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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 17
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0019
er des Landes verwiesen, und die Auswirkungen der Reformation in Neuenburg kamen zum
Erliegen.

Neue Bedrängnis für die Stadt brachte der Bauernkrieg. Die vorderösterreichische Regierung
hatte alle ihre verfügbaren Kräfte in Neuenburg am Rhein zusammengezogen. Die
Bauern, unter ihrem Anführer Hans Hammerstein, sahen sich dadurch bedroht und nahmen am
9. Mai 1525 die Stadt ein. Der dringende Hilferuf Neuenbürgs nach Breisach und Freiburg"...
wir bitten nochmalen uffs ernstlichst. Ihr wollen uns Hilff mitteilen; dan die Puren jetz in dieser
Stund uff uns anziehen.... wann wir ja des Willens. Lib. Ehr und Gut eh zu verlieren, daß wir
je von unserem Fürsten abfallen und den Puren huldigen wollen", war erfolglos. Um die
drohende Plünderung der Stadt abzuwenden, mußten die Neuenburger den aufständischen
Bauern 3000 Gulden zahlen.

1527 war Neuenburg einmal mehr Tagungsort einer "hohen Versammlung". Es galt, die
Entschädigungsansprüche an die Markgrafschaft für die Zerstörungen und Plünderungen
durch die Bauern auf österreichischem Boden zu regeln. Am 16. Oktober 1527 kam es zum
Abschluß des Neuenburger Vertrages. Um das Jahr 1525 vollendete auch der Rhein sein
zerstörerisches Werk an der Stadt. Die gesamte Weststadt versank in seinen Fluten und mit ihr
auch das 1292 erstmals erwähnte gotische Münster. Nur der Chor und die Sakristei wurden von
dem reißenden Wasser des Stromes verschont.

"Allhier rinnet der Rhein so starck an die Stadt / und frist dergestalt umb sich / daß er die
Kirch jetzunder halber hinweg geflößt / daß nur das Chor allda übrig ist / und thut noch täglich
Schaden an Gebäuden" berichtet uns Matthaeus Merian in seiner Topographia Alsatiae von
1643.

Johann Fischart. der genialste Satiriker des 16. Jahrhunderts, hat in seinem 1576 erschienenen
Werk "Das Glückhafft Schiff von Zürich" dieser Hochwasserkatastrophe ein kleines
literarisches Denkmal gesetzt. "Trangen demnach auff Newenburg / Ein Stettlein so bedarff
groß sorg. / Dieweil der Rein mit seinem lauff / Tringt also starck unnd hefftig drauff / Und laßt
sein macht so streng da schawe / Das man in nicht gnug kan verbawen / Hat mit der weil auch
mit sein guessen / Der Statt ein gut stuck hingerissen. / Weichs die Geselschafft thet betrauren
/ Und baten den Rein umb bedauren / Daß er sein Zorn woell lan verflisen / Und sie einmal der
Ruh lan gnisen: / Weil sie nochreden diese Wort / Stis sie der Rein auf Preisach fort ", lesen wir
Johann Fischarts Gedicht.

1527 tritt Erasmus von Rotterdam in Verbindung zu Neuenburg am Rhein. Sein Freund, der
berühmte Basler Rechtsgelehrte Bonifacius Amerbach. heiratet am 25. Februar 1527 die
Neuenburgerin Martha Fuchs, eine Tochter des Altbürgermeisters Leonhard Fuchs. Des
"fuxen dochder zu nüwaburck", wie Amerbach in seinem Kalendarium vermerkt.

Erasmus von Rotterdam nimmt an der Hochzeit seines Freundes in Neuenburg teil. Unter
den Hochzeitsgästen ist auch der Bahnbrecher neuzeitlicher Medizin. Paracelsus, Stadtarzt
und Professor in Basel.

Die von der Universität Basel herausgegebene "Amerbachkorrespondenz" vermittelt einen
lebendigen Eindruck "vom Leben und Gedankengut der humanistischen Kreise" in Basel und
deren Verbindungen nach Neuenburg am Rhein. Der Durchbruch der Reformation vertreibt
Erasmus von Rotterdam aus Basel. Am 27. Februar 1529 tagte das Basler Domkapitel in
Neuenburg am Rhein. Erasmus von Rotterdam denkt nun daran, sich in Neuenburg am Rhein
niederzulassen. Er entscheidet sich schließlich für Freiburg im Breisgau, wo man ihn ehrenvoll
aufnimmt.

1535 kehrt Erasmus von Rotterdam nach Basel zurück. 1536 ist er im Haus zur Luft an der
Bäumleingasse gestorben.

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