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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 19
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deten Österreicher. Preußen und Russen über den Rhein nach Frankreich gingen nicht spurlos
an Müllheim vorbei. Truppendurchzüge. Einquartierungen und Lieferungen an die Militärmagazine
bestimmten das Leben. Dessen nicht genug, verursachte ein Hochwasser (1813)
schwere Schäden in der Stadt. Schließlich brachten die durchziehenden Truppen noch den
Typhus nach Müllheim, der nicht nur v iele Soldaten, sondern auch 77 Bürgerinnen und Bürger
dahinraffte. Mit den beiden Friedensschlüssen von Paris (1814 und 1815) kehrte nach 23
Jahren wieder Ruhe im Land ein. Aber an Stelle der Kriegsnöte folgten Mißernte und
Fehlherbst 1816 und Teuerung 1817.

Am 22. August 1818 w urde durch Großherzog Karl die erste badische Verfassung verkündet
, die dem Volk eine Mitw irkung bei der Regierung einräumte. Den ersten Landtag berief
sein Nachfolger. Großherzog Ludw ig. 1819 ein. Der Müllheimer Bürger Nikolaus Blanken-
horn-Fischer. der dann auch von 1825 bis 1836 Bürgermeister der Stadt w ar. wurde zum
Mitglied gewählt. Großherzog Ludwig besuchte Müllheim am 9. September 1819. An
Festlichkeiten ließ man es nicht fehlen.

Rege Bautätigkeit und damit ein stetiges Wachstum der Stadt kennzeichneten die nächsten
Jahre. Eine "Neue Straße" (heute Werderstraße) verband von 1826 an die beiden Stadtteile, so
daß sie immer enger zusammenrückten. Im gleichen Jahr konnte auch eine "unglaubliche
Menge" Wein geerntet w erden. Dagegen w ar der Winter 1829/30 so streng, daß die Kartoffeln
in den Kellern erfroren. Politische Unruhen, die 1830 v on Frankreich und später auch von der
Schweiz her drohten, berührten das badische Land damals noch nicht. Großherzog Leopold,
der mit seiner Gemahlin im September 1830 das Markgräflerland bereiste und auch in
Müllheim mit Jubel begrüßt wurde, konnte am 15. November 1833 das lange erwartete Gesetz
zur Zehntablösung verkünden. Durch Bürgermeister Nikolaus Blankenhom energisch gefördert
, gingen die notw endigen Verhandlungen in Müllheim zügig v oran. Eine Tilgungskasse
der Regierung half notfalls auch mit Zuschüssen, um die Ablösungsbeträge (das Zw anzigfache
der bisherigen jährlichen Abgaben) aufzubringen. Der Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein
im Jahre 1835 eröffnete eine freiere Handels- und Verkehrsentwicklung, v on der Müllheim
allerdings erst 1847 profitierte, als die Strecke der Staatsbahn bis Schliengen fertiggestellt
wurde.

Die Revolutionsjahre 1848/49

Der Wunsch breiter Volkskreise nach einem einheitlichen deutschen Vaterland mit freiheitlichen
Einrichtungen wurde damals immer deutlicher geäußert. Die Jahre 1846 und 1847
brachten Teuerung und damit Not für viele Bürger, ließen aber die Bev ölkerung auch unruhig
werden, empfänglich für alles, was eine Besserung hätte bringen können. So fand auch die
Absetzung des Königs Louis-Philippe in Frankreich und die Ausrufung der Republik am 24.
Februar 1848 in Paris entsprechenden Widerhall in Baden. In Müllheim ließ man seine
Erregung zunächst an den hier ansässigen Juden aus. aber auch an Verwaltungsbeamten.
Soldaten aus Freiburg mußten für Ordnung sorgen. Während in Frankfurt noch das Vorparlament
tagte, das schließlich die Einberufung einer verfassunggebenden Nationalversammlung
beschloß, kam es im badischen Oberland zu einer republikanischen Schilderhebung. Von
Konstanz aus zog Friedrich Hecker mit seinen Freischaren über die Baar und den Schw arzw ald
ins Wiesental. Die Aufregung in Müllheim wuchs. Reguläre Truppen - Badener. Hessen und
Nassauer unter Führung des hessischen Generalleutnants Friedrich v on Gagern - trafen ein und
zogen am 20. April 1848 in Richtung Kandern. w o sie am gleichen Tag auf der Paßhöhe der
Scheideck auf die Freischaren Heckers stießen, die auseinander gesprengt w erden konnten.
Friedrich von Gagern mußte den Erfolg mit seinem Leben bezahlen, w urde noch am gleichen

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