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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 91
(PDF, 33 MB)
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nacht."' Aber der gleiche Gotthelf prangert in "Leiden und Freuden eines Schulmeisters
" die damals übliche Methodik scharf an mit den Worten: "Es ist doch gewiß ein
gräßlich Ding, ein solch Abrichten, gerade wie man Gügger abrichtet, zu pfeifen, was
sie auch nicht begreifen. Und das ist das Schauervollste, daß man im 19. Jahrhundert
solches treiben konnte und nicht wußte, was man tat, wie man sich damit an der
Menschheit und somit auch an Gott versündigte... Am schauervollsten aber ist die
Schamlosigkeit oder die bodenlose Dummheit, mit welcher sich diese Menschen dieses
Treibens rühmen, behauptend, bei der künstlich erhaltenen Dummheit sei das Land
glücklich und fromm gewesen, und durch Aufklärung, durch Weckung und Bildung der
Geisteskräfte werde es unglücklich und gottlos. Glauben denn eigentlich solche Menschen
auch an Gott, glauben sie auch an Jesum Christum, der ein Licht der Welt war
und kam, die Menschen zu erleuchten?" (I. 13. Kapitel: "Wie ich Schulmeister lerne
auf die alte Mode"). Und im 2. Teil seines Schulmeisterromans setzt sich Gotthelf mit
der Aufklärung auseinander und sagt: "Es gibt Übergänge in der Weltbildung, welche
alle Stände mehr oder weniger durchlaufen müssen... Ein solcher Übergang hatte die
Welt ergriffen vor einigen 50 und mehr Jahren. Der Verstand war erweckt worden und
ging dem blinden Glauben zu Leibe... Der Verstand erhob ein Triumphgeschrei, gebär-
dete sich üppig und übermütig wie ein Jüngling im Flegelalter und leugnete frech alles
Übersinnliche ab. predigte förmlich Unglauben... Das Christentum, das viele sterbend
glaubten, hat das Leichentuch... abgeworfen und erhebt sich in ewig junger Herrlichkeit
..." Und weiter: "Diese unglückliche Aufklärung aber, die nur ins Flegelalter führt,
aber nicht heraus, die wird... gerade in den Schulen wenn nicht erzeugt, doch befördert
" (II. 29. Kapitel: "Wie der Pfarrer mir die Schule dokteren will"). Und heute!?

Der "Rationalist" Hebel schließt seine "Epistel an den Pfarrer Günttert zu Weil", in
der des langen und breiten von einer Tabakpfeife die Rede ist, mit einer Empfehlung
des neuen Vikars in Lörrach, der die Epistel überbringt, und beteuert:

...ne brave Heer un gmai mit de Lüte.

Sust sinn die junge Burst menggmol e wenig phatestig,

maine, si haigen ellai mit Löffle d'Glehrsamkeit gfresse.

Dreck hänn si gfresse, jowohl! (vor Euen Ehre z'vermelde),

schwätzen uf der Chanzle vo weltliche Sachen us Büechre

('s fräss se ke Hund und ke Chatz) un ziehn Ich ke gotsig Sprüchli

us der Bibel a - si wüsse by Gott nit, was drin stoht!

Bhaupte, Christus der Heer seig 's Josephs liibliche Suhn gsi,

haig nit für is glitte, seig nit vo de Toten erstände -

hol ich derTeufel denn au! Die dunderschießige Läri!

Bringen is no um Glauben und Liebi, um Hoffnig un Himmel.

Un wenn ain vor Chummer unTrüebsal schier gar verschmachtet,

oder wenn ain Is Gwissen an syni Sünden erinnert,

oder wemme vo hinnen im letschte Stündli soll schaide,

stöhn si wie Muulaffe do mit ihrer weltliche Wiishait,

wüsse nit gyx no gax und chönnen ain ebe nit tröste.

Aber der neu Vikar isch ken vo dene..."

Gemeinsam hatten Claudius, Hebel und Gotthelf auch die turbulente Zeit der Französischen
Revolution und ihrer Nachwehen in den Nachbarstaaten. Deutschland erlebte
Kriege, dito die Schweiz, und Bern den Untergang des ancien regime des bernischen
Patriziats, die Helvetische Republik von Napoleons Gnaden, während der Gott-
helfs Vater, Sigmund Bitzius, als Pfarrer von Murten und Bettag 1800 in seiner Predigt

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