http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0090
Gebiet der vier Waldstädte am Hochrhein einzufallen. Herzog Bernhard nahm diesen
Vorschlag an und erkämpfte sich im Oktober 1637 mit seiner auf rund 3 500 Mann zusammengeschmolzenen
Armee einen Weg durch den Sundgau und die Gebiete des Bischofs
von Basel. Mitte Oktober zog er das Tal der Birs hinauf und besetzte die baseischen
Schlösser Angenstein und Pfeffingen sowie den wichtigen Birspaß Zwingen. In
den Freibergen (Franche Montagne) bezog er nun mit seinem Heer die Winterquartiere
und verstärkte sich durch zahlreiche Neuanwerbungen.
Dieser Einmarsch in das Grenzgebiet der Eidgenossenschaft rief natürlich große Erregung
unter den katholischen Orten hervor, doch den reformierten Orten gelang es,
diese zu beschwichtigen.
Der Einfall in die vier Waldstädte
Der Schweizer Obrist von Erlach von Castelen hatte dem Herzog deshalb den Einfall
in das Hochrheingebiet vorgeschlagen, weil hier mehrere Brücken einen günstigen
Übergang auf das von den Kaiserlichen gehaltene rechtsrheinische Gebiet boten. Allerdings
handelte es sich dabei um ein äußerst gewagtes Unternehmen, das Bernhard von
Weimar wohl auch deshalb durchführte, um sich dadurch von der demütigenden Abhängigkeit
Frankreichs zu lösen.
Die Gelegenheit für einen Angriff war allerdings sehr günstig, denn die kaiserlichen
Truppen hatten sich in ihre Winterquartiere nach Bayern und Schwaben zurückgezogen
. Bernhard von Weimar nützte nun die Sorglosigkeit des Gegners aus und brach am
28. Januar 1638 mit etwa 1 000 Reitern und ebensoviel Fußtruppen von Zwingen im Laufental
auf. Mit diesen zog er über die Birsbrücke bei Münchenstein durch neutrales Basler
Gebiet über Muttenz und Pratteln nach Äugst und von dort nach Stein bei Säckingen.
Nach dem Fall Säckingens, das praktisch ohne Besatzung war. bemächtigte sich eine
rheinabwärts gesandte Abteilung des Deutschordenshauses Beuggen. während der Herzog
selbst Laufenburg und Waldshut einnahm. Damit waren mit Säckingen. Laufenburg
und Waldshut bereits drei der vier Waldstädte in seinem Besitz, und dies ohne nennenswerte
Gegenwehr. Im Rückblick konnte der Biograph des kaiserlichen Generals Johann
von Werth, Friedrich Wilhelm Barthold, diese Ereignisse zu Recht wie folgt charakterisieren
: "Dies ist der unmerkliche Anfang von Begebenheiten, welche den schwedischen Waffen
wiederum die Übermacht im südwestlichen Deutschland errangen.":) Hierbei darf
aber nicht übersehen werden, daß das Heer Bernhards von Weimar nicht nur aus Schweden
bestand, wie ja schon seine Anwerbungen im DelsbergerTal zeigen. Genau wie auf
kaiserlicher Seite fochten auch hier Söldner aus aller Herren Länder, so daß wir im folgenden
nicht vom "schwedischen", sondern vom "weimarischen" Heer sprechen werden.
Nach der Einnahme der drei Waldstädte Säckingen, Laufenburg und Waldshut sowie
des Deutschordenshauses Beuggen wandte sich Herzog Bernhard nun gegen Rheinfel-
den, denn zur Sicherstellung seines Unternehmens brauchte er unbedingt diesen wichtigen
Rheinübergang. Dazu ließ er seine im DelsbergerTal zurückgelassenenTruppen,
deren Zahl man auf 6 000 schätzt, nachrücken und begann von seinem Hauptquartier
Schloß Beuggen aus mit den Vorbereitungen zur Belagerung.
Schon am 2. Februar war diese auf der linken Rheinseite gelegene, aber mit dem
rechten Ufer durch eine Brücke verbundene Stadt von beiden Seiten aus eingeschlossen
, wobei eine Fähre bei Beuggen die Verbindung zwischen den weimarischenTruppen
herstellte. Am 5. Februar begann dann der Herzog bei tiefem Schnee und grimmiger
Kälte die Belagerung.
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