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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 137
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0139
Märtyrer unserer heutigen schwarz-rot-goldenen Staatsform im Wiener Gefängnis an
seine Frau folgenden Abschiedsbrief: "Wien, 9. November 1848. Mein teures, gutes,
liebes Weib, lebe wohl, wohl für die Zeit, die man ewig nennt, die es aber nicht sein
wird. Erziehe unsre - jetzt Deine Kinder zu edlen Menschen, dann werden sie ihrem Vater
nimmer Schande machen. Unser kleines Vermögen verkaufe mit Hilfe unserer
Freunde. Gott und gute Menschen werden Euch ja helfen. Alles, was ich empfinde,
rinnt in Tränen dahin, daher nochmals: leb wohl, teures Weib! Betrachte unsre Kinder
als teures Vermächtnis, mit dem Du wuchern mußt, und ehre so Deinen treuen Gatten.
Leb wohl, leb wohüTausend, tausend, die letzten Küsse von Deinem Robert. Morgens
5 Uhr, um 6 Uhr habe ich vollendet. Die Ringe habe ich vergessen, ich drücke Dir den
letzten Kuß auf den Trauring. Mein Siegelring ist für Hans, die Uhr für Richard, der
Diamantknopf für Ida. die Kette für Alfred als Andenken. Alle sonstigen Andenken
verteile Du nach Deinem Ermessen. Man kommt! Leb wohl! wohl!"

Dr. Hans Blum

Der mit dem Siegelring bedachte Hans, geb. am 08.06.1841 in Leipzig, war das älteste
der vier Kinder (ein Zwillingskind, die erstgeborene Schwester überlebte nicht).
Für die leidgeprüfte Familie wurden damals Sammlungen in allen deutschen Ländern
veranstaltet. Hypothekarisch legten Blums Freunde 22 OOOTaler in der Schweiz an. Mit
ihren Kindern emigrierte Eugenie Blum, geb. Günther, (sie hatte ihre Jugend in Prag
verbracht und wurde am 27.04.1840 mit Robert getraut) 1849 nach Wabern bei Bern.
"Nun Kinder, sind wir in der freien Schweiz", sagte Mutter Blum zu ihren Kindern, als
sie auf der langen Reise vor dem Hotel "Drei Könige" in Basel der Postkutsche entstiegen
. Im Dorfe Wabern wohnten dann die Flüchtlinge.

Die Kinder Hans und Richard traten am 23.Mai 1849 als Zöglinge in das Institut
Gladbach ein. Gegründet und betrieben wurde diese Internatsschule für 50 Knaben
von dem aus Darmstadt emigrierten Studenten Georg Gladbach in den rechteckig angeordneten
Gebäulichkeiten eines ehemaligen Hofgutes. Am Waberner Internat
wirkte der aus Hägelberg gebürtige Johann Jakob Glaser, ebenfalls ein Emigrant, als
Schuldirektor. Die Wiesentäler Wähler schickten den an der Höheren Bürgerschule in
Schopfheim tätig gewesenen Lehrer Glaser 1849 als Deputierten in die Revolutionsregierung
nach Karlsruhe. Dafür handelte sich der Hägelberger eine sechsjährige Zuchthausstrafe
ein. der er sich durch Flucht in die Schweiz entzog.

Glaser bewirtschaftete bis zur Flucht mit seiner Frau pachtweise die Mühle-Landwirtschaft
in Gündenhausen. Neben seinem Schopfheimer Lehrauftrag verwaltete dieser
als Schaffner im Auftrag der Adelsfamilie von Roggenbach das Schloßgut "Ehner
Fahrnau". An der Bürgerschule führte Glaser "Turnen" und "Landwirtschaft" als Lehrfächer
ein. Seine aus Maulburg gebürtige Frau Anna Maria. geb.Tscheulin, blieb nach
der Flucht ihres Mannes zunächst in Gündenhausen. Von dort besuchte sie zu Fuß ihren
"Hansjobbyin Basel. Nach der Übersiedlung wirkte Frau Glaser in Wabern als Internats
-Hausmutter. Eine mustergültig geführte Landwirtschaft betrieben die Glasers (ab
1852) auch in Wabern. Hans fand in dem vielseitigen Pädagogen einen väterlichen
Freund. Von 1838 bis 1841 war Glaser Lehrer am Fellenbergschen Institut in Hofenwyl/
BE. Aufhorchen ließen später auch seine Erfolge als Hotelier in Muri. Der unternehmungslustige
Wiesentäler und seine Nachkommen mauserten sich zu hochangesehenen
Schweizer Bürgern. Die Sängerin und Kabarettistin Stephanie Glaser ist eine Urenkelin
von Johann Jakob und seiner Frau Anna Maria.

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