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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 11
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0013
Die Herrschaft über das Dorf übten nach den von Üsenberg-Waldeck (ca. 1100-1238 -
ihre Wappenfarben bilden noch heute diejenigen der Gemeinde Riehen) von 1270 bis
1522 der Fürstbischof von Basel aus. Viel Grund in Riehen besaßen damals die Klöster
St. Blasien (gegründet 1036) im Schwarzwald undWettingen (1227) im Aargau. Aus einer
Familie von Meiern der Üsenberger wuchs der 1183 erstmals erwähnte Dorfadel
"von Riehen", er starb spätestens nach 1479 in Freiburg im Breisgau aus. hinterließ
aber der Gemeinde Riehen sein Wappen: es zeigt - seit 1948 in stark stilisierter Form -
die Silhouette einer Burg (des Meierhofs?).

Die Ungarneinfälle (917) oder der Investiturstreit (1075-1122) bewirkten den Bau einer
Kirchenburg: sie wich erst 1835 dem Bau des heute "Alte Kanzlei" genannten Gebäudes
(Baselstraße 43) und läßt sich noch heute erahnen.Tragische Dorfereignisse bildeten
das Erdbeben von 1356 - die Glocke der Dorfkirche muß damals zersprungen
sein - und die Kriege des 15. Jhs.: Riehen wird mehrere Male gebrandschatzt und verheert
(zuletzt 1493); das frühmittelalterliche Dorf geht zugrunde. Trotzdem bleibt die
Frömmigkeit der Bevölkerung ungebrochen, was sich in der Stiftung einer Frühmeßka-
planei (1462) und der regen Anteilnahme an der Kanonisierung der Chrischona (1504)
erweist.

5. Der Übergang an die Stadt Basel und die Reformation

Die Stadt Basel lief ihrem Bischof den Rang ab und folgte ihm an vielen Orten in der
Macht nach. Der Beitritt zum Bund der Eidgenossen (1501) markiert zwar eine Verschiebung
der territorialen Interessen Richtung Südost, der Wunsch nach einer wesentlichen
Arrondierung des Brückenkopfes Kleinbasel bleibt aus militärischen und handelspolitischen
Gründen bestehen. Ein erster Schritt in dieser Richtung erfolgt mit
dem Erwerb Bettingens (1513) und der zweite eben mit demjenigen Riehens (1522): die
zwei bis dahin nicht sonderlich eng verflochtenen Dörfer bilden darauf eine gemeinsame
Kirchgemeinde (15. Jh.. Bettingen gehörte vorher zu Grenzach) und seit 1627 ein
gemeinsames Amt unter einem städtischen Obervogt, auch teilt man das Bürgerrecht
erst 1809. Später glückt Basel nur noch der Erwerb Kleinhüningens (1640. in die Stadt
Basel eingemeindet 1908). Wäre Riehen unter bischöflicher Oberhoheit geblieben, so
hätte es wohl das Schicksal der anderen nördlich des Rheins gelegenen Gemeinden dieser
Herrschaft (Binzen. Istein-Huttingen) erfahren und wäre an Baden gefallen. So
aber kam es zur erwähnten auffälligen Schweizerhand in deutsches Gebiet.

Der Übergang an die Stadt Basel fällt in eine politische Gärungszeit: Bauernkrieg
und Reformation. Im Gegensatz zum ersteren nahmen die Riehener unter Anleitung
ihres aus Winterthur stammenden Pfarrers Ambrosius Kettenacker (Pfarrer seit 1519.
t 1541), eines Freundes des Zürcher Reformators Huldrych Zwingli. an letzterer rührig
Anteil und schafften, noch bevor die Stadt sich zu diesem Schritt verstand (1529),
die Messe ab (1528). Über den Glauben der damaligen Riehener unterrichtet uns ein
1524 aufgenommenes Protokoll von 70 Bauern über ihre Interpretation einer Predigt
Kettenackers. Das in seinem Besitz bedrohte KlosterWettingen strengte im übrigen einen
Prozeß an, der die damalige höchste Behörde der Eidgenossenschaft, die Tagsatzung
, beschäftigte (1524/5). Obwohl sich das reformierte Bekenntnis zu Stadt und
Landschaft Basel durchsetzte, gaben Täuferbewegungen. Hexen- und anderer Aberglaube
, ungebetene katholische Chrischonapilger sowie die nach einer vorübergehenden
Annäherung (1556-1581) deutlich gewordene Distanz zur lutherischen Markgrafschaft
Baden viel zu reden.

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