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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 74
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0076
Der 2. große Schlag gegen das Judentum in Deutschland waren die "Nürnberger Gesetze
" von 1935. Sie bedeuteten einen großen Einschnitt für die Juden und hatten eine
große Auswanderungswelle zur Folge.

Es waren zwei Gesetze. Das "Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen
Ehre" verbot Ehen zwischen Juden und Ariern, machte außerehelichen Verkehr
zur Rassenschande, die später sogar mit demTode bestraft wurde, und nahm den Juden
die Möglichkeit, weibliche Dienstboten zu beschäftigen.

Das "Reichsbürgergesetz" schloß die Juden aus derVolksgemeinschaft aus. nahm
ihnen das aktive und passive Wahlrecht und verbot ihnen die Bekleidung öffentlicher
Ämter. Auch diejenigen, die 1933 im Amt verbleiben konnten, ob kriegsversehrt
oder mit Tapferkeitsorden hoch dekoriert, wurden nun verjagt, meist ohne
Pension.

Der Jude in Deutschland war nun Staatsbürger 2. Klasse, ohne Bürgerrechte, nur
noch geduldet. Einzig im Bereich der Wirtschaft konnte er tätig sein. Hier wurde etwas
behutsamer vorgegangen, denn einmal wollte man den Boykott des Auslands für die
deutsche Ausfuhr vermeiden, zum anderen fürchtete man wirtschaftliche Engpässe,
die nicht in das Konzept des Vierjahresplans und der Aufrüstung paßten. In diesem Bereich
blieb es vorerst bei den "Arisierungs-Versuchen".

Systematisch wurde der Kampf gegen die Juden weitergeführt. Für 1938 war als Ziel
vorgegeben

- die Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben.

- ein verstärkter Auswanderungsdruck.

Im April 1938 wurden auf dem Verordnungswege die Anmeldung aller jüdischer Vermögen
über 5000 RM und im Juni die Registrierung der jüdischen Gewerbebetriebe
verlangt. Im August zwang man die Juden, die Vornamen Israel bzw. Sarah zu übernehmen
. Im September verloren die jüdischen Ärzte ihre Approbation.

Höhepunkt dieser antisemitischen Maßnahmen war der Pogrom vom 9. und 10. November
, den wir heute zumeist die "Reichskristallnacht" nennen.

Er schloß die Juden total aus dem bürgerlichen Leben Deutschlands, also ihrer Heimat
, aus. Anstatt leben zu dürfen, mußte der Jude nun vegetieren.

Die Auswanderung wurde erschwert. Erhebliche Vermögensteile mußten in
Deutschland verbleiben. Das Ausland war - auch das muß deutlich gesagt werden - an
mittellosen Juden nicht interessiert, obwohl es über die Lage dieser Minderheit informiert
war.

Bei Kriegsbeginn lebten noch 213 000 Juden im Deutschen Reich. Der Krieg erschwerte
ihr Schicksal noch mehr. Beschlagnahme der Rundfunkgeräte. Kürzung der
Lebensmittelrationen. Abnahme der Kleiderkarten. Einführung von Sperrzeiten und
Verpflichtungen zur Zwangsarbeit waren die Stationen auf dem nun von den Machtha-
bern eingeschlagenen neuen Weg zur Endlösung: der Vernichtung.

Die Deportationen setzten ein. Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden auf Anordnung
Hitlers die badischen Juden in siebenTransportzügen nach Gurs in Südfrankreich abgeschoben
. Es waren über 6500 an der Zahl. Der Chef der Sicherheitspolizei meldete an
das Auswärtige Amt:

"Die Abschiebung der Juden ist in allen Orten Badens und in der Pfalz reibungslos
und ohne Zwischenfälle abgewickelt worden.

Der Vorgang der Aktion selbst wurde von der Bevölkerung kaum wahrgenom-

..19)

men.

1941 gingen die Deportationen planmäßig in die Vernichtungslager nach Polen weiter
.

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