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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 71
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0073
Der Brief ist von einem ungeübten Schreiber verfaßt.

Das Entschlüsseln derartiger Hilferufe gehört durchaus zum Verstehensvorgang. Die
oft unvollständigen Worte und die dem Sprechduktus folgende Schreibweise erzwingen
eine aufmerksame Lektüre. Auftretende Wortverdoppelungen kennzeichnen die langsame
und verkrampfte Hand des Schreibers. Dies ist weniger charakteristisch für unseren
Auswanderer, als für die ländlichen Schulverhältnisse jener Jahre.

Den Bitten des Konrad Häßler wurde keinesfalls entsprochen. Die jüngeren Kinder
Agnes und Konrad folgten ihm erst 1867 nach Amerika -10 Jahre nach seinem Brief.
Die älteste Tochter Elisabeth hatte er bereits im November 1854 auf eigene Rechnung
über Straßburg nachgeholt. Dabei hatte Häßler sich alle Mühe gemacht und sich in seinem
Schreiben gut informiert gezeigt. So wies er nicht nur auf den Agenten Kisling in
Eschbach hin. sondern nannte einen u.U. billigeren aus Colmar und empfahl als günstigste
Reiseroute das Schiff von Le Havre nach New Orleans.

Unerlaubt entwichen war im April des Jahres 1854 auch der Ebringer Martin Schüler.
Wir werden auf seinen ausführlichen Brief vom 29. Oktober 1854 noch zu sprechen
kommen. Auch er hat Frau und Kinder zurückgelassen und später versucht, sie nachzuholen
. Dieser "Fall" hatte einen längerfristigen Schriftwechsel zur Folge, der im Gemeindearchiv
Ebringen unter der Überschrift "Die Heimliche Entweichung des Martin
Schüler betrfd.'051 gesammelt ist.

Ein 27jähriger Hartheimer beantragte 1884 die nachträgliche Staatserlaubnis und die
Entlassung aus dem badischen Staatsverband. "Der ledige Lorenz Speicher hatte nach
anliegendem Militer Paß über seeischen Urlaub vom 9. Jänner 1883 bis 9. Jänner 1884.
Da nun dieser Urlaub abgelaufen ist. so hat derselbe durch seinen Bruder Georg Speicher
von hier das Ansuchen stellen lassen, um nachträgliche Staats Erlaubniß zu seiner
Auswanderung einzuholen.. ."36)

Mit der erteilten Erlaubnis vom 25. Februar 1884 wird die Auswanderung des Lorenz
Speicher nachträglich legalisiert.

Die Dunkelziffer bei unerlaubten Auswanderungen und Entweichungen muß als
sehr hoch veranschlagt werden, da dies nicht zuletzt eine gangbare Möglichkeit zum
Untertauchen gewesen ist.

6. Besuche und Gegenbesuche.

Neben den sicherlich zahlreich gewechselten Briefen - von denen uns nur ein Bruchteil
überliefert ist - haben Besuche von Neuamerikanern in der alten Heimat und Besuchsreisen
von hier nach Amerika stattgefunden. In den hier genannten Orten ist das

Jahr 1852 der erste Besuch aus Amerika aktenkundig.
Am Fronleichnamstag 1852 kam Pater Joseph Kundek. "Missionspfarrer zu Jasper im
Staate Indiana"1' für zweiTage nach Pfaffenweiler, "da die meisten seiner Parochianer
aus Pfaffenweiler stammende Auswanderer sind." Pfarrer von Kleiser notierte weiter
über diesen Besuch:

"Er brachte Nachricht den hiesigen Verwandten und gab allen Audienz, die
Nachricht oder Auskunft erhalten wollten. Man kann sich denken, welch ein
Zulauf im Pfarrhof gewesen. Rührend war es zu sehen, mit welcher Teilnahme
man sich um seine Angehörigen im fremden Welttheile erkundigte."38'
Am 4. März 1861 machten sich drei junge Männer aus Bremgarten auf den Weg nach
Sandusky. Ohio, "wo sie Verwandte haben".~9)Wendelin Grathwohl. Lambert Link und
Gustav Philipp waren zwischen 23 und 27 Jahre alt und nahmen zusammen 1.100 Gul-

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