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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 21
(PDF, 32 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0023
Augen folgen. Denn die Krankheit neigte sich rasch zum Schlimmen. Er fühlte, daß er mit dem
Leben fertig sei. Er ließ seine drei vertrautesten Obersten. Erlach. Oehm und Rosen, kommen
und ermahnte sie. im Fall seines Todes treulich zusammenzuhalten, sich vor Zwietracht zu
hüten und die gute Sache nicht sinken zu lassen. Die folgende Nacht verlief sehr schlecht. Die
Aerzte hatten keine Hoffnung mehr. Bernhard erfuhr es mit muthiger Fassung. Mit ersterbender
Hand machte er das Zeichen des Kreuzes über sein Angesicht und verschied, während die
Anwesenden, an dem Bette in die Knie gesunken ein Gebet sprachen. Es war morgens um 7
Uhr", der 18. Juli 1639. Mit Bernhard von Weimar "schied ein Mann aus den Reihen der
Lebenden, der unser volles Interesse in Anspruch nehmen kann, nicht bloß deswegen, weil er
eine bedeutende Rolle in den kriegerischen Ereignissen spielte und. von Glück und Talent
begünstigt, einen wichtigen Faktor in dem politischen Kalkül der damaligen Staatsmänner
bildete, sondern auch, weil wir aus seinen Plänen und Entwürfen, die besonders in der letzten
Zeit seines Lebens klarer zu Tage treten, entnehmen können, daß der Dreißigjährige Krieg
einen ganz anderen Abschluß gefunden hätte, wenn Bernhard am Leben geblieben wäre."

Neuenburg am Rhein wurde nach Bernhard von Weimars Tod französische Stadt, nachdem
General Erlach unter Mißachtung des letzten Willens des toten Herzogs Land und Armee an
die Franzosen verkauft hatte. Erst im Westfälischen Frieden 1648 kam die Stadt an Österreich
zurück. Im Kapitel "Ein Fürstentum" schreibt der Schriftsteller Markus Kutter in seinem 1988
in Basel erschienenen Buch "Kopfgeburt einer Nation - Das Dreieckland": "Wäre Bernhard
nicht so früh gestorben, wäre das Schicksal des Elsasses, der Waldstädte und des Breisgaus
gewiß ein anderes geworden. Vermutlich lägen auch die Grenzen, die heute die oberrheinischen
Leute trennen, an ganz anderen Stellen."

Und wir fügen hinzu, unserer gequälten Stadt Neuenburg am Rhein wären vielleicht die
vernichtenden Zerstörungen im Holländischen Krieg und im Spanischen Erbfolgekrieg, die
zur totalen Auslöschung der alten Stadt führten, erspart geblieben.

Der Holländische Krieg und der Spanische Erbfolgekrieg

Zweimal. 1675, im Holländischen Krieg, und am l.Mai 1704, im Spanischen Erbfolgekrieg,
versetzten die Soldaten des Franzosenkönigs Ludwig XIV. der Stadt den Todesstoß. Neuenburg
am Rhein wurde in beiden Kriegen völlig niedergebrannt und zerstört.20'

Ein Augenzeuge. Pfarrer Jeremias Gmelin von Auggen. schildert die Zerstörung von 1675:
"Den 11. März 1675 sind die Franzosen 5000 oder 6000 Mann stark etliche Stunden vor Tag
unversehens vor die benachbarte Stadt Neuenburg am Rhein gekommen, darin bei 100 Mann
Kaiserliche in Garnison gelegen. Schier ehe mans gewahr worden, sind sie oben beim
Jägerhaus eingedrungen, weil sie fast jedermann schlafend und keinen sonderlichen Widerstand
gefunden. Alle Soldaten haben sie gefangen genommen, die Stadt preis gemacht und
geplündert, die Weiber und Männer nackend ausgezogen, viel Weibervolk schmählich
behandelt und nachdem sie den meisten Raub davongebracht, die gute Stadt höchst erbärmlich
in Brand gesteckt. Und weil diesmal noch bei 30 Gebäu stehen blieben, sind sie den 22. März
wiederum gekommen und haben die übrigen Häuser vollends abgebrannt und in die Asche
gelegt. Die Kirche aber samt dem Kapuzinerkloster, die in diesem anderen Brand übrig
geblieben, haben sie den 9. Juni auch gar abgebrannt. Der Mordbrenner La Broche. ehe er diese
letzte Schandtat ins Werk gerichtet, ließ in ihrem Kloster noch eine Meß lesen, darnach hieß
er solche fortmarschieren." Bis zum Frieden von Nymwegen. 1679, war die Stadt unbewohnt.
1686 fielen die Franzosen erneut über die Stadt her. die sie 1690 nochmals besetzten und total
ausplünderten.

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