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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 80
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0082
Nach der ersten großen amerikanischen Finanzkrise von 1837 folgte 1857 eine umfassende
Wirtschaftskrise, in deren Gefolge Hunderttausende arbeitslos wurden. Tausende
der eben erst Eingewanderten versammelten sich in den Hafenstädten an der
Ostküste und versuchten, nach Europa zurückzukehren.51' Ein amerikanischer Arbeitstag
dauerte 1859 im Durchschnitt 16 Stunden. 1863 verdienten Näherinnen von
Baumwollhemden 24 Cent an einem 12-Stunden-Arbeitstag.^21 Leicht war der Start in
Amerika wohl nur in den selteneren Fällen. Und doch waren in der Neuen Welt wenigstens
die Möglichkeiten eines eigenen Beginnens gegeben, da der persönliche Status im
Unterschied zu Europa nicht schon bei der Geburt nahezu unabänderlich festgelegt
war. Und Initiative, die nicht selten in der Unzufriedenheit mit der alten Lebenswelt
wurzelte, haben die Einwanderer mitgebracht.

"Nicht die Ärmsten sind ausgewandert, sondern diejenigen, die mit den untersten
Sprossen der sozialen Leiter nicht zufrieden waren. "^

8. Jasper/Indiana und die Nachgeschichte.

1985 haben Pfaffenweiler und die etwas mehr als zehntausend Einwohner zählende
Stadt Jasper sich offiziell zu Partnergemeinden erklärt. Der Festakt wurde anläßlich
des lOtägigen Besuchs einer Delegation aus Pfaffenweiler in Jasper begangen. Ziel dieser
Verbindung ist die Intensivierung der Kontaktpflege. Wesentlich hierbei sind u. a.
der vom Faustgymnasium Staufen mit der Jasper High School gepflogene jährliche
Schüleraustausch, Besuche und Gegenbesuche ganzer Bevölkerungsgruppen und Studienaufenthalte
. Zur Zeit leben ein Schreinergeselle und eine Gymnasiastin für mindestens
ein Jahr in Jasper. Sie arbeiten bzw. besuchen die Schule und leben in einer Gastfamilie
.

Jasper war zentraler Zielort für viele Auswanderer der Gemeinde Pfaffenweiler. Im
Telefonbuch finden sich dementsprechend häufig die geläufigen Alt-Pfaffenweiler Familiennamen
Eckert, Eckerle, Gutgsell etc.

Neben der röm. -kath. Josephskirche steht das sog. >Baumann-Kreuz<. Es war anläßlich
der heil überstandenen stürmischen Überfahrt 1847 vom Steinhauer Johann Georg
Baumann gestiftet worden. "Baumann war immer ein braver Jüngling; daß es ihm jenseits
des Meeres gut gehen möge. "54) - hat Pfarrer von Kleiser wohlmeinend in seiner Liste
bemerkt. 1848 errichtet, wurde das Kreuz 1928 durch einen schweren Sturm zerstört
und 1932 in seinem heutigen Erscheinungsbild wiederhergestellt. Die entscheidende
Mitwirkung der zahlreich aus Pfaffenweiler emigrierten Steinhauer beim Bau der Josephskirche
versteht sich beinahe von selbst. Auf dem Friedhof stehen noch etliche
Grabsteine, deren Inschriften an Auswanderer der L und 2. Generation erinnern.

Das moderne Jasper ist eine wohlhabende Kleinstadt, die sich selbstbewußt Nationale
Hauptstadt des Holzes< nennt. Die Herstellung hochwertiger Möbel (vor allem
Büroeinrichtungen), der Klavierbau und die dazugehörigen Fertigungszweige sind absolut
vorherrschend.Tagsüber verdoppeln die zahlreichen Einpendler die Einwohnerzahl.

Der seit den Pilgervätern gepflogenen Selbststilisierung Amerikas zum >Garten
Eden<, dem gottgegebenen Land, das in den Händen eines auserwählten Volkes zum
Erblühen gebracht werden muß, entspricht der Entstehungsmythos der Stadt Jasper:
An einem alten Indianerpfad gelegen,wurde das Siedlungsgebiet kurz nach 1800 von einer
Familie Enlow in Besitz genommen. Als man für die entstehende Gemeinde einen
Namen suchte, habe die Ehefrau eines Enlow ihr Exemplar der Bibel aufgeschlagen
und mit dem Finger auf folgende Passage aus der Offenbarung des Johannes gedeutet.

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