http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0077
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Der Lorenz Burkart last seine Muter auch grüßen und er werde Jhnen längsten
in 14Tagen auch ein Brief senden wen er ein nachricht hat vom Emilan ab sie ein
glückliche Reiß gehabt wir haben es einmal nicht geglaubt es ist in der Zeitung
gekomen das ein Unfall auf der Eisenban forgefallen ist. wo sie hinn. und an
demselbenTag. Dan komt es aber wieder änderst das es auf derWester Bahn gewesen
und nicht auf der Nortbahn.
Nicht alle Informationen des Briefs sind klar zu entschlüsseln. Martin Schüler hat
keinesfalls das Dasein eines Siedlers im Blockhaus geführt, wie der Mythos von
Amerika die Gründungsszenen gerne verklärt. Schüler versuchte sich in verschiedenen
Geschäften. "Hr Millers Bilder" meinen die Erzeugnisse eines in Ebringen
wohnhaften Webers namens Müller. Die gewobenen Bilder zeigten religiöse Motive
im damals beliebten nazarenischen Stil. Er scheint nur Mariendarstellungen nach
Amerika mitgenommen zu haben, wie sein Bedauern über fehlende Christusbilder
vermuten läßt.
Des weiteren behandelt der Brief Erbschaftsangelegenheiten und nimmt Stellung zu
Urteilen und Meinungen, die in Ebringen über den Schreiber im Umlauf waren. Der
Informationsfluß scheint in der Frühphase der Auswanderungen sehr intensiv gewesen
zu sein. Wohin er dem "Emilan". d.i. Emilian Burkhard, "bis dorthin" nachfolgen
wollte, wissen wir nicht genau. Es könnte Philadelphia gewesen sein, wo E. Burkart im
Jahre 1856 nachweislich sich aufgehalten hat. Aufschlußreich seine Aussagen über die
Kirchenplätze, die man sich mieten mußte, so daß er sich lieber auf die Stiege gestellt
hat. wo er sich notfalls auch hinsetzen konnte. Wie zahlreiche andere Auswanderer hat
Martin Schüler seinen Angehörigen Geld geschickt. In Amerika haben die Emigranten
aus gleichen Orten offenbar intensiven Kontakt gehalten und sich gegenseitig geholfen
. New York war bereits 1854 ein teurer Übernachtungsplatz. Schüler scheint seinen
Neubeginn in Amerika zusammen mit dem Lorenz Burghart, ebenfalls aus Ebringen,
organisiert zu haben. Der Brief wurde "per Steemer". mit Dampfpostschiff, über Bremen
nach Frankfurt geschickt, wo er bereits am 24.Nov. 1854 abgestempelt worden ist.
nach weniger als 4Wochen. Das Schreiben seines Bruders hatte er 20Tage nach Absen-
dung in der Hand.
Der Abschied von zu Hause habe ihn "noch nicht Groß schwer gemacht", heißt es
selbstbewußt. Ob er seine Kinder und die alten Ebringer Freunde allerdings nur bei
sich wünschte, "um kürzere zeit zu haben", darf nach dem Ton des Schreibens bezweifelt
werden. Die brüchige Orthographie zeigt, daß er wie die meisten der Auswanderer
keinesfalls gewohnt war. lange Texte mit eigener Hand zu schreiben. Dabei war er zu
ironischen und witzigen Formulierungen fähig, wenn er in Anspielung auf seine Entweichung
bzw. seine Ankunft in Amerika eingangs vom "verkündigungstage des vierteljährigen
Jubileums" schreibt.
Über den genauen beruflichen und gesellschaftlichen Werdegang der Ausgewanderten
wissen wir ebenfalls wenig.
In Jasper war eine große Mühle einige Generationen lang im Besitz der aus Pfaffenweiler
stammenden Familie Eckert. Der Mitbegründer dieser Mühlenbesitzerdynastie.
Franz Xaver Eckert, hatte auch Steinbrüche in seinem Besitz. Er muß sehr wohlhabend
gewesen sein, da er sich die große Geste leisten konnte, unentgeltlich die Steine zum
Bau der großen katholischen Kirche von Jasper zu liefern. Pfarrer von Kleiser notierte
in seiner Auswandererstatistik über den 1804 geborenen und 1847 ausgewanderten EX.
Eckert:
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