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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 67
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0069
tet. erhielten sie Verbot zum Besuch kultureller Veranstaltungen, wurden schulpflichtige
Kinder aus den Schulen entlassen, und allen Juden wurde der Führerschein entzogen
.

Im Leitartikel des "Alemannen" wurden diese Maßnahmen so kommentiert:
"Wie nicht anders zu erwarten war. sind die Entscheidungen mit einer unnachsichtigen
Härte und einer beispiellosen Schnelligkeit erfolgt. Daß sie von unserem ganzen Volke
einmütig begrüßt werden, dessen sind wir sicher."14'

Eine Minderheit wurde damit entrechtet, ausgeschlossen, erniedrigt, gequält, beraubt
, verachtet, verfolgt und gedemütigt. DerWeg zur Endlösung der Judenfrage war
damit eingeleitet. DerWeg zum Holocaust war beschritten.

Damit sind wir bei der Judenfrage, dem Judenhaß, dem Antisemitismus.

Bei der Betrachtung der Vorgänge im November 1938 müßte man meinen, es handle
sich um ein spezifisch deutsches Problem.

Der Antisemitismus ist aber ein internationales Phänomen, das die Weltgeschichte
von der Antike bis zur Gegenwart wie ein roter Faden durchzieht. Der deutsche Faschismus
, der Nationalsozialismus, hat diesen Antisemitismus pervertiert, hat ihn ideo-
logisiert. Mit Recht konnte daher bei der Konferenz des Polnischen Ökumenischen Rates
ein polnischer Geistlicher dem Kirchenpräsidenten Dr. Hild am Denkmal für die
Opfer desWarschauer Ghetto-Aufstandes versichern:

"Die Verbrechen der Nazis entstanden nicht aus dem Volkscharakter, sondern aus dem
politischen System."1"'

Der Antisemitismus hat sich im Laufe der Jahrhunderte gewandelt. Seine drei Wurzeln
verbinden sich oftmals.

Diese Wurzeln sind
der religiöse,
der wirtschaftliche und
der biologisch rassische Antisemitismus.

Das Altertum verfolgte die Juden nicht als ethnische Gruppe, sondern als Glaubensgemeinschaft
. Nicht die Rasse sonderte sie im Vorderen Orient vom andern ab, denn
die Völker dort waren zumeist Semiten. Es war der Glaube, die Einhaltung der strengen
Religionsvorschriften, der die Juden absonderte, der aber auch dem Judentum in der
Fremde seinen Bestand garantierte.

Es ist ein elitärer Glaube. Der auf dem Sinai mit Jahw e geschlossene Bund

"Ich bin Dein Gott. Du bist mein Volk"
gab den Juden die Kraft. Verfolgung und Exil zu überstehen, denn in der Verheißung
steht:

"Ich werde Dich zurückführen in das Land Deiner Väter."

Dieser Glaube brachte die Juden in der vorchristlichen Antike in Gegensatz zu Kaisern
. Königen undTyrannen. die sich göttlicher Abkunft wähnten, die göttliche Verehrung
forderten und in deren Reichen Vielgötterei herrschte. Diese Götter wurden in
Bildern dargestellt. Den Juden war dies fremd, ja verboten, und dies führte zu Konfliktsituationen
.

Ihr Glaube ließ sie auch jede Fremdherrschaft ertragen. Kam ein neuer Eroberer,
glaubten sie. er führe sie zurück nach Zion - getreu der Schrift. Das ließ sie politisch als
unzuverlässig erscheinen.

Auch in der Verbannung hielt das Volk eng zusammen. Weit zerstreut, hielten sie untereinander
immer Verbindung. Dadurch wurden sie zu Handelsleuten und kamen zu
einem gewissen Wohlstand. Das erweckte wiederum den wirtschaftlichen Neid und die
Mißgunst.

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