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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 147
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0149
Daß Bühler immer noch Geltung hatte, geht auch daraus hervor, daß ihm der Auftrag
erteilt wurde, einen Wandteppich für die Neue Reichskanzlei Hitlers in Berlin zu
entwerfen. Daran hat er 1939 gearbeitet. Jedoch scheint derTeppich, wohl wegen des
Krieges, nicht mehr zur Ausführung gekommen zu sein. Übrigens soll Hitler selbst gelegentlich
seiner Westwall-Besichtigungsreise im Frühjahr 1939 bei Bühler auf der Spon-
eck übernachtet haben.

Des weiteren ist noch zu beachten, daß immer wieder Bilder von Bühler in der jährlichen
Großen Deutschen Kunstausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München
hingen. Die endgültige Auswahl für diese Ausstellung behielt sich bekanntlich Hitler
selbst vor: da mußte Bildthema. Malart und die Gesinnung stimmen, sonst hatte ein
Künstler keine Chance. Bei der ersten dieser Ausstellungen 1937 im neueröffneten
Haus war Bühler zwar nicht vertreten, aber dann z.B. 1940 mit demThema "AmWestwall
". "Heimkehr" und "Burg Sponeck am Westwall". 1942 waren es "Befreite Heimat
" und "Blick nach Burgund" und 1944 das Bild "Mutter und Kind" (s.u.!).

In dem Heyne-Stilkundebändchen "Die Kunst im Dritten Reich" von Reinhard Müller
-Mehlis heißt es (S. 179): "Um NS- und Kriegsthemen bemühten sich unter den Malern
vorwiegend Adolf Bühler. Georg Siebert. FranzTriebsch..." Diesem Globalurteil
(sonst kommt Bühler in dem Buch nicht vor) ist allerdings entgegenzuhalten, daß es
von Bühler z.B. keine Portraits von Nazi-Größen gibt wie etwa von dem genannten F.
Triebsch. Angeblich hat es Bühler abgelehnt. Hitler zu malen, obwohl ihm dies wiederholt
nahegelegt worden sein soll. Auch andere NS-Themen im spezifischen Sinne (z.B.
Pflügender Bauer. Frauenakte. Familie mit vielen "gesunden" Kindern, marschierende
SA) hat er nicht gemalt. Allenfalls könnte man die auf die germanische Sage bezogenen
Gegenstände (z.B. "Die Nibelungen") hierher rechnen. Es handelt sich jedoch um Bilder
, die schon vor dem 1. Weltkrieg entstanden waren. Und was seine "Kriegsbilder" betrifft
, so sind sie alle bestimmt durch das Erlebnis der Landschaft, der Heimat am
Oberrhein.

Günther Röhrdanz hat im Ekkart-Jahrbuch 1943 in dem Aufsatz "Der Übergang am
Oberrhein im künstlerischen Erlebnis" - es ist damit die Erstürmung der Maginotlinie
über den Rhein hinweg gegen Ende des Frankreichfeldzugs 1940 gemeint - auch ein
Bühlerbild besprochen: vermutlich ist es das oben genannte "Burg Sponeck am Westwall
", das hier unter demTitel "Am Westwall vor dem Sturm" erscheint. Es zeigt im Vordergrund
geknickte und entwurzelte Bäume (wohl als Folge des Artillerie-Beschüsses),
im Mittelgrund den Turm der Burg Sponeck mit ausgebranntem Dach und im Hintergrund
die Oberrheinebene bis hin zu den Vogesen. darin vereinzelt brennende Dörfer.
Röhrdanz. der Bühler einen "Romantiker" nennt und seine Malweise "altväterlich",
charakterisiert die Art dieses Bildes im Gegensatz zu allen andern besprochenen (wo
Kampfhandlungen dargestellt sind) als "stimmungsvolles Sich-Verlieren an die Schönheit
der Oberrheinlandschaft" (S. 18). Und er hat sicher recht: denn Bühler ging es
nicht um die Verherrlichung des Krieges oder des kriegerischen Heldentums, wie z.B.
einem Wilhelm Sauter mit seinen feldgrauen Recken, sondern es ging ihm um die Landschaft
, um seine Heimat, die, direkt am Rhein gelegen, vom Kriegsgeschehen hart betroffen
worden war. Es hatte ihn ja auch persönlich tangiert: in der ausgebrannten
Turmstube der Sponeck war sein Atelier gewesen.

Entsprechend waren auch die andern Bilder in der Großen Deutschen Kunstausstellung
1940 mit denTiteln "AmWestwall" und "Befreite Heimat", die thematisch Kriegerisches
zu annoncieren scheinen, in Wirklichkeit Landschaftsbilder. Die Titel waren ein
Zugeständnis an die Erwartungen der Machthaber. Die Landschaft war in dieser Zeit

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