http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0010
die Geschicke der Stadt. Um 1300 wurde die "Gerichtslaube" erbaut, die seit ihrer Restaurierung
wieder zu Tagungen und kleineren städtischen Festen dient. An ihr fand
man die gleichen Steinmetzzeichen wie an der nahen Franziskanerklosterkirche St.
Martin. Die Bürger förderten die Bauten und Ausstattungen der Bettelordensklöster,
von denen jetzt nur noch das der Augustiner-Eremiten als Museum steht. Sie übernahmen
auch das Amt des "Münsterpflegers", d.h. die weltlichen Belange wie Bau, Finanzen
u.a., die vorher in Händen der Grafen waren. Sie stifteten die Figuren der Apostel
an den Pfeilern des Langhauses und vor allem die großartigen Farbfenster mit den
leuchtenden Bildern der Heiligen. Sie alle zeigen Wappen der Zünfte und sind Zeugnis
für den Willen der Freiburger. ihre Pfarrkirche so großartig wie möglich auszustatten.
Zwei Fenster im Langhaus sind Stiftungen der Bergleute vom Schauinsland, die durch
den Silberbergbau so reich wurden wie die Bürger, welche die Gruben gepachtet hatten
; daher konnten sie sich an den Fenstern beteiligen und sind darauf abgebildet.
Durch den Reichtum wurden die Freiburger stolz gegenüber den Grafen auf der
Burg, welche daran Anteil haben wollten. Es kam zu ständigen Kämpfen, und schließlich
eroberten die Bürger 1368 die Burg, raubten sie aus und verjagten die Grafen. Sie
kauften diesen die Burg Badenweiler und erwarben für die enorme Summe von 15 000
Mark Silber die Stadtherrschaft.
Aber "Hochmut kommt vor dem Fall", wie das Relief mit Alexanders Greifenfahrt
am romanischen Choreingang warnend zeigt. Nachdem die Freiburger für ihre Freiheit
so viel gezahlt hatten, suchten sie außenpolitischen Schutz bei den Habsburgern, denen
sie für ihre Hauspolitik am Oberrhein gerade recht waren. In der Schlacht bei Sempach
(1386) mußten die Freiburger mit ihnen gegen die Eidgenossen kämpfen. Sie wurden
aber geschlagen, und viele junge Adlige fielen mit dem Erzherzog Leopold. An der
Schwabentorbrücke über der Dreisam steht ein Denkmal für den bei Sempach gefallenen
Freiburger Martin Malterer, der den sterbenden Habsburger Erzherzog zu schützen
sucht, als Erinnerung an die Sempacher Niederlage. Durch die Bußgelder an die
Eidgenossen wurde die Stadt dann bettelarm. Der 1354 begonnene größere Chorbau
des Münsters, den der schwäbische Hans von Gmünd aus der berühmten Parler-Fami-
lie entworfen hatte, konnte deshalb nicht weitergeführt werden und stand fast 100
Jahre lang unfertig da. Erst 1510 wurde der Bau vollendet. Auch die vielen
Bettelordensklöster der Franziskaner, Dominikaner, Augustiner und anderer Orden,
die vorher reiche Schenkungen der Patrizier und Handwerker erhalten hatten (vieles
davon ist im Augustinermuseum zu sehen), verarmten. Erst in der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts, und vor allem durch Kaiser Maximilian I. und seine Nachfolger,
wurde Freiburg wieder wirtschaftlich und politisch bedeutend. Der Gunst des Kaisers,
der 1498 einen Reichstag in Freiburg abhielt und schon als Knabe 1473 mit seinemVater
Freiburg besucht hatte (wobei sein spitzer Schnabelschuh in das Rad eines Steinschleifers
geriet), verhalf durch Privilegien dazu. Der Kaiser stiftete 1510 das erste Farbfenster
des Münsterchores, seine Nachfolger zwei weitere für die "Kaiserkapellen". Die
Stadt ließ ihn zum Dank mit den Statuen seines Sohnes und der zwei Enkel an der Fassade
des Kaufhauses in steinernen Bildwerken des Staufener Bildhauers Sixt abbilden.
Die Habsburger haben diesen Dank verdient. Sie hatten noch in der schlimmen Zeit,
1457, durch Erzherzog Albrecht VI. die Universität gegründet, deren alte silberne Szepter
man im Augustinermuseum findet. IhrWappen. der silberne Bindenschild auf rotem
Grund, ist neben dem Stadtwappen mit dem roten Kreuz auf weißem Grund an allen
wichtigen städtischen Bauten des 16. Jahrhunderts zu finden. z.B. am Alten Rathaus.
Im 19. Jahrhundert wurden diese Wappen auch in dem originellen Kieselsteinpflaster
der Straßen übernommen.
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