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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 15
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Bettingen verdanken ihm unter anderem die Taubstummenanstalt (1838, heute Gehörlosen
- und Sprachheilschule), die erste Kleinkinderschule (1840), die Pilgermission St.
Chrischona (1840). das Diakonissenhaus (1852) und eine Trinkerheilanstalt im Maienbühl
(1855). Den christlichen Werken der Nächstenliebe sind später andere - auch staatliche
(Schulheim Gute Herberge 1905. Sonderschulheim Zur Hoffnung 1905) und
sonstwie säkulare - gefolgt. Diese Institutionen prägten die Gemeinde nachhaltig.

Selbstverständlich kam es auch zu Gegenbewegungen. Im letzten Viertel des 19. Jh.
tobte in Riehen ein eigentlicher Kulturkampf, meist um Kirche und Schule ausgetragen
(erstmals 1875 anläßlich einer Pfarrwahl). Die vorerst von den Freisinnigen geschlagenen
Konserv ativen konnten sich neu formieren und die Mehrheit zurückgewinnen. Das
durch die Verkehrserschließung gleichzeitig einsetzende enorme und nur durch die beiden
Weltkriege unterbrochene Wachstum der Gemeinde brachte viele Menschen nach
Riehen, sie sorgten für Pluralismus und neue politische sowie kulturelle Abgrenzungen
. Dafür nur einige Beispiele: 1841 wurde der erste Verein (ein Vorgänger des "Liederkranzes
") gegründet. 1898 konstituierten sich die Riehener Katholiken (sie waren
bis dahin nach Stetten pfarrgenössig gewesen) und 1902 fanden sich die Sozialdemokraten
zur ersten noch heute bestehenden Riehener Partei.

Die karitativen und sozialen Gründungen in Riehen stehen im Zusammenhang mit
der landschaftlichen Schönheit, besitzen also ähnliche Motive wie die Basler Landsitzbauten
. Oft fanden diese Werke ihre Heimat in früheren Villen. Die Landschaft lockte
aber auch andere. Einfache und Reiche. Vor allem zog es viele Künstler nach Riehen.
So entstand eine originelle Mischung von sozialem Engagement. Geld, Finanz und
Wirtschaft. Caritas.Tradition. Kultur und Gartenstadt: das alles ist zwar in Basel selbst
und auch in der weiteren Umgebung anzutreffen, doch sind dort die Anteile und Mischungsverhältnisse
andere als in Riehen, was beispielsweise in der Lokalpolitik (seit
1924 besitzt Riehen ein Parlament, den heute vierzigköpfigen Einwohnerrat) zum Ausdruck
kommt.

Nach der Kantonstrennung von 1833 blieb Riehen - widerwillig - bei der Stadt, die bis
heute im Umgang mit den wenigen ihr verbliebenen Gemeinden Mühe bekundet. Vordergründig
geht es dabei meist um Steuerabgrenzungen, hintergründig aber um Unverständnis
gegenüber einem Gemeinwesen, in dem die Uhren ein klein wenig anders als
in Basel gehen.

Zurück zu Spittler: besonders fromm sind die Riehener durch seine Gründungen
nicht geworden. Daß sie aber trotz ihrer exponierten Grenzlage von zwei Weltkriegen
weitgehend verschont geblieben sind, empfanden sie als Bewahrung.

Seit bald 25 Jahren ist die einst stürmische Entwicklung Riehens etwas zur Ruhe gekommen
. Die hier ein wenig stiefmütterlich behandelte Geschichte der Zeit seit 1880
hat die meisten der heute sichtbaren Akzente gesetzt. Und doch lassen sie sich ohne das
Vorausgegangene nicht denken. Wer darüber mehr wissen will, sei gerne auf folgende
Literatur verwiesen:

G(ottlieb) Linder: "Geschichte der Kirchgemeinde Riehen-Bettingen", Basel 1884

L(udwig) Emil Iselin: "Geschichte des Dorfes Riehen". Basel 1923

"z"Rieche. Ein heimatliches Jahrbuch". Riehen 1961ff.

"Riehen - Geschichte eines Dorfes". Riehen 1972

Michael Raith: "Gemeindekunde Riehen", Riehen21988

(in allen Werken weiterführende Literatur)

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