Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 56
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sässischen Rekruten betranken sich häufig ganz bewußt und zogen dann lärmend und
unter Absingen der Marseillaise durch die Straßen. In Nothalten marschierten sie hinter
einem Ochsen her. dem die Parole "Führer befiehl, wir folgen dir" angeheftet war.
Die dreihundert Einberufenen des Kreises Molsheim ziehen im Februar 1943 mehrfach
die Notbremse des Zuges, der sie nach Zabern bringen soll. Die Waggons sind über und
über bemalt mit Parolen wie "Vive Giraud, Vive de Gaulle". In Zabern skandieren sie
"Vive la France, merde la Prusse. De Schwowe mehn zürn Ländel nüss."23) Als sich zahlreiche
Elsässer der Wehrpflicht durch Flucht oder Desertion entzogen, reagierten die
Nazis mit Sippenhaft und Deportation. Dennoch hörten die Verweigerungen nicht auf.
Zum Beispiel wollten am 12. Februar 1943 achtzehn junge Wehrpflichtige aus Ballersdorf
im Kreis Altkirch gewaltsam die Grenze zur Schweiz überschreiten. Es kam zu einem
Feuergefecht, bei dem ein Grenzschutzbeamter und drei Ballersdorfer getötet
wurden. Drei Tage später verurteilte ein Sondergericht in Straßburg dreizehn der jungen
Männer zum Tode. Sie wurden am 17. Februar um 15 Uhr erschossen. "Einen Gnadenerweis
habe ich abgelehnt", berichtete Wagner an den Chef der Reichskanzlei.24'
Insgesamt wurden zwischen 100.000 und 140.000 Elsässer eingezogen und an der Ostfront
eingesetzt; zwischen 25.000 und 40.000 sind umgekommen, rund 30.000 wurden
verwundet, 50.000 gefangengenommen und oft bis weit über das Kriegsende inTam-
bow und anderen sowjetischen Lagern festgehalten. Der letzte der "Malgre-nous".
Jean-Jacques Remetter. ist erst 1955 in seine elsässische Heimat zurückgekehrt.

Abb. ILHansi:
Die große englischfranzösisch
-amerikanische
Kehrmaschine

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