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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 58
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ür Dessin de Roland BEUCKERT.

Abb. 12: Marianne (Scherzname für Frankreich) schneidet der Elsässerin
(dem Elsaß) die deutsche Zunge ab (Le Monde, 7. Juni 1978. S. 23)

ter spielt der Rhein wieder seine ihm von der Geographie vorgezeichnete Rolle, Integrationsraum
eines geeinten Europas zu sein.27' So hat das Elsaß in unserer Zeit Entwicklungsmöglichkeiten
wie niemals zuvor in seiner Geschichte, und man kann die Entwicklungen
in Wirtschaft oder Verkehr, die unter solch günstigen Bedingungen in Gang
gekommen sind, mit ihren guten oder weniger guten Folgen ja überall beobachten.

Bei aller deutsch-französischen Harmonie hat doch einThema lange für Verbitterung
gesorgt: die Entschädigung der Zwangseingezogenen. Ein Entgegenkommen hatte die
deutsche Seite von einer Regelung der Frage des Mundatwaldes abhängig gemacht, der
1949 von Frankreich beansprucht wurde, um die Wasserversorgung der Stadt Weißenburg
zu sichern. So ist man erst 1984 einer Lösung nähergekommen, indem die von
Deutschland finanzierte "Stiftung für deutsch-französische Verständigung" an die überlebenden
elsässischen Wehrmachtsangehörigen oder ihre Witwen Zahlungen von allerdings
eher symbolischer Größe geleistet hat.

So könnte das Elsaß heute an sich die Rolle spielen, die ihm im Zeitalter eines übersteigerten
Nationalismus verwehrt war, nämlich Ort der Vermittlung und Verschmelzung
deutscher und französischer Kultur zu sein. Leider ist dies aber wohl mehr
Wunschbild als Wirklichkeit. So wie Straßburg als Europa-Hauptstadt gegenüber Brüssel
immer mehr ins Hintertreffen gerät, so haben sich auch im ganzen Elsaß die Voraussetzungen
für diese Mittlerrolle geändert. Denn in denTurbulenzen seiner Geschichte
seit 1870 hat das Elsaß seine Identität ausgeprägt und schließlich auch wieder verloren.
Elsässische Identität ist Teilhabe an zwei Kulturen; "TAlsacien est ne international".28'
Das mag heute noch zutreffen, aber nach den bitteren Erfahrungen mit dem nationalsozialistischen
Deutschland ist doch konsequent ein Weg beschritten worden, der wegführt
von dem alemannischen, deutschen Element jener Identität und damit das französische
stärkt. Wahrscheinlich werden in zwei Generationen nicht nur das Hochdeut-

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