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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 72
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0074
den als Reisegeld mit. Charles Dickens hat wenige Jahre vorher, 1842 Upper-Sandusky
noch als Indianerdorf beschrieben:

"Eine Ansiedlung von Wyandot-Indianern bewohnt diesen Ort. Unter der Gesellschaft
beim Frühstück war ein sanfter alter Herr, der seit vielen Jahren von
der Regierung der Vereinigten Staaten als Unterhändler zwischen ihr und den
Indianern angestellt war. Eben hatte er mit diesem Volke wieder einen Vertrag
abgeschlossen, durch welchen sie sich für ein ansehnliches Jahresgehalt verpflichteten
, sich kommendes Jahr auf ein Gebiet zurückzuziehen, das ihnen angewiesen
worden war.(...) Er hatte viele solche Auswanderungen mit angesehen
, und stets war es ihm ein peinlicher Anblick gewesen, obgleich er wußte,
daß sie zu ihrem eigenen Besten hinwegzogen../'40'

Wir wissen nichts von den Eindrücken, die unsere drei Bremgartener "Touristen" in
der Neuen Welt erlangt haben. Festzuhalten bleibt an diesem eher zufälligen Beispiel,
daß alle Auswanderer aus der Perspektive Amerikas zu Einwanderern werden und auf
Strukturen und Lebenswelten getroffen sind, mit denen sie umzugehen hatten. Wie haben
die früher nach Sandusky gelangten Verwandten dieses Dorf erlebt? Was haben sie
hier vorgefunden?Wie ist der Anteil unserer Auswanderer an der Neu-Besiedlung Amerikas
einzuschätzen? Denn sie sind nicht in ein unbewohntes Land gekommen.

Über die bloße Rekonstruktion der Auswanderungen hinaus ist die Beschreibung
der Einwanderung und des Sich-Niederlassens längst überfällig und sollte weitaus stärker
als bisher vermittels deutsch-amerikanischer Unternehmungen gefördert werden.
In den vorzüglich verwalteten amerikanischen Archiven läge Material genug.

1891 kam der recht erfolgreiche Amerikaner Mathäus Birkenmeier aus St. Louis,
Missouri, nach Ebringen zu Besuch. Der inzwischen 57jährige zählte 1854 mit seinen
Eltern und Geschwistern zu jener Gruppe, die auf Gemeindekosten nach Amerika
"spediert" worden war. Als Andenken dieses Besuchs hängt im Ebringer Rathaus, dem
'Schloß*, ein farbenprächtiger Öldruck, den Mathäus Birkenmeier der Gemeinde zum
Geschenk gemacht hat. Er trägt den unbescheidenenTitel:

"ATriumphal Journey of the
Anhauser=Busch Brewing Association5.
Bottled Beer Around the World."

Ein handschriftlicher Eintrag auf der Rückseite des Bildes lautet:

"1891. Angedenken von Matheus Bürkenmeier welcher im Jahr 1854. von Seite
der Gemeinde Ebringen nach Americka geliefert wurde mit 9 Geschwister Vater
Ottmar Bürkenmeier welcher auf dem Meere starb und wurde aber in Avre begraben
. Matheus Bürkenmeier kam wieder nach Dutschland und besuchte die
Heimat, vom lOten Juli bis 27ten August 1891. zeichnet: Carl Mißbach, derzeit
Gemeinde Rath."41)

Wie selbstbewußt und 'amerikanisch' dieser Besucher in Ebringen aufgetreten sein
mag und wie er hier aufgenommen worden ist, lassen zwei weitere Einträge auf der
Bildrückseite erahnen:

"von ano 1885 haben wir bereits keinen Wein mehr bekomen
aus einem Morgen nur 3 Hektoliter
wir haben traurige Zeiten erlebt."
"Junge Leute nach Amerika mus rathen".

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