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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 61
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0063
(er) eine Weibsperson S. Sch. (wohl "Schpießmännin" zu denken), welche zur Schlien-
gen mit Hauß gewohnt, durch seine Beamten (also des Bischofs) zur Bürßeckh gefeng-
lich... und ums Hexerey willens iustificieren hat lassen". Der Röttier Landvogt hatte
beim Obervogt in Birseck den Anteil des Markgrafen aufgrund des Vertrags von 1509
angemahnt.

Der Obervogt erwiderte, die Kinder der Hingerichteten (aus erster Ehe: Hanns und
Lienhard Sifert oder Süfert) hätten ihm berichtet, daß die für die Konfiszierung in
Frage kommenden Güter von ihrem Vater stammten und ihnen bei dessen Ableben "eigentümlich
verfangen". Die Mutter habe nur das Nutzungsrecht daran gehabt ("usus
fructus ad dies vitae"). Deshalb habe der Bischof für den ihm zustehenden drittenTeil
nichts abgefordert. Dem war eine Bittschrift der Kinder beigegeben des Inhalts, der
Markgraf wolle von seinen Forderungen auch absehen.

Der Markgraf ließ die Sache untersuchen. Dabei wurden die Äcker, Reben und Matten
, die angeblich der Hingerichteten gehört hatten, aufgezählt und zugleich taxiert.
Dabei erscheinen Gewannamen, die es in Schliengen heute noch gibt: "Im Blauen, Im
Langen Rein, Lerisbrunnen, Im Niederen Berg, Im Kolrosen und Uchslett". Die Namen
der Schätzer waren Johannes Senft und N. Sattler. - Es stellte sich schließlich heraus
, daß tatsächlich Salome Spießmännin die Käuferin und damit die Eigentümerin der
Grundstücke gewesen ist, der Markgraf also diese oder den entsprechenden Gegenwert
durchaus zu beanspruchen hatte (nach Abzug des Anteils des Ehemannes gemäß
dem damaligen Eherecht). Vermutlich - ein abschließendes Schriftstück fehlt - hat sich
der Markgraf mit der Hälfte des ihm Zustehenden begnügt aufgrund einer weiteren
Bittschrift ("Supplication") der Söhne.

Was war das für eine Frau, die da auf dem Scheiterhaufen geendet hat? Sie hatte dreimal
geheiratet und zwei Ehemänner überlebt (der dritte, Hanns Zimmermann, lebte
noch, als sie sterben mußte). Dies war in der damaligen Zeit etwas Ungewöhnliches.
Denn die Sterblichkeit der Frauen war sehr viel höher als die der Männer (Kindbett!).
Meist war es der Mann, der mehrere Ehefrauen hatte. Diese Tatsache dürfte dazu beigetragen
haben, daß Salome eine Sonderstellung im Dorf hatte. Kinder waren nur aus
der ersten Ehe da (siehe oben: zwei Söhne - und dazu eine Tochter, die aber beim Tod
der Mutter selbst schon gestorben war). Auch eine Besonderheit, wenn man den Kinderreichtum
jener Zeiten bedenkt. Daß Salome eine sehr aktive Person war, geht daraus
hervor, daß sie laufend Grundstücke kaufte. Mit ihrer (übergroßen?)Tüchtigkeit
könnte auch zusammenhängen, daß ihr zweiter Ehemann, Ludwig Hertenhauser, der
von Beruf Bäcker war, "von ihr hinweg dem Kriegswesen nachzog"; er starb in der
"Frömde". Diese Sonderstellung dürfte der Grund dafür sein, daß Salome in den Ruf
gekommen ist, eine Hexe zu sein. Daß eine Frau das alles zuwege brachte, konnte doch
nicht mit rechten Dingen zugehen, mochten die Nachbarn denken. Daraus wurden Gerüchte
, üble Nachrede, schließlich die auslösende Denunzierung, unterschwellig von
Mißgunst genährt.- Nicht uninteressant übrigens, daß sie hier immer mit ihrem Mädchennamen
genannt wird: "Spießmännin", also weder Sifertin, Hertenhauserin noch
Zimmermännin, wie man erwarten könnte. Wollte man die "ehrlichen Namen" der
Ehemänner dadurch schonen?

Ein Blick noch auf die Hinterbliebenen: Können wir uns vorstellen, wie dem Witwer
zumute war? Was mochte er von seiner Frau gedacht haben? Und die beiden Söhne? In
den zwei Bittschriften ist von den "von ihr (der Mutter) begangenen Missetaten" die
Rede, deretwegen sie "zu Birseck hingerichtet" worden sei. Sie nennen sich selbst
"arme, nit wenig betrübte Kinder", die "an solcher Mutter Mißhandlung (gemeint Missetat
) nit ein geringes, sondern ein herzlichesTrauern tragen". Und sie hätten eine "hohl

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