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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
51.1989, Heft 2.1989
Seite: 122
(PDF, 34 MB)
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erscheinen! Also bleibt die Frage, ob Schliengen oder nicht, doch offen?

Hier hilft ein Bericht weiter, auf den Fritz Schülin a.a.O. verwiesen hat: Wilhelm Müller
"Erlebnisse eines Schopfheimer Bürgers aus den Revolutionsjahren 1848 und 1849" in
"Blätter aus der Markgrafschaft". Jahrgang 1915. Müller schildert aus der Erinnerung (nach
1874), was er als elfjähriger Bub erlebt und (damals) erfahren hat. Er berichtet u.a.. daß Struve
nach dem unglücklichen Gefecht von Staufen (24. September 1848) auf der Flucht über
Schopfheim nach Wehr gekommen war. Dort wurde er von zwei bewaffneten Schopfheimer
Bürgern, die sich zur "Gegenrevolution" zählten, erkannt, als er mit Blind. Schwager Dusar
und Frau Amalie in der "Krone" frühstückte. Verstärkt durch ihnen bekannte Wehrer Bürger,
nahmen die beiden die Republikaner gefangen. Auf Anordnung des Bezirksamtes werden sie
zunächst nach Schopfheim gebracht. Und dann heißt es wörtlich weiter:

"Des andern Morgens führte ein geschlossener Wagen die gefangenen Freischarführer, zu
denen Trautmann kam ... nach Schliengen ab. begleitet von 4 Leiterwagen mit etwa 60 Mann
Bürgerwehr und etwa 12 unserer Dragoner zu Pferd: dort sollten sie einer mit der Bahn
ankommenden Abteilung Soldaten übergeben werde. ... Andererseits drohten vor Binzen
Bauern, erbittert wegen dem Tod von 8 Mitgliedern der Weiler Musik in Staufen, die
gefangenen Freischarführer umzubringen, und mußten zurückgehalten werden.... Schlimmer
gings dem Trommler der Abteilung, der in Schliengen v on ihr sich entfernte, von den Soldaten
als vermeintlicher Freischärler aufgegriffen wurde und nur mit Mühe Mißhandlungen entzogen
werden konnte."

Von Schliengen als dem Ort des Zusammenstoßes der Bauern mit den Gefangenen also kein
Wort. Hieraus dürfte sich ergeben, daß sich die von V. Katzler dargestellte Szene nicht in
Schliengen. sondern in Binzen abgespielt hat. Dies ist umso einleuchtender, als ein Binzener
namens Wanner in Staufen mit den Weiler Musikanten zusammen erschossen worden war. Die
Schliengener hingegen hatten keinen Anlaß, in dieser Weise gegen die Gefangenen vorzugehen
.

- Aus der Übergabe der gefangenen Republikaner an die mit der Bahn (neu erbaut bis
Schliengen 1848) herangeführten Truppen ist übrigens nichts geworden. Sie wurden weiter
nach Müllheim geführt und dort erstmals vor ein Gericht gestellt: Struve und Blind kamen nach
Bruchsal bzw. Rastatt und Dusar sowie seine Schwester Amalie Struve nach Freiburg "in den
Turm".

- Literatur: - Angaben im Text

- Thieme-Becker "Lexikon der bildenden Künstler" Bd. 19. S. 597 f.

- Fotos: Foto-Archiv Wagener / Müllheim

II. Die andere Korrektur betrifft den Brunnen im Park des Schlosses Entenstein in
Schliengen. In ihrem Beitrag zum Heft "Unsere Dorf- und Feldbrunnen" von "Das Markgräf-
lerland" Heft 1/2 1975 - Titel "Unsere Quellen und Brunnen im Brauchtum, in Sagen und
Geschichte" - hat Paula Hollenweger auf S. 95/6 auch vom Schliengener "Nagelbrunnen"
gehandelt. Richtig ist an der Darstellung, daß die Existenz des "Nagelbrünnlis". wie der
Brunnen im Dorf meist genannt wurde, auf eine Bußhandlung des Junkers Franz (od. Johann)
Konrad Nagel von der Alten Schönstein (daher der Name "Nagelbrunnen") zurückgeht. Dieser
war Inhaber des Schlosses Entenstein sowie des Murbacher Hofes in Schliengen gewesen.
Dafür, daß er im Jahr 1680 im Zorn einen Schäfer zu Tode geprügelt hatte, mußte er für die
Errichtung eines Schulfonds 500 Gulden Buße zahlen und zum andern einen Brunnen bauen
lassen, welcher der Allgemeinheit zur Verfügung stand.

Dies war aber nicht der Schloßbrunnen, wie ihn Paula Hollenweger beschreibt - dieser steht
im Schloßpark -. sondern ein einfacher Brunnen an der Altinger Straße gegenüber dem Alten
Schulhaus (ehemals Badischer Hof). Er bestand aus einem schlichten rechteckigen Steintrog.

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