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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 157
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0159
Als ob Wallenstein sich an Bernhard rächen wollte, wurde das Jahr der Ermordung
des Friedländers für ihn ein Jahr der großen Niederlagen. Im Juli 1634 ging Regensburg
wieder verloren, und die Kaiserlichen stießen beiderseits der oberen Donau weiter
nach Westen vor. Bernhard und dem schwedischen Feldmarschall Horn gelang es nicht,
die Vereinigung des kaiserlichen Heeres unter dem jungen König von Ungarn mit einem
spanischen Heer, das der Infant über die Alpen herangeführt hatte, zu verhindern.
Durch das Ries und das protestantische Württemberg wollten die beiden Thronfolger
an den Rhein vorstoßen, um dort die alte habsburgische Position wieder zu festigen.
Zunächst bedrohten sie Nördlingen. Bernhard hatte dem Rat der protestantischen
Reichsstadt im Ries sein Wort als deutscher Fürst gegeben, daß er sie entsetzen werde,
falls sie ernsthaft belagert würde. Er riskierte deshalb die Feldschlacht trotz großer Unterlegenheit
, Ungunst des Geländes und schwerer Bedenken des vorsichtigen Horn.
Die zweitägige Schlacht im Albuch südlich Nördlingen am 5. und 6. September 1634
wurde eine vernichtende Niederlage, von der sich die Schweden bis Kriegsende nie
mehr ganz erholten. Feldmarschall Horn, ein Schwager des Kanzlers Oxenstierna, geriet
in jahrelange Gefangenschaft. Bernhard entkam, verwundet, nur dank seines besonders
schnellen Reitpferdes. Auch das Herzogtum Franken mit der Hauptstadt Würzburg
, welches er 1633 als schwedisches Lehen erhalten hatte, ging verloren, und die
Schweden wollten ihn nicht länger als ihren Obergeneral anerkennen.

Nach Verlust seiner Eroberungen am Main wie an der Donau und nach Lockerung
des Kampfbündnisses mit Schweden suchte Herzog Bernhard ab 1635 die Hilfe Frankreichs
. Dem leitenden Minister König Ludwigs XIII., Kardinal Richelieu, war er als
Bundesgenosse gegen das Haus Habsburg sehr willkommen. Im Oktober 1635 weilte
Bernhard in Paris und erhielt im Vertrag von St. Germain en Laye vom 27.10.1635 die
Mittel zum Unterhalt einer Armee von 18 000 Mann, die er an der Rheinfront gegen die
Feinde Frankreichs führen sollte. Überdies wurden ihm die Landgrafschaft Elsaß und
die Bailei Hagenau zugesprochen - Besitzungen, die er aber erst erobern und gegen die
Heere des Kaisers und des Herzogs von Lothringen verteidigen mußte. Die letzten
Jahre seines Lebens stand Bernhard von Weimar nun im Kampf um den Oberrhein, der
auch in Burgund, in Lothringen und im Schwarzwald ausgetragen wurde.

Obwohl die Unterstützung oft ausblieb und Bernhard häufig nicht wußte, womit er
seine Soldaten bekleiden und ernähren sollte, operierte er schon 1636 und 1637 gegen
den kaiserlichen General Gallas und Herzog Karl von Lothringen mit gutem Erfolg.
Dies wurde auch von Ludwig XIII. anerkannt, der an Richelieu schrieb: "Der Herzog
von Weimar leistet sehr viel mit wenig Volk, was andere Generäle mit vielem nicht zustande
bringen." Den Gipfel seiner Feldherrnlaufbahn aber erreichte Bernhard im
Kriegsjahr 1638. Auf allen militärischen Führungsgebieten zeigte er sich als Meister: in
Operation und Taktik wie in der Logistik und in dem, was wir heute "Menschenführung
" nennen. Selten in der Weltgeschichte ist ein Heerführer von seinen Soldaten so
verehrt worden wie Bernhard, der alle Strapazen sowie Hunger und Gefahren mit ihnen
teilte. Vor und nach Schlachten wurde er auch ihr Seelenführer, hielt Betstunden
und Predigten; mehrere seiner Predigttexte sind überliefert.

Die enorme Bedeutung der habsburgischen Festung Breisach für die ganze Rheinfront
wurde von Bernhard früh erkannt. Schiller beschrieb sie so: "Die Festung Breisach
am Oberrhein wurde als die Beherrscherin dieses Stromes und als der Schlüssel
zum Elsaß betrachtet. Kein Ort war dem Kaiser in diesen Gegenden wichtiger, auf keinen
hatte man so große Sorgfalt verwendet... Die Festigkeit seinerWerke und der Vorteil
seiner Lage boten jedem gewaltsamen Angriffe Trotz... Unbezwingbar durch Gewalt
, konnte sie nur durch Hunger besiegt werden." - Hierzu mußte Breisach eng einge-

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