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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 127
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0129
Ein grenzenloser Napoleon-Kult brach sich in Europa Bahn, der nicht zuletzt von Paris
aus geschickt in Szene gesetzt wurde und dessen ungeahnte neue historische Dimensionen
der preußische Historiker Leopold von Ranke ausleuchtete: "In Napoleon erscheint
die Einheit der romanischen und germanischen Völker in größerem Umfange
als selbst unter Karl dem Großen." Für Golo Mann, den Zeitgenossen, hatte gar "der
Napoleon-Kult nachmals in Deutschland kräftiger geblüht und wirksamere Folgen gehabt
als in Frankreich selber."

In derTat konnte dem erregenden Banne Bonapartes sich auch das daniederliegende
Deutschland nicht entziehen. Napoleon war unbestreitbar zur Kultfigur und zum Erfül-
ler europäischer Denktradition hochstilisiert worden. Quasi zur Manifestierung seines
europäischen Führungsanspruchs hielt er in den Jahren 1804 und 1808 zu Mainz und Erfurt
deutsche Fürstentage ab, wie es zu früheren Zeiten die deutschen Kaiser getan hatten
. Die Repräsentanten der deutschen Länder, vorab der "Rheinbund"-Staaten, eilten
dann ausnahmslos herbei, um dem Korsen ihre schuldige Devotion und ihren
pflichtbewußten Dank kundzutun.

In einem politisch derartig aufgeheizten Klima kann es nicht verwundern, wenn es -
wie anderswo so auch in Baden - zu Überreaktionen kam: Am großherzoglichen Hof in
Karlsruhe buhlte man am Landesherrn Karl Friedrich vorbei um die Gunst des Korsen.
Obgleich dieser betagte Landesherr a priori keinerlei Aversionen gegen Frankreich
hegte, mühten sich Markgraf Ludwig und die Gräfin von Hochberg versteckt im Bunde
mit dem französischen Gesandten in Karlsruhe, das Großherzogtum noch stärker in
französisches Fahrwasser zu steuern.

Bereits im Jahre 1806 hatte sich Thronfolger Karl durch seine Ehe mit Napoleons
Adoptivtochter und "Kusine" Stephanie de Beauharnais in familiäre Bindungen zu Bonaparte
begeben. Diese Heiratspolitik kam Napoleon ab 1811, dem Jahr der Thronbesteigung
Karls, politisch sehr zupaß, denn der "großherzogliche Neffe" hielt sich "bis
zur allerletzten Minute", der Völkerschlacht bei Leipzig, auf seiner Seite.

In diesem, von unterschiedlich starken politischen Magneten errichteten Kraftfeld
sind die politisch interessanten und relevanten Äußerungen des Kalenderredakteurs
und Karlsruher Professors für religiöse Dogmatik unbedingt zu sehen. Der badische
Jahreskalender, dessen schönste Erzählungen und Anekdoten vom Verleger Cotta 1811
im "Schatzkästlein des Rheinländischen Hausfreunds" zu einem Büchlein zusammengefaßt
wurden, war eine staatliche Publikation, die Hebel als Gymnasialprofessor "von
Amts wegen" betreute und herausgab. In politischer Hinsicht waren dem in seiner Redaktionsarbeit
am Kalender überaus Erfolgreichen a priori und auf doppelte Weise die
Hände gebunden: Einmal durch die Treue- und Gehorsamspflicht gegenüber dem
hochgeachteten Landesherrn, zum andern durch den Loyalitätsanspruch des Korsen,
den dieser als Bündnispartner auch im Großherzogtum Baden durchzusetzen wußte. In
solcher Hinsicht sprechen die Amtsenthebungen und Ämterverluste von notorischen
Napoleon-Gegnern unter den badischen hohen Beamten eine deutliche Sprache.

Jenen eindeutigen Verhältnissen in all ihren Konsequenzen gilt es eingedenk zu sein
bei der exakten Herausarbeitung der politischen Konturen in den Kalendergeschichten
.

2. Der "Rheinbund": Des Kalendermachers ungeteilte Zustimmung

Die Person Bonapartes, seine militärischen ebenso wie seine politischen Leistungen,
standen zur "Rheinbund-Zeit" - im Kalender wie auch andernorts - im Mittelpunkt des

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