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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 16
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sehe Adel und die Klöster bauten anstelle ihrer alten "Höfe" und Fachwerkbauten
wichtige Stadtpalais, die St. Peterer an der Niemensstraße, die Schutterner in der Herrenstraße
, die St. Gallener in der Löwenstraße das "Haus zur lieben Hand" und die
Deutschordensritter und Herren von Sickingen in der Salzstraße. Diese Bauten sind
mit ihren Außenmauern im alten Stil wiederaufgebaut, aber innen für neue Zwecke
(Gerichte) eingerichtet. Am Münsterplatz (Abb. 5) entstand 1756 das Haus der Breis-
gauer Ritterschaft nach dem Entwurf des Basler Architekten J. Fechter (heute Erzbischöfliches
Palais) und das palaisartige Haus des berühmten Künstlers J. Christian
Wentzinger. Der 1710 in Ehrenstetten geborene Müllerssohn hatte in Rom, Straßburg,
Paris gelernt, war zuerst als Bildhauer, dann auch als Maler und Architekt tätig. Er arbeitete
für den Adel und die großen Klöster St. Peter, St. Blasien, St. Gallen und auch
in Freiburg, wo er von dem erworbenen Vermögen 1761 sein Haus baute. Da eine erwünschte
Ehe mit der Bürgermeistertochter Katharina Egg nicht zustande kam, blieb
er Junggeselle, und als er 1797 starb, erhielt das Armenspital, das schon Katharina Egg
mit ihrem Vermögen bedacht hatte, den gesamten Nachlaß des Künstlers. Sein Grab
fand er auf dem "Alten Friedhof", der mit den vielen kunstvollen und ergreifenden
Grabsteinen aus dem 18. und 19. Jahrhundert die Erinnerung an bedeutende und
schlichte Bürger der Stadt wachhält.

1770 errichtete Wentzinger eine der drei "Ehrenpforten" aus Holz, Gips und Leinwand,
mit denen die 14jährige Erzherzogin Maria Antonia in Freiburg empfangen wurde. Die
Tochter der Kaiserin Maria Theresia war als Braut des Dauphin auf dem Weg nach Frankreich
. Die Freiburger und der Landadel veranstalteten für die junge Dame Theateraufführungen
, Empfänge und Beleuchtung des Münsters mit Feuerwerk. 1777 besuchte ihr Bruder
, der spätere Kaiser Josef II., Freiburg, ebenfalls auf dem Weg nach Frankreich, wo er
seine leichtsinnige Schwester warnte, jedoch ohne Erfolg. Die Königin Marie Antoinette
wurde mit ihrer Familie ein Opfer der Französischen Revolution. An den Besuch des Kaisers
erinnert in Freiburg die nach ihm benannte Straße, die vorher "Große Gass" hieß.

Die Französische Revolution griff 1793 auch auf das rechtsrheinische Gebiet über,
Breisach wurde zerstört, Freiburg bedroht. Obwohl die Freiburger Bürgermiliz unter
Major von Duminique in der Schlacht bei Wagenstadt die Franzosen besiegt hatte,
wurde die Stadt erobert, doch schon nach kurzer Zeit durch Erzherzog Karl wieder befreit
. Diese Kämpfe haben keine großen Schäden angerichtet; die Erinnerung an sie ist
in einer Inschrift am Martinstor festgehalten. Die Kämpfe mit und gegen Napoleon,
der 1797 auf der Reise zum Rastatter Kongreß in Freiburg übernachtete, brachten der
Stadt keinen Schaden. Durch den Korsen wurde jedoch Freiburg nach dem Preßburger
Frieden am 14. Mai 1806 badisch. Die meisten Freiburger waren damit durchaus nicht
einverstanden, denn sie wollten vorderösterreichisch bleiben. Der neue Landesherr,
Großherzog Karl Friedrich, war evangelisch, residierte im fernen Karlsruhe und vollzog
die Säkularisierung aller Stifte und Klöster in Stadt und Land. Diese geistlichen
Herrschaften wie St. Blasien, St. Peter, St. Märgen,Tennenbach besaßen Höfe in der
Stadt und unterhielten zu ihr engste wirtschaftliche und geistige Beziehungen.

Doch der friedliebende und soziale Reformen fördernde Landesherr erwarb sich
bald die Gunst der Freiburger. Unter ihm und seinen Nachfolgern ging es Freiburg so
gut wie lange nicht. Nach den Freiheitskriegen entwickelte sich Handel und Gewerbe
wieder, wenn auch mit Rückschlägen durch Hungers- und Arbeitsnot. Die Bürger hatten
z.T. noch eigene Landwirtschaft, besaßen Grund vor denToren, für deren Abriß sie
z.B. anführten, es blieben die Heuwagen darin stecken. Sie wollten aus der Enge der
Altstadt heraus, und so riß man die Tore und Mauern im Norden undWesten ab, legte
davor neue Straßen mit schönen Häusern und Gärten an. Für die evangelische Lud-

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