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ten folgen. Dazu gehört z.B. der Verkauf des Bildes von Edvard Münch "Landstraße"
aus den Beständen der Kunsthalle für einen lächerlichen Betrag an das Basler Kunstmuseum
(1934).
3) Im Gegenzug zu dieser "Anti-Ausstellung" hat Bühler als Künstlerischer Leiter
der "Deutschen Kunstgesellschaft" die "Erste Wanderausstellung rein Deutscher
Kunst" zusammengestellt, die am 30. April 1933 in derTreppenhalle der Burg Dankwar-
derode in Braunschweig eröffnet wurde (s. Rössling in "Kunst in Karlsruhe" S. 129).
Das Motto hieß: "Mit Kunst und geistigen Dingen kann ein Volk getötet, aber auch gerettet
werden". Es ging um "wahre, arteigene Kunst". Dem Volk sollte das Beste gezeigt
werden, "was deutsche Künstler unserer Tage hervorbringen". Impressionisten
oder gar Expressionisten waren darin nicht zu finden, sondern nur mehr oder weniger
gute national-konservative Realisten und Spätromantiker. Bühler wurde im Zusammenhang
mit dieser Ausstellung als der "Führer der siegreich vordringenden Deutschen
Kunstabwehrbewegung" gefeiert, (s. Rössling a.a.O. S. 129).
4) Bühler war des weiteren Herausgeber der Kunst-Monatszeitschrift "Das Bild",
die von der "Deutschen Kunstgesellschaft" getragen wurde. Sie bestand bis in den 2.
Weltkrieg hinein, und Bühler hat darin unermüdlich in Aufsätzen seine Kunstideologie
vorgetragen. Hier seien nur einige Beispiele zitiert, die dem Band "Die bildenden Künste
im Dritten Reich" von Joseph Wulf entnommen sind, auf den sich auch H. Scaruppe
stützt.
Im "Bild" 1934 heißt es S. 1 unter demTitel "Zum Geleit" u.a.: "Der Ausspruch Max
Liebermanns, des Führers der deutschen Kunst: "Die Kunst hat keinen Inhalt, sie ist
nur Form*- das war vor 30 Jahren das Ende.
Seitdem war die öffentlich anerkannte Kunst nur noch ein sinnloses Spielen mit leeren
Formen oder die Darstellung einer mit fratzenhaften Mißgestalten bevölkerten,
verknäulten und verwirrten Welt. Frechheit, Gemeinheit und Wahnsinn herrschten und
wurden von den Maßgeblichen - von Akademien, von Museen und Hochschulen anerkannt
und bestätigt. Hochmütig im luftleeren Raum über dem Volk stehend, das ja als
"Laienvolk" nichts davon verstand und keinen Anteil daran hatte, war die Kunst nur
noch da für ein paar ebenfalls in der Luftleere hängende Kunstdoktoren und für den
Kunsthandel. Der unerhörte Grundsatz kam auf: Kunst hat keinen Wert, nur einen
Preis. Die Kunst war nicht mehr die segnende, heilende, freundliche Göttin, sie war
nur noch die feile Dirne. Die Sammlungen der Museen der letzten Zeit zeigen sie so."
Im "Bild'" 1936 S. 132 ff hieß es über Bühler selbst u.a. - entweder von ihm selbst geschrieben
oder doch von ihm als Herausgeber akzeptiert: "Professor Hans Adolf Bühler
ist alter Nationalsozialist, seit 20 Jahren völkischer Vorkämpfer auf künstlerischem
und geistigem Gebiet. - Sein ganzes Streben galt und gilt der Läuterung des Deutschen
Wesens!
In den Dienst dieses Zieles stellt er die ihm heilige Deutsche Kunst, in allen jenen
Äußerungen, die aus dem Innersten des Deutschen Wesens geboren sind. Deshalb geht
er zu den Quellen, zu den ursprünglichen Schöpfungen des Germanentums, zu den
Überlieferungen des unverbildeten Deutschen Bauerntums, zu den großen Meistern
unserer Vergangenheit und läßt in der Kunstzeitschrift 'Das Bild" diejenigen zu Wort
kommen, die uraltes Vätergut in Sitte und Kunst wieder zu Ehren bringen."
Im "Bild" 1937 schrieb Bühler S. 130 f. unter demTitel "Die bildende Kunst im III.
Reich" u.a.:
"Daß die heutige Deutsche Kunst und der Kunstbetrieb, wie er sich heute noch bei
uns auswirkt, den Forderungen gerecht würde, wird niemand behaupten wollen. Dazu
stecken wir noch viel zu sehr im Vergangenen.
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