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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 193
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0195
seiner Dichtungen zu forschen. Betrüblich aber ist's, den Verfasser der Episteln überhaupt nicht zu berücksichtigen
. Mit dem "Gaudeamus"-Überleben ist"s noch nicht getan, auch wenn "der schnelle Fall
Scheffels vorprogrammiert" gewesen sein soll (mit solchen Formeln ist"s noch nicht getan und noch
nicht erklärt und zudem in Bausch und Bogen nicht abzuurteilen!). Von diversen Wiederaufnahmen
(nicht Renaissancen) ist überhaupt nicht die Rede - und ob er nur aus der Erkenntnis geschwiegen,
daß seine Epoche ihn überholt hat, ist eine These, die erst zu beweisen wäre.

Folgt "Dichtung am Bodensee", absolut essayhaft: Rückbück aufs Mittelalter, erster Schwerpunkt
Mörike. allerdings mit der Behauptung, daß dessen "Idylle vom Bodensee" im Revolutionsjahr 1848
"eine sinnfällige Wirkung" gehabt hätte: realiter war die Idylle jedoch bereits 1846 ersterschienen!
Schwer verständlich bzw. zweideutig u.a. auch, daß "Mörikes Idyllen- und Märchendichtung bereits
auf Johann Peter Hebel und seine geniale Schöpfung der Mundartdichtung weist" (wer war zuerst,
was war zuerst?). Auf Gustav Schwabs berechtigte Würdigung folgt unvermittelt Heinrich Hansjakob.
Er wird als "ein Vorläufer unter den zivilisationsflüchtigen Bodensee-Besuchern" zitiert: war er nur
ein Besucher, 15 Jahre lang, und hätte er nicht an anderer Stelle (aber wo?) in diesem Band seinen
Platz haben sollen? Dann noch zur Illustrierung des Bodenseekapitels: dreimal die Droste (imText
war sie etwas kurz gekommen), einmal das Hessehaus in Gaienhofen und einmal Martin Walser in
Pose an des Sees Gestaden. Da war Scheffel diesbezüglich doch besser bedient worden: die Zeichnung
mit Scheffel am Hohentwiel von A.v. Werner, drei Titelblätter bzw. Einbandwiedergaben vom
Trompeter und vom Ekkehard.

O. Borst schrieb über "Bestseller" im Südwestraum, worin freilich u.a. Hebel und vor allem Scheffel
ihren Mann zu stehen haben. "Dialektdichtung" (von H. Bausinger.Tübingen) schließt an. mit S.
Sailer beginnt's, am Hebel kommt freilich hier keiner vorbei, aber es gibt keinen K.G. Nadler und keinen
Burte (der findet sich, wie etwa E. Strauß, nur im Kontext des Kapitels "Verfolgung und Exil'*
mit dem Satz: "Prominente Schriftstellerkollegen Schickeies - der in Pforzheim geborene Erzähler
Emil Strauß und der alemannische Dichter-Maler Hermann Burte - waren bereits von der Nazigesinnung
infiziert" - c'est tout). Eben nach dem Pfäfflinschen "Hesse"-Kapitel werden vorab Schickele
undA. Mombert gewürdigt. Den Abschluß bildet K. Schwedhelms "Von 1945 bis zur Gegenwart" mit
Hüchel-Faksimile sowie Porträts H. Lenz. H. Heisenbüttel. E. Jünger und A. Andersch. Daß dies allenfalls
essayhaft bzw. sporadisch, konnte auf 20 Druckseiten (mit längeren Zitierungen) nicht anders
stattfinden, vom Thema her hätte sich hier wohl ein jeder Autor übernommen!

Die Anmerkungen sind proper, das Register klappt, jedoch nur. soweit der Band über Substanz verfügt
. Eine eigentliche Literaturgeschichte hätte solchem Aufw and besser angestanden.

Helmut Bender

Heimann Hesse: Alemannenbuch
Faksimile-Ausgabe der Erst- bzw. Zweitausgabe von 1919 bzw. 1920
Nachwort von Volker Michels. Waldkirch (WaldkircherVerlag) 1986.
176 S.. mit 18 Holzschn.. geb. mit Schutzumschlag.

Hesse hatte während des Ersten Weltkrieges für die "Bemer Bücherzentrale für deutsche Kriegsgefangene
" eine Reihe v on literarischen Werken und Anthologien herausgegeben (u.a. "Ein badisches
Buch" sowie "Ein Schwabenbuch für die deutschen Kriegsgefangenen"), der weitaus gelungenste
Band aber dürfte daraus das "Alemannenbuch" sein, das insofern ein besonderes Schicksal und auch
schon eine besondere Herkunft hatte, als Hesse zusammen mit Karl Hoenn (1886-1956: nachmaliger
Hrsg. bzw. Begründer der "Bibliothek der Alten Welt" im Zürcher Artemis-Verlag) dessen Erstauflage
1919 in einem eigens für solche Zw ecke von Hoenn inszenierten Verlag herausbrachte. Dem gebürtigen
Calw er und gleichzeitigem Verfechter einer Weltliteratur lag eine solche Anthologie besonders
am Herzen. Er selbst steuerte neben dem einleitenden "Alemannischen Bekenntnis" vor allem
die subtile autobiographische Erzählung "Kinderseele" bei. zudem das Gedicht "Abends". Weitere
Gedichte finden sich von Ludwig Finckh. Rene Schickele. Robert Faesi: Prosastücke gibt es u.a. von
Otto Flake (fürs Elsaß), Wilhelm Schüssen (für Oberschwaben) ferner von Albert Steffen. Robert
Walser ("Freiburg") und Elisabeth Rupp ("Aus der Kindheit"). Unter Hesses damaligem Pseudonym
Emil Sinclair findet sich die Fabel "Der Europäer". Daß der Basler Jakob Schaffner mit einem Stück
("Deutscher April 1919") vertreten, ist aus der Zeit heraus zu verstehen. Eigentümlich gestaltete sich
für H.H. die Zusammenarbeit mit seinem früheren Freund und "Dichterkollegen" Emil Strauß, dessen
Novelle "Der Schleier" vorgesehen war, jedoch zog Strauß seine Veröffentlichungseinwilligung sozusagen
in letzter Minute zurück - in dankenswerterweise hat die Neuausgabe die Novelle, die sprachlich
gewiß mit zum Besten von Strauß und überhaupt aus jenen Jahren gehört, mitaufgenommen. Erfreulich
in diesem Zusammenhang auch, daß man alle 18 Holzschnitte der Zweitauflage (die rar und
relativ unbekannt) hereinnahm und sich nicht auf die nur 3 Illustrationen der Erstauflage (derenText
der maßgebende) beschränkte. Das Ganze sollte freilich kein Politikum vorstellen, vielmehr eine ge-

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