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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 49
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0051
fraß sich das Geschehen bis 1918 als Stellungskrieg in denVogesen fest. Das ganze Elsaß
war während des Krieges rückwärtiges Operationsgebiet, in dem der Belagerungszustand
herrschte. Der Landtag trat nur noch selten zusammen: die tatsächliche Gewalt
lag in den Händen der ungeliebten, verhaßten Preußenoffiziere. Sie griffen häufig und
rabiat in die inneren Verhältnisse des Landes ein, verboten trotz klarer gesetzlicher Regelungen
den Französischunterricht an den Schulen, ließen Dörfer an der Frontlinie
evakuieren und Tausende von "unzuverlässigen Elementen" im Reichsinnern (z.B.
Holzminden) internieren. 150.000 Elsaß-Lothringer kämpften in diesem Krieg für
Deutschland, alle an der Ostfront. Rund 30.000 von ihnen sind gefallen. 20.000 gerieten
in Gefangenschaft. Im Oktober 1918 kam es auch in Elsaß-Lothringen zur Parlamentarisierung
. Anfang November bildeten sich in den größeren Städten Arbeiter- und
Soldatenräte. Das alles blieb Episode; denn überall im Elsaß, so will es zumindest die
Legende, begann nun ein emsigesTreiben: Man nähte heimlichTrikoloren und brachte
den Kindern die Marseillaise bei. Zwischen dem 17. und 22. November marschierten
dann die Franzosen unter dem Jubel der Bevölkerung mit Weißbrot und Rotwein ein -
das deutsche Reichsland Elsaß-Lothringen hatte aufgehört zu bestehen.

Nachdenklichere Beobachter haben später gemeint. Jubel habe es nur in den Städten
gegeben: die Landbevölkerung hätte dem Vorbeimarsch der Franzosen eher schweigend
zugesehen. Und ausgerechnet der Abbe Wetterle, der glühendste Verfechter der
französischen Sache, soll gesagt haben, seine Landsleute hätten 1918 auch den Chinesen
zugejubelt, wenn man ihnen nur zu essen versprochen hätte. Solche Äußerungen
zeigen die Ernüchterung an, die sich nach derWiederangliederung an Frankreich bald
breitmachte. Diese galt den Franzosen einfach als "desannexion". als das Rückgängigmachen
aller Veränderungen und Prägungen, die in achtundvierzig Jahren der Zugehörigkeit
des Elsasses zu Deutschland erfolgt waren. "An der neuen, mit blau-weiß-rotem

Abb. 6: Hansi: Die Breisacher Rheinbrücke 1918

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