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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 19
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0021
Ich bitte euch, ihr wollet nämliches nicht arg aufnehmen, sondern meine Wohlmeinung und
meinen geneigten Willen zu euch nehmen und einer ehrsamen Gesellschaft zu Neuenburg
besonders betrachten, als große Kunst in diesen meinen Reimen zu suchen, damit ich einer
ehrsamen Bürgerschaft und vornehmlich euch zu größerem Gefallen sein kann, so sollt ihr
einen geneigten Willen an mir verspüren. Hiermit wünsche ich euch allezeit alle Gnade und
Gesundheit von Gott, unserem Herrn."1 1

1558 starb Karl V.. "die letzte Majestät Europas". Sein Bruder wird am 15. März 1558 in
Frankfurt "feierlich als Römischer Kaiser anerkannt". 1563 kommt Ferdinand L in die Stadt,
um ihr die alten Privilegien zu erneuern. Er war der letzte Kaiser, der den Boden Neuenbürgs
betrat.

Im Dreißigjährigen Krieg

Nun forderte der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) von der Stadt seinen Tribut. 14 Jahre
nach Ausbruch des Krieges wurde Neuenburg am Rhein von den Schweden unter General
Horn am 13. Dezember 1632 eingenommen. Wenige Tage später, in der Neujahrsnacht,
drangen kaiserliche Truppen in die Stadt ein und befreiten sie. Am 28. Juni 1633 lag die
Streitmacht der Schweden erneut vor Neuenburg. Wieder mußte sich die kaiserliche Besatzung
ergeben. Erneut war die Stadt in der Hand der Schweden. Als diese im Herbst den
Breisgau räumten, wechselte die Stadt wieder ihre Besatzung. Am 1. Februar 1634 rückte der
Herzog von Lothringen in die Stadt ein, und am 3. April stand der Schwede erneut vor
Neuenburg. Die Neuenburger mußten die Stadt kampflos übergeben, nachdem die Besatzung
auf dem Rhein geflohen war. Neuenburg war nun völlig verarmt.

Der schwedische Kommandant berichtete am 2. September 1634. daß in Neuenburg alles
"aufgefressen" sei. Nach der Schlacht von Nördlingen räumten die Schweden Neuenburg
erneut, und die geflohenen Bürger konnten zurückkehren. Johann Peter Hebel erzählt in
seinem "Schatzkästlein" eine kleine Geschichte aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges: "Als
im Dreißigjährigen Krieg der Schwed am Rhein war. stachen einmal die Neuenburger eine
schwedische Patrouille tot und sagten: 'Wenn wir nach Schweden kommen, macht's uns auch
so.' Darob entrüstete sich der schwedische General dergestalt, daß er einen hohen und teuren
Schwur tat. Auch kein Hund soll am Leben bleiben', schwur er hoch und teuer, und hatte etwas
im Kopf, ein Gläslein Norschinger zu viel. Als solches die Neuenburger hörten, schlössen sie
die Tore zu. Aber am andern Tag. als der Zorn und der Wein von dem General gewichen war,
da reute es ihn. denn er war vormittags ein gar menschlicher Herr, und bekam fast große
Anfechtung in seinem Gewissen, daß er mit viel unschuldigem Blut sein Wort und seinen Eid
sollt' lösen. Also ließ er den Feldprediger kommen und klagte ihm seine Not. Der Feldprediger
meinte zwar, maßen der Feldhauptmann einen Schwur getan hätte, der Gott leid sei. so sei
brechen besser als halten. Das glaubte der Feldhauptmann nicht, denn er hielt sein Wort und
seinen Schwur über alles teuer. Aber nach einigem Besinnen kam's auf einmal wie Sonnenschein
in sein Angesicht und sagte: 'Was ich geschworen habe, das will ich auch halten.
Punktum!' Als aber die schwedischen Zimmerleute das Stadttor hatten eingehauen, und der
Feldhauptmann ritt selber mit drei Fähnlein hinein, befahl er alle Hunde im Städtlein zu töten,
aber die Menschen ließ er leben, und wurden selbigen Tages neunzehn Metzgerhunde, drei
Schäferhunde, vierundsechzig Pudel, acht Windspiele, zwölf Dachshunde und zwei gar feine
Möpperlein jämmerlich teils zusammengehauen, teils mit Büchsen zu Tod geschossen.

Also hat der Feldhauptmann das menschliche Blut verschont und doch seinen Eid gehalten.
Denn er hatte den Schwur getan: kein Hund soll am Leben bleiben, und ist auch keiner dran
geblieben."18*

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