http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0098
Für viele war dieser Aufruf aber auch der Grund, nunmehr alle aus Edelmetallen geprägten
Münzen zu horten. Die verängstigte Bevölkerung sorgte dafür, daß in kurzer
Zeit im Reichsgebiet keine Silbermünzen und auch keine Kupfermünzen mehr im Umlauf
waren.
Und in dem nun folgenden immer größer werdenden Kleingeldmangel ist eigentlich
schon der Beginn der Inflation zu suchen.
Die vordem so strenge Währungspolitik im Kaiserreich kam immer mehr ins Wanken.
Ohne Rücksicht auf die ursprünglichen soliden Deckungsvorschriften wurden Reichsschatzanweisungen
, Darlehenskassenscheine und Wechsel des Reiches zur Notendek-
kung zugelassen. Zu Beginn des Krieges war die Währung noch solide und wertbeständig
. Die ausgegebenen Banknoten waren gedeckt durch Edelmetall, Geschäftswechsel
und Wertpapiere, also wirtschaftlich und finanziell unbedenklich und stabil. Banknoten
wurden auf Wunsch von den Geldinstituten jederzeit in Goldstücke umgetauscht.
Kaum war der Krieg ausgebrochen, ist es mit dieser Herrlichkeit vorbei gewesen.
Schon 2 Jahre später gab es nicht einmal mehr Münzen aus Nickel, nur noch Aluminium
- und Eisenmünzen. Aber auch diese Münzen aus billigem Material verschwanden
bald ganz aus dem Verkehr. Was noch da war, wurde gebraucht für den Bau von Granaten
und Kanonen.
Die Preise stiegen immer mehr, und der Bedarf an Kursgeld nahm stetig zu. In der
Reichsdruckerei in Berlin wurde rund um die Uhr gearbeitet, und trotzdem gelang es
nicht, den steigenden Bedarf auszugleichen.
Die immer größer werdende Verknappung des Kleingeldes veranlaßte Städte und
Gemeinden im ganzen Reichsgebiet, eigenes Kleingeld in Form von Notgeldscheinen
zwischen 50 Pfennig und 5 Mark herauszugeben. - In den bedrohten Grenzgebieten -
im Osten, in Westfalen, im Rheinland und im Elsaß - war schon bei Kriegsbeginn sogen.
Kriegsgeld gedruckt worden: Das war das erste Notgeld.
Am 11.11.1918 wurde der von der Obersten Heeresleitung geforderte Waffenstillstand
durch die parlamentarische Reichsregierung unter Max Prinz von Baden abgeschlossen
. (Zwischen unserem Verbündeten Österreich und den Alliierten war schon
am 3.11.18 der Waffenstillstand unterzeichnet worden.)
Nun war endlich der grausame, völkermordende Krieg zu Ende, doch mit dem Kriegsende
begann für die Deutschen eine wirtschaftliche Not, die schrecklich werden sollte.
Mit dem "Friedensvertrag" von Versailles - Unterzeichnung am 28.6.1919 zwischen den
Vertretern des zerschlagenen Deutschen Reiches und 27 "Siegermächten" - wurde dem
Deutschen Volke Rechnung und Quittung zugleich präsentiert. 70.850 Quadratkilometer
deutsches Land mit fast 6 1/2 Millionen deutschen Menschen wurden vom Reich abgetrennt
und von den Alliierten kassiert. Das war aber nur die Anzahlung! Die uns auferlegten
Reparationskosten stiegen ins Uferlose, und die Inflation nahm ihren Fortgang.
Die Weimarer Republik unter Friedrich Ebert mußte ein Erbe von über 150 Milliarden
Goldmark an Schulden übernehmen..Es wurde ein schier aussichtsloser Kampf,
diese Schuldenlast zu tilgen und auch die grausamen Forderungen der ehemaligen
Kriegsgegner zu erfüllen. Der Währungsverfall war nicht mehr aufzuhalten, er wurde
schlimmer, trotz Versailler Vertrag oder vielleicht gerade deswegen.
Heute haben wir zu den ehemaligen Gegnern gute Beziehungen, teils sogar freundschaftliche
. Trotzdem darf in diesem Zusammenhang die nach 1918 vom Haß geprägte
grausame Haltung der Alliierten nicht verschwiegen werden.
Die folgenden Tabellen und Übersichten zeigen am deutlichsten, wie schlimm "unsere
" Inflation sich ausweitete. (Nur Ungarn erlebte 1946 eine Inflation, die noch
schlimmer ausartete.)
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0098