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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 75
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0077
Das Schicksal des europäischen Judentums wurde bestimmt durch die "Wannsee-
Konferenz" am 20. Januar 1942. Hier beschloß man die Endlösung die physische Vernichtung
des Judentums in Europa. Der Plan umfaßte drei Vernichtungsmethoden:

1. Natürliche Verminderung durch Zwangsarbeit bei niedrigster Lebensmittelzuteilung
,

2. Vernichtung in Gaskammern in den Lagern.

3. Massenerschießungen durch Einsatzgruppen.

Diese Methoden wurden bis zum April 1945 praktiziert.

Es war eine gezielte Ausrottung einer Minderheit, die damit Opfer eines primitiven,
menschenverachtenden Gruppenhasses wurde.

Dieser Gruppenhaß war keine deutsche Erfindung. Er war international, wie es dieser
Abriß durch die Geschichte zeigte. Deutsch daran war die Perfektion, mit der diese
Vernichtung betrieben wurde, die uns heute noch nach 50 Jahren vor Scham erschauern
läßt.

Es wäre falsch, diese Geschehnisse zu verdrängen, über sie den Mantel des Schweigens
zu hängen. Wir müssen dieser Vergangenheit offen in die Augen sehen, denn sie ist
Teil unserer Geschichte, aus der wir nicht entlassen werden können.

Auschwitz. Theresienstadt. Maydanek. Treblinka und Buchenwald waren Wirklichkeit
, so unglaublich es auch scheint. Der Aufstand im Warschauer Ghetto hat stattgefunden
. Die Greuel wurden von Deutschen erdacht, geplant, organisiert, befohlen und
ausgeführt.

Ein jüdischer Freund, der in München sein Abitur machte und Deutschland noch
rechtzeitig verlassen konnte, sagte mir bei einer Diskussion in einem israelischen Kib-
buz:

"Wir müssen verzeihen, doch wir wollen und dürfen nicht vergessen."

Es wurde nach 1945 viel von der Kollektivschuld der Deutschen gesprochen, von der
Bewältigung der Vergangenheit. Beide Wortschöpfungen sind falsch, treffen nicht das
Entscheidende.

Richard von Weizsäcker hat am 8. Mai 1985. am 40. Jahrestag der deutschen Kapitulation
, das richtige Wort gefunden. Der Bundespräsident sagte damals:
"Schuld oder Unschuld eines ganzen Volkes gibt es nicht. Schuld ist. wie Unschuld,
nicht kollektiv sondern persönlich."

Er stellte fest:

"Es geht nicht darum. Vergangenheit zu bewältigen. Das kann man gar nicht. Sie läßt
sich ja nicht nachträglich ändern oder ungeschehen machen.

Wer aber vor derVergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart.
Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue
Ansteckungsgefahren."

Darum erinnern wir uns heute am 9. und 10. November 1938 und verbeugen uns vor
den Opfern der Unmenschlichkeit und derTyrannei.

Anmerkungen:

1) Stadtarchiv Lörrach. Bez.Amt X/18

2) Interview mit Dr. Peter Weil. Lörrach, anläßlich der Vorbereitung der Ausstellung "W iderstand
. Verfolgung. Emigration Liberaler 1933 -1945". Sein Vater war Mitglied der Lörracher
Demokratischen Partei.

3) Oberbadisches Volksblatt vom 11.11.1938 STAL

4) Zeitungsbestände STAL. Der Alemanne. Oberbadisches Volksblatt. November 1938

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