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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 13
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0015
Einige Töchter des in Riehen niedergelassenen Basler Patriziates heiraten reiche
Bauern des Dorfes und sorgen so dafür, daß "blaues Blut" unters Volk gerät, was allerdings
nur selten mit materiellen Vorteilen gleichzusetzen ist. Vornehme Stammväter
sind etwa der Domkapitelschaffner Balthasar Migel (1527-1606) und der um die Schule
verdiente Pfarrer Johannes Müller (1561-1631). Trotzdem ist - nach Wettstein - der bekannteste
Riehener Zeitgenosse des 17. Jh. der "Giggishans" genannte Hans Jäcklin
(1598-nach 1663). Knecht und Faktotum des großen Bürgermeisters, verewigt durch
ein Bild im Landgut Baselstraße 30 (erst im Besitz Migels. später Wettsteins) mit dem
Text "Des dursten Sohn bin ich genannt/Der Bruderschaft gar wohlbekant/Ach so
Trinck du lieber bruder mein/Un schenk mir auch ein frischen ein".

7. Paulus Euler

Paulus Euler (1670-1745), Pfarrer in Riehen ab 1708 bis zu seinem Tod. ist zunächst
denkwürdig als Vater des weltberühmten Mathematikers Leonhard Euler (1707-1783).
Dann aber verbindet sich mit seinem Namen die Erinnerung an das Aufkommen des
Pietismus (1716) und der Aufklärung in Riehen: Euler als Mann der Ordnung führte die
Konfirmation ein (1730) und die erste Volkszählung durch (1731, 1112 Einwohner),
auch legte er viele Register an. Die Bevölkerung wuchs übrigens zwischen 1700 und
1815 nur um 19 Prozent, von 1870 bis 1970 dann allerdings um 1062 Prozent.

Im 1777 gebauten Neuen Meierhof (Erlensträßchen 7) trafen sich bei Samuel Wenk
(1727-1802) die Riehener Pietisten. Im Glöcklihof (Bettingerstraße 2) trieb der Abenteurer
, Krankenheiler und Freimaurer Giuseppe Balsamo alias Alexander Graf Caglio-
stro (1743-1795) sein Wesen: nach ihm ist der an der Äußeren Baselstraße gelegene Pavillon
benannt (gebaut angeblich 1783). Es kam zu merkwürdigen Verbindungen von
Frömmigkeit und Aufklärung, so beispielsweise in den originellen Persönlichkeiten des
letzten Basler Obervogts Johann Lucas Le Grand (1755-1836), nachmals Direktor der
Helvetischen Republik und bedeutender Philanthrop, und des "Prophet der Revolution
" genannten Pfarrers Johann Rudolf Huber (1766-1806). einem eifrigen Glied der
Christentumsgesellschaft: er gründete die Basler Bibelgesellschaft (1804). Auch führte
er die erste genaue soziologische Untersuchung der Riehener Bevölkerung durch
(1796), schon 1771 galten je 38 Prozent als arm und mittelständisch sowie die verbleibenden
24 Prozent als reich.

Die alten Verhältnisse nahmen im Staat und in der Gemeinde durch die unblutige
Basler Revolution 1797/8 ein Ende. Nach dem kurzen Zwischenspiel der Helvetik
(1798-1803) wurde 1803 aus alten und neuen Bestandteilen noch heute nachwirkendes
Kommunalrecht geschaffen. Ein fünfköpfiger Gemeinderat (bis 1951, seither 7 Mitglieder
) löste das Geschworenenkollegium und, wie erwähnt, der Gemeindepräsident den
Untervogt ab. Leibeigenschaft und Untertanenverhältnisse waren schon vorher abgeschafft
worden, der Freikauf von Bodenzinsen (Abschaffung des Zehntens) dauerte allerdings
noch weit ins 19. Jh. hinein. Die Napoleonischen Kriege waren seit langer Zeit
wieder die ersten und, von heute aus rückblickend gesehen, die letzten, in die Riehen
hineingezogen wurde.

8. Christian Friedrich Spittler

Im Jahr 1812 begründete der aus Württemberg stammende Sekretär der Basler Christentumsgesellschaft
Christian Friedrich Spittler (1782-1867) in der Riehener Dorfkir-
che seinen Hausstand. Er gilt als Gründergenie der Erweckungsbewegung. Riehen und

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