Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 18
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hat und Theodor Egel seine ersten Konzerte mit dem Bachchor veranstaltete, wurde
1944 zerstört, der Stadtgarten mußte zugunsten des Straßenverkehrs sehr verkleinert
werden. 1887 wurde die "Höllentalbahn" von Freiburg nach Neustadt eingeweiht und
belebte den Fremdenverkehr in der Stadt und im Schwarzwald. Aus dem Rheinland
und dem Norden kamen viele wohlhabende Reisende, und manche fanden Freiburg so
anziehend, daß sie ihren Wohnsitz dahin verlegten. Sie bauten sich große Villen am
Schloßberg oder am Weg nach Günterstal, belebten Handel und Gewerbe sowie Kultur.
Von 1888 an hatte die "Millionäropolis" Freiburg einen hervorragenden Bürgermeister
. Dr. Otto Winterer (1846-1915). der die Steuereinnahmen vielseitig verwendete. Er
förderte den Villenbau der Millionäre ebenso wie Bauten der Arbeiter in der Beurba-
rung und die Einrichtung eines Arbeitsamtes. Unter ihm wurden die Brücken über die
Dreisam gebaut, die Straßenbahn und das Elektrizitätswerk gegründet, das Gaswerk
vergrößert, aber auch viele Schulbauten und Kasernen errichtet. Sozialeinrichtungen
wie Kinderkrippen, das Pfründnerhaus in der ehemaligen Kartaus, das Waisenhaus im
Kloster Günterstal förderte er genauso wie den Neubau des Rathauses im ehemaligen
Haus der Universität, der 1901 unter Wahrung des Altbaus mit einem kunstvollen Ratssaal
neu eröffnet werden konnte, und den Bau eines Theaters 1900-1910. Winterer
setzte sich für die Erhaltung und den Ausbau der alten Stadttore ein, war Mitbegründer
des Münsterbauvereins und vieler kultureller Vereinigungen.

Ein Hamburger Kaufmann. Julius Ficke. der sich in Freiburg niedergelassen hatte
und Stadtrat wurde, veranlaßte die Sammlung völkerkundlicher Gegenstände, die zum
beliebten Völkerkundemuseum ausgebaut wurde. Der schon 1865 gegründete Altertumsverein
hatte im Rathaus eine Sammlung zusammengetragen, die sehr bedeutend
angewachsen war. Für sie sollte das alte Augustiner-Kloster ausgebaut werden. Der
Ausbau wurde durch den L Weltkrieg unterbrochen, aber danach durch Stadtbaumeister
Karl Gruber beendet. So entstand das Augustinermuseum, das Prof. Dr. Werner
Noack mit Kunstwerken des ehemaligen Klosters Adelhausen, den originalen Glasfenstern
aus dem Münster und Beständen des Diözesanmuseums zu einem der bedeutendsten
Museen in Deutschland ausbaute.

Die Universität erlebte im 19. Jahrhundert einen gewaltigen Aufschwung. Schon seit
1820, als das erste "Klinikum" in der Zähringer Vorstadt entstand, zogen berühmte Mediziner
viele Studenten nach Freiburg. Mit der Spezialisierung der Wissenschaften wurden
viele spezielle Bauten für Physik, Chemie. Anatomie u.a. in diesem Institutsviertel
, das 1944 völlig zerstört worden ist, nötig. Der L Weltkrieg unterbrach die fortschrittliche
Entwicklung. Schon 1914 fielen die ersten Bomben auf die Stadt, 1916 warf
ein feindliches Luftschiff 38 Bomben ab. Es kostete Menschenleben und Einzelbauten,
aber Altfreiburg blieb bestehen, und die Menschen lebten hier in der ländlichen Umgebung
besser als in den Industriegebieten. Verkehr und Wirtschaft sind nach dem Krieg
gefördert worden. 1926 wurde eine Fluglinie nach Stuttgart eingerichtet, ein Radiosender
installiert, 1926 auch das neue Klinikviertel begonnen. 1928 die Chemiefabrik Rho-
diaceta gegründet. 1930, als die erste Schwebebahnkabine zum Schauinsland herauffuhr
, gab es aber schon 8 000 Arbeitslose in Freiburg. Sie fanden nach 1933 Beschäftigung
, und der Ausbau der Stadt ging rasch weiter. Doch dann kam die Katastrophe des
2. Weltkriegs, die im November 1944 zur Zerstörung von 75% Baufläche der Stadt
führte. Den Bomben fielenTausende von Menschen zum Opfer und viele der schönsten
Bürgerhäuser. Der Anblick der zerstörten Stadt war furchtbar, aber das Münster stand
noch inmitten der Ruinen. Das war einTrost. Mit wenig Geld und großem Eifer räumten
dann die Freiburger die Trümmer weg und begannen den Wiederaufbau mit liebevoller
Restaurierung des Alten und avantgardistischen Neubauten.

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