http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0094
ger Überlegung hätten sie doch das Schlachtfeld in die Ebene zwischen Beuggen und
Rheinfelden legen sollen, so daß ihnen, wenn sie geschlagen wurden, der Weg nach
Rheinfelden über die Brücke offenstand. Nun aber legten sie ihn so, daß sie im Falle
der Niederlage von Brücke und Stadt abgeschnitten waren. Das wurde ihnen zum Verhängnis
."4' Bernhard von Weimar hat sich unmittelbar nach der Schlacht gegenüber
Albrecht von Wattenwyl zu der vorgefundenen Position des Feindes wie folgt geäußert:
"Je les ai rencontres en un lieu ä ma fantaisie et ä mon gre, je ne Teusse mieux su desi-
rer""' (Ich habe sie an einem Ort nach meiner Vorstellung und meinem Geschmack angetroffen
, ich hätte ihn nicht besser wünschen können).
Herzog Bernhard begann den Kampf, indem er Oberstleutnant Keller mit einer Abteilung
vorschickte, um die in den Büschen am Ufer bei Rheinfelden versteckten feindlichen
Musketiere zurückzutreiben. Bei dieser erfolgreichen Aktion gewann man auch
wieder die in der ersten Schlacht verlorenen Regimentsstücke, die aus Rheinfelden herausgeführt
worden waren, um im Kampf Verwendung zu finden.
Nach diesem erfolgreichen Vorstoß, bei dem allerdings Oberstleutnant Keller fiel,
rückte nun das weimarische Heer in voller Schlachtordnung von Beuggen her gegen die
Kaiserlichen vor. Dabei befehligte auf dem rechten Flügel Generalmajor Taupadel die
Reiterei, während Herzog Bernhard das Zentrum und den linken Flügel mit dem Fußvolk
und weiteren Reiterregimentern kommandierte.
Den an Zahl überlegenen Weimaranern. die auch mit Geschützen ausgerüstet waren,
gelang es schnell, die feindlichen Linien zurückzuwerfen. Dabei konnten sich etwa 400
Reiter des rechten kaiserlichen Flügels trotz des ungünstigen Verlaufs der Frontlinie
noch über die Rheinbrücke in die Stadt retten, doch die zu Fuß fechtenden Dragoner,
die ihnen folgten und an der Brücke Widerstand leisteten, wurden entweder niedergemacht
oder in den Rhein gesprengt.
Auf dem linken Flügel wurde General von Werth mit in die Flucht gerissen, und nachdem
sein Pferd von einer Kugel getroffen worden war. floh er zu Fuß zum Regiment Wahl,
das im Wald bei Nollingen Widerstand leistete. Generalmajor Taupadel ließ das Gehölz nun
umzingeln, und Johann von Werth gab sich in aussichtsloser Lage mit dem Rest seinerTrup-
pen gefangen. Auch Obergeneral Savelli und Generalwachtmeister Enckefort, die sich im
Gebüsch versteckt hatten, fielen bei dieser Aktion in die Hände des Feindes.
Taupadel verfolgte anschließend mit seinen Reitern die fliehenden Reste des kaiserlichen
Heeres bis an die Hüninger Schanze, deren Kommandant mitsamt der Besatzung
eilig zu Schiff nach Breisach entwich. Die Schanze von Hüningen wurde nun von den
Weimaranern besetzt, "wodurch denen von Breisach alle Zufuhr auf dem Rhein aus
der Schweiz gänzlich benommen wurde."6)
Auch die flüchtige Reiterschar, welche durch Rheinfelden aufs linke Rheinufer entwichen
war, wurde kurz darauf bei Pratteln von etwa 500 weimarischen Reitern, die von
Pfeffingen her im Anmarsch waren, zersprengt oder niedergemacht.
Die Kaiserlichen erlitten in dieser Schlacht eine totale Niederlage, denn alle Generäle
, 11 Stabsoffiziere. 90 Subalternoffiziere und über 3 000 Mann gerieten in Gefangenschaft
. Etwa 40 Offiziere und 500 - 600 Soldaten wurden getötet, der Rest zerstreute
sich in alle Winde. Die Verluste der Sieger waren demgegenüber unbedeutend, und Herzog
Bernhard konnte nach der Schlacht sein Heer sogar noch bedeutend verstärken,
denn von den rund 3 000 Gefangenen traten nahezu alle in seine Dienste.
Unmittelbar nach diesem fast unbegreiflichen Sieg schrieb Herzog Bernhard an Albrecht
von Wattenwyl: "Ich war aufs höchste erstaunt, alte Regimenter und Offiziere so
rasch in Unordnung gebracht zu sehen. Ich kann nicht ohne Erstaunen daran denken!
Es war eine Fügung des Himmels. Gott sei dafür gepriesen!"7)
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