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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 21
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0023
plätze wie das jüngst erst erforschte Gräberfeld von Wyhl am Kaiserstuhl oder Siedlungsfunde
bei Jechtingen. Sasbach oder Mengen (alle Breisgau) füllen allmählich
doch das überwiegend weiße Kartenbild und lassen mehr und mehr erkennen, daß zumindest
im Bereich strategisch wichtiger Flußübergänge, meist also im Vorland spätantiker
Grenzkastelle, schon im 4. Jahrhundert n. Chr. mit einer gewissen Siedlungsdichte
gerechnet werden muß. Dieses Bild einer langsam durch die Denkmalpflege
»aufgefüllten« Fundlandschaft entspricht nun weit mehr den Vorstellungen, die wir uns
nach den römischen Berichten über eine zahlreiche alamannische Bevölkerung machen
müssen und zeigt zugleich, daß schon die ersten Einwanderer, die den Limes überwanden
und das ehemalige Dekumatland eroberten, hier auch seßhaft geworden sind,
ja sogar an wichtigen Kontaktstellen mit der römischen Welt ausgesprochene Siedlungsschwerpunkte
gebildet haben.

Spätestens seit der Erforschung des »Runden Berges« bei Urach wissen wir, daß alamannische
Fürsten, wohl die von Ammianus Marcellinus genannten reges oder reguli
von großen, teilweise stadtähnlich strukturierten Höhenbefestigungen aus das Land
beherrschten und mit diesen Anlagen zugleich ein Gegengewicht gegen die großen Kastelle
(wie Kaiseraugst) und die volkreichen Städte auf der römischen Seite schufen.
Überraschend war es, daß sich diese Anlagen fern der an Ober- und Hochrhein verlaufenden
Reichsgrenze zu halten schienen, während doch beispielsweise Könige der
Breisgaubewohner (Brisigavi) namentlich bekannt sind, für die entsprechende Höhenburgen
eigentlich vorausgesetzt werden müssen. Auch dafür ließen sich Gründe rasch
beibringen: man sah hier die Wirksamkeit der römischen Reichsverteidigung, die es verstand
, ein ausreichend großes Vorfeld frei von gegnerischer Machtkonzentration zu halten.

Wenn wir die Funde und Spuren auf dem Zähringer Burgberg richtig deuten, ist diese
Meinung allerdings falsch. Ganz offensichtlich ist nämlich an dieser Stelle auf einer geschützten
und doch beherrschenden Kuppe der Schwarzwaldvorberge ein Herrschaftsmittelpunkt
entstanden, der durchaus als Gegenpol zum nahe gelegenen Grenzkastell
von Breisach (Möns Brisiacus) verstanden werden kann. Sollte der auf dem Berg seit
langem bekannte, bisher noch nicht sicher datierte Ringwall tatsächlich die frühala-
mannische Siedlung umschlossen haben, hätten wir sogar, allein von der Größe her gesehen
, eine der bedeutendsten Höhenburgen vor uns. die es in der Völkerwanderungszeit
Südwestdeutschlands gegeben hat. vielleicht den Sitz des »rex Brisigavorum«. beispielsweise
also des »ad Rauracos« residierenden Vadomar. wozu sich Ammianus Marcellinus
leider geographisch nicht genauer festgelegt hat. Eine solche Deutung allerdings
, zumal die Verbindung mit einem historisch überlieferten Namen, bleibt vorerst
wissenschaftliche Spekulation.

Archäologische Untersuchungen nämlich sind im Inneren dieser riesigen Anlage
noch nicht durchgeführt worden. Alle Informationen beziehen wir augenblicklich aus
Funden, die durch systematisches Absuchen der Siedlungsfläche in der obersten Humusschicht
zum Vorschein kamen. Dies hindert uns vorläufig auch an einer sicheren Beurteilung
des Siedlungscharakters, auch wenn allein schon die Topographie für eine befestigte
Anlage spricht. Bleibt also die Frage nach der Zusammengehörigkeit von Ringwall
und Siedlungsschicht noch offen, sprechen doch die Funde schon eine sehr deutliche
Sprache. Ihre weite Streuung weist auf die Größe der Ansiedlung. ihre Zusammensetzung
auf den militärischen Charakter, die Wehrhaftigkeit und auch den sozial gehobenen
Rang zumindest einesTeils der Bewohner. Auch die Zeitstellung ist klar: vor allem
kerbschnittverzierte Beschläge römischer Gürtel (Abb. 2) weisen ins 4. nachchristliche
Jahrhundert, vielleicht auch noch in den Beginn des 5. Jahrhunderts, wozu auch
Waffenfunde wie Lanzenspitzen und Äxte passen (Abb. 3). Ausgesprochene Kostbar-

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