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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
50.1988, Heft 2.1988
Seite: 194
(PDF, 36 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1988-02/0196
wissermaßen völkerverbindende Auswahlpublikation, nach den Schreckensjahren des Ersten
Weltkrieges gerade recht am Platze. Geschickt haben die Hrsg. sowohl in topographischer als auch
in thematischer Berücksichtigung diese Zusammenstellung getroffen. ErnstWürtenberger zeichnete
den Einband (schon fast in Hebelschem Sinn) und besorgte die Holzschnitte (u.a. von ihm
selbst, vonW. Geestel, M. Heß nach Hodler. von G.Wolf und R. Ziegler, E. Homburger nach H.
Thoma und K.F. Zähringer). V. Michels, als Hesse-Spezialist schon öfters bewährt, schrieb dazu
ein material- und kenntnisreiches Nachwort. Daß sich der Verlag in weitgehend bibliophilem Engagement
dieser längst selten gewordenen, wenn nicht fast schon verschütteten Sache (viele kann-
ten's nur dem Namen nach) annahm, ist noch mehr dankens- als lobenswert. Helmut Bender

Heinrich Hansjakob. Reiseerinnerungen in 5 Bänden:
1 Verlassene Wege/2 Letzte Fahrten /3 Sommerfahrten / 4 Alpenrosen mit Dornen /
5SonnigeTage. Waldkirch (WaldkircherVerlag) 1986ff.

Das Erscheinen des 4. Bandes ("Alpenrosen mit Dornen") rechtfertigt nicht nur, sondern legt
es dringend nahe, auf diese Edition (deren 5. Band 1989 erscheinen wird) eingehend hinzuweisen.
Die Bände haben zwischen 450 und 600 S. Umfang und wurden unter Beibehaltung des Charakters
der seinerzeitigen Erstausgaben (Stuttgart, bei Bonz. 1902 -1906 neu herausgegeben. Erfreulich
vor allem, die Jugendstileinbände sowie die entsprechenden Illustrationen von Curt Liebich
wieder vor sich zu haben. Bereichernd die Nachworte und die Anmerkungen, die es auch bisherigen
Nichthansjakobkennern leicht und angenehm werden läßt, diese geistreiche und zeitkritische
Lektüre samt ihren Beschreibungen von Land und Leuten vorzunehmen. Im seinerzeitigen Beitrag
"Hansjakob im Markgräflerland" (Heft 2/1982) hatten wir bereits mit Hansjakob und seinen
Reisetagebüchern vertraut werden dürfen. So ist es hier nicht nötig, den weitbekannten Pfarr-
herrn und Völksschriftsteller, den Politiker und Kulturkritiker und was mehr erneut vorzustellen.
Ursprünglich vor allem wegen seiner Erzählungen (meist in seiner Heimatregion im mittleren Kinzigtal
und überhaupt im Schwarzwald angesiedelt) und Flugschriften, auch Kanzelreden und autobiographischen
Büchern bekannt geworden (mit Bestimmtheit sind seine insgesamt 74 Bücher in
mehr als einer Million Exemplaren verbreitet und einiges davon auch in fremde Sprachen übersetzt
worden), hat man in jüngster Zeit seine Reise- und Tagebücher zu Recht neu entdeckt und
als eine Quelle vielschichtigen Materials (Völkskunde. Wirtschafts- und Sozialgeschichte usw.) zu
werten gewußt. Hansjakobs mitunter sehr subjektive und oft geradezu zum Widerspruch herausfordernde
Ansichten geben der Lektüre die nötige Würze und lassen sie nie langweilig werden, abgesehen
davon, daß man hier jederzeit und allerorts einsteigen kann.

Hatten die "Verlassenen Wege" und auch die "Letzten Fahrten" vorzugsweise ostwärts - ins
Schwäbische und Bayrische, ja bis ins Böhmische geführt, so nahm er sich in den "Sommerfahrten
" das nördliche Baden, die Pfalz und das Elsaß vor. Im 4. Band aber bereist er - wie gewohnt
mit zweispänniger Kutsche - große Teile der Schweiz, auf der Hin- und Rückreise geht's durch unser
Markgräflerland. Es ist erstaunlich, mit was allem er sich auf solchen Reisen auseinandersetzt
(vgl. dazu unseren Beitrag "Hansjakob und Gotthelf"), und man ist u.a. erstaunt darüber, wieviel
noch Zeitgemäßes und Beachtliches sich darin findet. Die Hansjakobrenaissance, wie sie besonders
in den 70er Jahren erneut eingesetzt hat, kam daher nicht von ungefähr und ist an Originalität
in manchem kaum zu überbieten.

Daß er ein schwieriger Zeitgenosse war, aber mit Geist und Charakter, hatte man freilich bereits
zu seinen Lebzeiten, nicht zuletzt auf Kirchen- und Regierungsseite erkannt. Sein Leben - das
man in den Bänden auch übersichtlich-tabellarisch erfährt - ist kompliziert und aufschlußreich,
seine Werke aber kurios und einmalig, auch in der Diktion, von den "Schlenkerern" bis zu seiner
demokratisch-republikanischen Gesinnung und bis zu seinem Erhaltungskampf und -einsatz für
Trachten, Brauchtum, Völksfrömmigkeit, Erhaltung der alten Höfe und was mehr.

Wer sich darüber näher orientieren möchte, dem steht eine ausgiebige Sekundärliteratur zur
Verfügung (u.a. "Hansjakob, Leben, Wirken und Werk" sowie "Hansjakob und seine Zeit - Zum
150. Geburtstag herausgegeben von der Heinrich-Hansjakob-Gesellschaft"). Und wer den Erzähler
Hansjakob einmal kennenlernen will, dem steht als eine erste unverfängliche Probe der eben
neu aufgelegte Sammelband "Im Schwarzwald" zur Verfügung.

Die Reisebände selbst wurden zu rascher Orientierung mit einem Ortsverzeichnis und auch mit
den nötigen Routenangaben versehen. In den Anmerkungen finden sich Kommentierungen, die
nach 3 und mehr Generationen nötig geworden sind, aber auch dann und wann weiterführende Literatur
. Doch zunächst muß es uns um die Originaltexte zu tun sein: mit ihnen läßt sich leben, läßt
sich dies und das neu überdenken, läßt sich aber auch vieles in neuem Licht erkennen und macht
sogar schmunzeln, wenn nicht öfters auch einmal lachen. Helmut Bender

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