Teil ausgegraben
werden konnte, fanden sich Bruchstücke fast lebensgroßer figürlicher Wandmalereien
, die zum künstlerisch Besten gehören, was wir nördlich der Alpen aus römischer
Zeit kennen.

Erhalten sind Fragmente von zwei Figuren, einer männlichen und einer weiblichen.
Durch anpassende Stücke ist die Zusammengehörigkeit gesichert, sie bilden also eine
Gruppe. Die weibliche Gestalt, offenbar stehend, weist mit der leicht gespreizten linken
Hand (Abb.3) auf den ebenfalls stehenden Mann, der äußerst muskulös, mit nacktem
Oberkörper, rotem Umhang, einer Art Helm und Federschmuck auf dem Kopf am
ehesten als Gladiator anzusprechen ist (Abb.4). Er richtet seinen Blick schräg nach unten
, möglicherweise auf einen gefallenen oder ins Knie gesunkenen Gegner. Damit
könnte eine Szene rekonstruiert werden, in der ein siegreicher Kämpfer in der Arena
durch die Siegesgöttin (Victoria) ausgezeichnet wird. Diese Deutung kann allerdings
nur mit Vorbehalt vertreten werden, da eindeutige Attribute der weiblichen Figur fehlen
. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, daß sich die Malereien dieses Raumes mit dem
Thema der römischen Zirkusspiele beschäftigt haben, wenn auch eine Deutung aus
dem mythologischen Bereich nicht völlig auszuschließen ist.

Die außergewöhnliche Qualität der Malerei wird vor allem in der Gesichtspartie des
Mannes deutlich. In fast impressionistischerWeise sind beispielsweise im Augenbereich
die Pinselstriche und -tupfer gesetzt, meisterlich (und besser als bei der Hand) ist die
Plastizität der Oberfläche herausgeholt. Auch die farbliche Differenzierung, die Licht-
und Schattengebung des unbekleideten Körpers sind hervorragend gelungen. Die

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