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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 17
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0019
Er tat sich ebenfalls als unerschrockener Kämpfer gegen politisches Unrecht hervor
und geriet deswegen in Konflikt mit dem Direktorium der Helvetik. also mit der frankreichhörigen
Regierung der damaligen Schweiz. Diese ließ ihn am 16. Mai 1799 in Baden
(Aargau), wo er gerade zur Kur weilte, verhaften und nach Basel, wo er tags darauf
eintraf, deportieren. Bis zum 10. Juni 1799 wurde er im Haus des Regierungsstatthalters
gefangengehalten.

Nach seiner Freilassung konnte er aber nicht nach Zürich zurückkehren, weil seine
Heimatstadt am 6. Juni 1799 in die Hände der Österreicher gefallen war und an ein Passieren
der militärischen Front nicht zu denken war. Es bot sich jedoch die Gelegenheit,
von Basel aus durch die Markgrafschaft Baden von den französischen hinter die österreichischen
Linien zu gelangen. Am 13. August brach er in der Rheinstadt auf, und am
16. August zog er wieder im heimatlichen Pfarrhaus ein. Als die Franzosen am 26. September
1799 Zürich zurückeroberten, wurde Lavater von einer Gewehrkugel getroffen
. Von qualvollem Leiden erlöste ihn am 2. Januar 1801 derTod. Er konnte noch die
beiden Bändchen "Freymüthige Briefe von Johann Kaspar Lavater über das Deportationswesen
und seine eigene Deportation nach Basel" (Winterthur 1800/01) herausgeben
. Dort (Band 2. Seiten 291 bis 301) beschreibt er seine Reise durch das Wiesental
nach damals noch vorderösterreichischem Gebiet.

Wir geben diese Schilderung im folgenden durch Anmerkungen kommentiert im Originalwortlaut
wieder.

<Ich hatte Winke bekommen, mich jeden Moment in Bereitschaft zu halten - doch
durfte von meinem Vorhaben keiner Seele, meine zween Freunde l) ausgenommen, das
mindeste gesagt werden. Ich ließ mich einladen, auf den nächsten Sonntag nach derWö-
che. in welcher ich allenfalls durchzukommen einige Hoffnung hatte - in der Sankt Leonhardskirche
zu predigen21 - welches ich mit dem Bedinge annahm, wofern keine Er-
laubniß von Sieyes3) bewirkt ankomme, daß ich nach Hause kehren könne. Dieß ward
ganz natürlich befunden. Unterdeß setzte ich mich, so viel es sich thun liesse. mit der
unbemerkbarsten Stille in die möglichste Bereitschaft, bezahlte, was ohne Verdachterregung
bezahlt werden konnte, und sandte alles Entbehrliche - unter dem Titel: Unreine
Wasche, an Freund Schorndorf.4' Da mein kluger Hauswirth~ * mir alle Hoffnung,
durchzukommen, benommen hatte, so sagt" ich auch ihm kein Wort.

Sonntags den 12. August61 kam die Mittelsperson ab dem Lande zur Predigt nach Basel
, und gab mir mit zwey Worten einenWink: Daß ich mich alle Tage bereit halten sollte
- indem wegen Abwechselung der Vorposten die Sache bald ins Reine gebracht werden
müsse. Die itzigen Offiziere kennen ihr Haus - bis die folgenden ihnen so bekannt würden
, könnte es lange anstehen. Man wolle es mir sagen lassen, sobald man die Sache
völlig reif glaube - Man wolle bald mit dieser bald mit jener Gesellschaft über die Gränz-
linie, zum Besuche benachbarter Freunde, mit Bewilligung des wachehabenden fränkischen
Offiziers.7) der nichts Arges denke, hinausgehen, und ihn so an diese Art des Hinüberschreitens
gewöhnen. Da ich den versprochenen Wink erhielt, sagt' ich's nur meinen
beyden Freunden - und versprach ihnen, alles mögliche zu thun. daß sie bald nachfolgen
könnten. Uebrigens war die Sache noch so sehr ungewiß, daß keine Klugheit mit
Zuversicht einen glücklichen Ausgang hätte versprechen können. - Doch war*s Pflicht,
meinem Freunde noch den Auftrag zu geben: "Wenn ich am Sonntage nicht zurück seyn
würde. Alles zu bezahlen, was ich etwa schuldig seyn mogte."

Dienstags höhlte mich, nachdem ich's vorher rechts und links gesagt hatte, daß ich
für ein Paar Tage Freund H.81 auf dem Lande besuchen wolle - dieser Freund H. in einer
Chaise ab. Kaum trat ich in seinem Hause ab. so füllte ich alle meine Taschen so gut wie
möglich an. um das Nöthigste nicht zu mangeln, und gieng mit Ihm an den bestimmten

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