http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0119
Abb. 2: Ein Sonderbüro auf dem Zeller Rathaus für die Versorgung
der Bevölkerung in der Krisenzeit von 1919 bis 1923.
Von links: Ehemaliger Obermeister und Kronenwirt Albrecht,
der städtische Angestellte Karl Müller, gen. »Rathaus-Müller«. Frl. Schlecht.
Nach der Ruhrbesetzung 1923 und dem dortigen Generalstreik bzw. passiven Widerstand
gegen die Besatzungsmächte verschlimmerte sich die wirtschaftliche Situation
Deutschlands zusehends. Mangels Produktion der deutschen Schlüsselindustrien brach
die Währung rasant zusammen. Betrug der Wert des US-Dollars am 8.1.1923 noch RM
8.500.—. so eskalierte die Geldentwertung dergestalt, daß der Dollar
am 15.06.1923 RM 150 tausend
am 30.07.1923 RM 1 Million
am 07.09.1923 RM 50 Millionen
am 22.09.1923 RM 100 Millionen
am 24.09.1923 RM 200 Millionen
am 05.10.1923 RM 650 Millionen
am 10.10.1923 RM 1.2 Milliarden
am 20.11.1923 RM 4.2 Billionen
wert war.
Als Wertmaßstab möge dienen, daß ein Laib Brot zum letztgenannten Zeitpunkt 260
Milliarden RM kostete. Unter diesen Umständen konnte im Herbst 1923 Arbeit nicht
mehr leistungsgerecht entlohnt werden. Vorbote einer sich abzeichnenden Streikbewegung
war bereits der große oberbadische Textilarbeiterstreik im Frühjahr 1921. anläß-
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