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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 1.1989
Seite: 170
(PDF, 33 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-01/0172
Vorankündigung der Neu- ja sogar deutschen Ersterscheinung von Gerard de Nervals
Reisetagebüchern, nicht nur in den Orient, sondern vor allem auch ins Deutschland
des 19. Jahrhunderts. Nun ist es gut gemeint und zunächst auch erfreulich, daß man
eine Farbreproduktion des Peter Birmannschen Gemäldes vom Isteiner Klotz beigibt.
Aber was liest man da? Irsteiner statt Isteiner Klotz, Biermann statt Birmann, und zu
allem hin fließt der Rhein infolge Seitenverkehrtheit der Bildreproduktion aufwärts!

Ist es zuviel verlangt, wenn man solche Verlage, Autoren und Lektoren generell ersucht
, sich nicht ins Regionale und Subregionale einzumischen, bevor man Gewährsleute
vor Ort befragt hat?

Ein Beispiel unter leider so vielen! Erinnert sei etwa noch an den an und für sich
hübsch und aufwendig ausgestatteten 'Schwarzwald'-Band des Hartmut Rädel anno
'77 im Atlantis-Verlag in Zürich und Freiburg. Rädel ist gebürtiger Pforzheimer, hat
aber seine Heimat schon seit vielen Jahren verlassen. Doppelt peinlich für den Verlag,
der seinen Zweitsitz in der Breisgau- bzw. Schwarzwaldhauptstadt hat und zu allerlei
blamablen Fehlinformationen gelangt, so etwa wenn er die Kinzig statt der Murg als
Sprachgrenze zwischen schwäbisch-fränkischem und alemannischem Dialekt ansetzt,
oder er sich gar zu der Behauptung versteigt, daß die 'Weinberglandschaft der Ortenau
unter den Regionen des Markgräfler Landes einen besonders guten Namen" hätte, oder
daß die Flößer ausschließlich in Pforzheim zu Hause, oder die das gesamte Oberland
herausfordernde Bildunterschrift 'Der begehrte Markgräfler... am linken oberen Bildrand
der Weinort Rammersweier", oder weshalb von der 'Ruine Staufenburg' statt vom
Staufener Schloßberg o. ä. daherreden? In Sachen Hebel und Hausen hat er sich s
denkbar einfach gemacht: 'hier...hat... Hebel (1760-1826) gelebt'! Reden wir nicht vom
'Roten Kaufhaus' in Freiburg und auch nicht von der dortigen Herrengasse statt Herrenstraße
, nicht Von einem Weinberg beimTuniberg und nicht von den Glottertäler Reben
als den höchstgelegenen in ganz Europa (der Verf. lebt in der Schweiz, hat aber
wohl noch nie das Wallis usw. besucht?).

Genug der Schelte, wir wollten an solchen Beispielen nur zeigen, um was es geht und
zu welchen Grotesken und Lächerlichkeiten für die Einheimischen und zu welchen
Fehlinformationen für die Fremden und Auswärtigen es kommen kann. Daß das Fernsehen
und überhaupt die modernen 'Medien' mit von derTour, braucht hier in den jüngsten
Elaboraten übers Markgräflerland nicht besonders hervorgehoben werden. Im
Zeitalter der angeblichen Exaktheit und des a priori aufgeklärten Lesers sollten keine
derartigen Verdummungen angestrebt werden, auch wenn man bösartigerweise davon
ausgeht, daß die Mehrzahl doch drüber hinliest. Schulmeisterei so und so...

Halten wir uns lieber an den bewährten Dreistufenplan: zunächst die Archivalien
und die Recherchierungen vor Ort (die Karrenarbeit), alsdann die zuständigen Landeskundler
zu größerer, aber kompetenter Zusammenschau und Übersicht(lichkeit), erst
danach die Eingliederung ins große Ganze: dies aber nie ohne die Berücksichtigung der
Arbeiten und Resultate der beiden ersten Gruppen. Wir wollen schließlich weder bloße
Nostalgie noch oberflächliche Ausbeutung unserer Region und unserer Geschichte in
Richtung plakativer Sensationsmache, das haben wir nicht nötig und das hat unsere Regio
auch gar nicht verdient!

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