Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 138
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0140
Beim achtjährigen Hans Blum löschte der jähe Tod seines Vaters jegliches kindliche
Empfinden aus. In seinem ganzen Denken und Handeln, zu dem auch seine schulische
Entfaltung zählte, fühlte sich Hans als Ältester seiner Mutter und seinen Geschwistern
verantwortlich. Sein außergewöhnlich gutes Gedächtnis befähigte ihn zu besonderen
schulischen Leistungen.

Mit seinen 10 "Emigranten" als Lehrer bot Wabern exzellente schulische Zielsetzungen
. Persönlichkeiten von Rang und Namen brachten ihre Buben nach Wabern. Zu den
Schulkameraden der beiden Blums zählten die Söhne des schweizerischen Bundeskanzlers
Kern, des Vizekanzlers Schieß, dann der Verleger-Sohn Adelreich Benziger
(Einsiedeln), die Schweizer-Rheinfelder Michael Dietschy (Posthalter).Oskar Fischer
(Tabakfabrikant). Rudolf Kaienbach (Drei-König-Wirt), aus Lörrach die Gutsbesitzers
-Söhne Gustav und Hans Grether (späterer Bürgermeister) und aus Säckingen die
Söhne des nationalliberalen Seidenwarenfabrikanten, Otto und Emil Bally. Mit Söhnen
von Emigranten aus Frankreich. England und Italien trieb Hans gerne Konversation
in deren Landessprache. Französisch. Englisch und "Bern-Dütsch" beherrschte er
wie seine Muttersprache. Neben den schulischen Fächern erwarb Hans in Wabern gute
Grundlagen im Malen.Turnen. Schwimmen.Tanzen. Pistolenschießen. Reiten (ohne
Sattel). Schlittschuhlaufen. Stelzenlaufen.Theaterspielen und gewann tiefe Beziehungen
zur heimischen Flora und Fauna.

Um fünf Uhr (im Winter um sechs) war im Internat Wecken und um 21 Uhr wurden
die Lampen gelöscht. Am Brunnentrog im Hof haben sich die Zöglinge mit entblößtem
Oberkörper gewaschen. Der jährliche Pensionspreis betrug 320 sfr. In Berührung kam
Hans Blum mit Rheinfelden. als ihn 1854 sein Schulkamerad Oskar Fischer in den
Osterferien zu seinen Eltern in das Kunzental. durch das der Magdener Bach fließt,
entführte. Da schloß der 13jährige auch gleich heimlich die hübsche gleichaltrige Tochter
Anna der Gastgeberfamilie in sein Herz.

Nach 1856 wechselte Hans an das Gymnasium Bern. Bis 1860 trug er dort die blauweiß
-blauen Farben des Gymnasialvereins. Nach dem Verbot des Vereins betätigte sich
Hans in Schweizer Militäruniform im dortigen Kadettenkorps als Fechter. Flott lernte
der Gymnasiast stenographieren. Die bei J. Dill in Wabern erlernte Kunst, nach der Natur
zu malen, vervollständigte er in Bern mit intensiven Übungen im Atelier von Frederic
Kurz. Als Leipziger Jura-Student belegte er später in Bern auch noch ein Semester
Kunst an der Universität. Bei einem Treffen mit den Gymnasialvereinen Basel, Bern
und Zürich in Zofingen trug Hans Blum in einem Kommers die "Teilgeschichte in jüdischer
Mundart" vor. wofür er tosenden Beifall erntete. In Bern schloß Hans eine Lebensfreundschaft
mit Albert Bitzius. dem Jeremias Gotthelf-Sohn. In seinerVaterstadt
Leipzig begann 1860 der "Berner" milieufremd (er rauchte eine große Berner Pfeife)
sein Jura-Studium. Ohne zu repetieren maturierte er dort 1861 noch einmal, weil die
Universität das Berner Zeugnis nur für Ausländer anerkannte.

Um seine Staffelei ins Blickfeld seiner Anna zu stellen, mietete sich der amouröse
Student als "Maler" 1861 in der "Krone" in Schweizer Rheinfelden ein. Das verfehlte
seine Wirkung nicht. Von solcher Zuneigung zeugt das schöne Ölbild von 1863 "Rheinfelden
. Panorama. Blick vom Höllhaken". Es folgte 1864 die Verlobung und nach dem
Doktor-Examen 1865 die Heirat. Das junge Paar wohnte in Leipzig, wo der frischgebackene
Anwalt eine eigene Praxis betrieb. Auf Anhieb schaffte Hans Blum als Politiker
und nationalliberaler "Bismärcker" 1867 in der Stichwahl den Sitz als Abgeordneter
im Norddeutschen Reichstag und im Deutschen Zollparlament. Da es für die Sitzungen
keine Diäten gab. verschaffte sich der Abgeordnete mit Honoraren von Parlaments-Berichten
für die "Gartenlaube", den "Grenzboten" und andere Blätter einen kommer-

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