http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0084
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Abb. 8: Partnerschaftsaufkleber Pfaffenweiler - Jasper/Indiana
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Um 1850 stellten die Einwanderer aus Pfaffenweiler die Mehrheit der katholischen
Ortsbewohner, wie Pfarrer Kundek anläßlich seines Besuchs in Pfaffenweiler berichtet
hat.
Ihr heutiges Selbstverständnis als Deutschamerikaner zeigen viele Bürger Jaspers
beim alljährlichen >Strassenfest<. das vom gesellschaftlich sehr angesehenen deutschen
Verein< ausgerichtet wird.
Im Sommer 1987 war die BatzenbergerWinzerkapelle Pfaffenweiler zu diesem überregional
bekannten >deutschen< Fest eingeladen und ist Ende Juli zu diesem zweiten offiziellen
Besuch nach Südindiana abgereist.
Für die meisten Teilnehmer wurde der zehntägige Aufenthalt in Jasper und Indianapolis
zu einer Traumreise. Die mehr als herzliche Aufnahme der "Verwandten" und
Freunde aus Pfaffenweiler war mehr als der bloße Beweis für das seit Jahren eher wachsende
amerikanische Interesse an 'Herkunftsforschung*, das Archivare und Ortsgeistliche
manchmal erdrückt.
Während des dreitägigen Festes war Jasper in den deutschen Farben dekoriert. Kinder
trugen schwarze Shorts, rotesT-shirt und eine goldene Schleife im Haar. Bei der großen
Parade am Sonntag fuhr ein schwarz-rot-goldener Blumenwagen mit, und die
Schaufenster der Innenstadt waren mit Souvenirs und Mitbringseln vieler Deutschlandreisen
dekoriert: mit Prospekten verschiedener Landesteile, Weinflaschen, Krügen,
bayrischen Trachtenfiguren und Bollenhutträgerinnen. Diese scheinbare Oberflächlichkeit
und der Auslandsnationalismus erwiesen sich bei näherem Hinsehen eher als
unverkrampfter Umgang mit Versatzstücken hiesiger Tourismuskultur. So scheute sich
ein führendes Mitglied des >Deutschen Vereins< nicht, sich in der sengenden Hitze während
der Parade seiner emblemgeschmückten Jacke zu entledigen. Die breiten Träger
seiner bayrischen Lederhose über der nackten Brust und den mitWanderer-Ansteckern
reich versehenen Sepplhut auf dem Kopf winkte er den Teilnehmern zu. Kaum auszudenken
, was ein organisierter Trachtenträger sich während eines hiesigen Umzugs mit
einem derartigen Vergehen an Schelte einhandeln würde.
So konnte mich auch die ernsthafte Anfrage des >Deutschen Vereins< nicht mehr verwundern
, ob ich nicht behilflich sein könnte, ihnen einige Alphörner zu besorgen.
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