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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 35
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0037
Außerdem entstanden in der Umgebung des Granitplutons Risse oder Klüfte im Gestein
, verursacht durch enorme Spannungen, die der aufdringende Pluton hervorrief.
Diese Gesteinsklüfte sind teilweise mehrere Dezimeter, mitunter sogar Meter breit.
Als das heiße Magma des Granitplutons abkühlte, zirkulierte in diesen Klüften mineralreicher
Dampf, der unter 400 °C zu Mineralwasser kondensierte. In der sogenannten
Restkristallisation bildeten sich an den Wänden der Klüfte Minerale. Auf diese Weise
entstanden nacheinander pegmatitische, pneumatolytische und hydrothermale Lagerstätten
,31 die alten Gesteinsklüfte wurden zu Mineral- und Erzgängen.

Diese Erzgänge sind im Laufe der Erdgeschichte von der Erosion derVogesenbäche an
denTalhängen freigelegt worden. Sie waren ein Grund für die Besiedlung derVogesen.

In Sainte-Marie-aux-Mines hat derVogesenbach Liepvrette eine ganze Menge solcher
Erzgänge im Paragneis41 freigelegt, die seit dem Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein
ausgebeutet wurden. Im 17. Jahrhundert gab es allein hier über 200 Silber-, Blei- und Kupferminen
.

Begonnen wurde der Abbau von Erzen im Mittelalter durch Grundherren, die über genügend
Kapital, Macht und Vermarktungsmöglichkeiten verfügten, um diesen Reichtum
des bis dahin gemiedenen Waldgebirges für sich zu nutzen.

Im Mittelalter wurden die Gangerze vor Ort ausgeschmolzen, um den damals umständlichen
und teuren Transport des tauben Gesteins zu vermeiden. Den Minenbetreibern kamen
dabei der Waldreichtum und die Vielzahl der Bäche entgegen. Köhler stellten Holzkohle
für die kleinen Schmelzöfen her, Hammerschmiede verarbeiteten das ausgeschmolzene
Erz mit Wasser als Energieträger in sogenannten Hämmern weiter. So gab es Beschäftigung
für eine Reihe von Menschen, die in den Vogesentälern und der Umgebung der Minen
ihr Auskommen fanden.

Im 19. Jahrhundert wurde dieser Standort der Erzverarbeitung unrentabel, als die Erz-
verhüttung mit Hilfe von Kohle entdeckt wurde und auch die Wasserkraft als Energieträger
durch Kohle und Dampfmaschine ersetzt wurde. Die Erzverhüttung verlagerte sich
nach Lothringen, wo Kohle und Eisenerz aus sekundären Lagerstätten in der Minette gefunden
wurden. Die Industrie der Erzförderung und Erzverarbeitung in den Vogesentälern
erlebte ihre erste große Strukturkrise und ihren ersten großen Strukturwandel.

Viele Arbeitskräfte gingen in andere Industriebranchen, die zum Teil aus dem Waldgewerbe
hervorgegangen waren, wie Holzverarbeitung, Musikinstrumentenbau, Flößerei,
Glashütten, Papierindustrie u.a., aber auch zum Teil von außen her dem Arbeitskräftepotential
folgend in die Vogesentäler vorgedrungen waren, wie die Textilindustrie.

Sie ist aus der Schweiz kommend über Mülhausen in die Vogesen gelangt, wobei neben
den Arbeitskräften auch das Brauchwasser Standortfaktor war. Die Abwanderung von Bevölkerung
aus den Vogesentälern hält bis heute an, da sich auch die großen Industriezentren
in der verkehrsgünstigen Oberrheinebene entwickelt haben.

Mülhausen - Beispiel für ein modernes Industriezentrum im Elsaß

Die Entwicklung Mülhausens geht auch auf politische Ereignisse zurück. 1746 gründeten
die Unternehmer Dollfus, Schmalzer und Koechlin eine Fabrik für bedruckte Baumwollstoffe
(Kattun), die zunächst in starker Konkurrenz mit englischen Baumwollzentren
wie Manchester (Manchesterhosen) stand: Die Engländer konnten aus ihren Kolonien,
besonders Amerika. Indien, Ägypten, billige Rohbaumwolle auf billigem Seeweg zu einem
küstennahen Verarbeitungsort (Manchester) einführen und ihre Fertigprodukte auf
dem gesamten europäischen Kontinent preisgünstig absetzen.

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