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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 39
(PDF, 34 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1989-02/0041
er über den Platz. Die Maschine wollte sich in der Mittagshitze mit der Last fast nicht
heben, und so klommen wir mit Mühe und Not über die Wälder. Wir wurden von den
Sonnenböen herumgeschüttelt, und unser braves Flugzeug tanzte ganz beängstigend in
der Luft herum. Bei Küstrin begann sich uns ein schwarzes Gewitter entgegenzustellen
. Ich wollte ihm entweichen, aber mein Passagier winkte: 'Mitten durch!" Ich dachte:
Wenn du willst, ich riskiere es. Und nun ging ein wilder Tanz los. Die Maschine wurde
oft hundert Meter heruntergeschmissen, bald wie ein Spielball hochgehoben. Die
Blitze zuckten um uns herum, und wir befanden uns mitten in dem höllischen Element.
... Ich schaute sehnsüchtig über die Flügel meiner Maschine herunter nach den Häusern
. Endlich waren wir durch. Ein Zittern ging durch Maschine und Menschen, dann
ging es weiter Schneidemühl zu. Dort schrieb mein Passagier 'Reicht das Benzin?' Ich
schaute auf meine Benzinuhr und sie zeigt noch 150 Liter. Freudig winke ich. und weiter
geht es. Doch nun hatten wir auf einmal mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Flatow
kam ... Auf einmal schrumpfte der Benzinvorrat ganz bedenklich zusammen. Vor El-
bing verständige ich meinen Passagier: "Benzin geht aus. wir müssen landen."Bei der
Molkerei sah ich ein kleines grünes Feld und setzte die Maschine hinein. Doch, o weh!
Mitten drinn war ein Graben, und nun ging es hinein, unsere Hoffnungen begrabend.
Traurig gucke ich mir meine brave Maschine an. Der Propeller hatte sich 75 Zentimeter
in den Boden hineingebohrt. Ich gab schon alle Hoffnung auf. denn wo sollte ich einen
Propeller herbekommen. Wir kletterten aus der Maschine, um uns den Schaden anzusehen
. Ich traue meinen Ohren nicht, als Oberleutnant Zimmermann ruft: "StiefVatter.
Propeller ist heil." ... Leider verloren wir durch diese Landung zwei Stunden Zeit, die
uns um Brindejoncs Leistung und um die lOO'OOO.— Mark brachten. Die Komnikfabrik
stellte uns liebenswürdig sofort Benzin zur Verfügung, jedoch bis es aus der Stadt herausgebracht
und eingefüllt war. verging die Zeit. Es wurde immer dunkler. Zimmermann
sagte: "Wollen wir noch weiter?" Darauf erwiderte ich: 'Wenn der Propeller nicht
zum Deiwel geht, dann kommen wir immer noch nach Königsberg und schlagen damit
den Weltrekord." Indessen hatte es leise zu regnen angefangen. Zimmermann drehte
den Propeller an. glücklich kamen wir aus dem kleinen Feld hinaus. Nun ging es der
Nacht und der Ungewißheit entgegen.

Um nicht in die Regenwolken zu kommen, konnten wir nicht über 50 Meter Höhe
fliegen, und immer beseelte mich der Gedanke: Wird es noch gelingen, wird der Motor
aushalten und werden wir bei Nacht. Nebel und Regen Königsberg finden? Der Wind
hatte wieder mächtig zugenommen, er heulte und pfiff um unsere Maschine herum.
Nun verlor ich auch noch zu allem Unglück meine Brille und war nun den Elementen
preisgegeben. Schon hatten wir alle Hoffnung aufgegeben. Königsberg zu finden und
wollten deshalb unsere Maschine in das nächste Haff hineinsetzen: wir waren völlig
apathisch allen Gefahren gegenüber, nur der eine Gedanke beherrschte uns: "Landen!
Endlich die ganze Sache los sein und wieder mit der geliebten Erde verbunden werden.'
Was wir in dieser Stunde durchmachten, kann sich ja selbst jeder denken. Auf einmal
blinkte es vor mir auf. 'Blinkfeuer!' ruft Zimmermann, 'hurra! hier muß ein Landungsplatz
sein." Also hielten wir auf das Blinkfeuer zu. und so kamen wir in fünfzig Meter
Höhe bei voller Nacht über Königsberg an. Wie ich meine Maschine vor der Luftschiffhalle
bei Nacht und Regen hinsetzte, konnte ich nachher selbst nicht sagen. Immer
hatte mich vor der Landung ein unbestimmtes Gefühl zurückgehalten. Wir müssen in
ganz bedenklicher Nähe der Schornsteine herumgesaust sein, welche wir jedoch nicht
sahen ..."

Otti fährt in seinem Bericht fort: "Von Königsberg wurde ich telegraphisch nach
Straßburg zurückberufen, um dort noch einmal eine Militärmaschine vorzufliegen, da

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