Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 28
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0030
Im gleichen Jahr, 1886, begannen die Neuenburger mit dem Neubau der Maria-Himmelfahrts
-Kirche, der 1889 beendet war. Baumeister waren die Neuenburger Simon Hüttie, Simon
Meisinger und August Müller.

Im Jahr 1893 gab es vom Frühjahr bis zum Herbst keinen Regen. Das Vieh mußte im
Rheinwald seine Nahrung suchen. Im Spätsommer wurde Dürrfutter aus Italien angekauft.
Viele Landwirte verkauften ihre Tiere zu 'Spottpreisen'.

Zu Beginn der 90er Jahre sah man in Neuenburg die ersten Radfahrer, die mit hohen
Einrädern aus dem Elsaß kamen, bald darauf auch die ersten Dampf- oder Petroleumkutschen
aus Mülhausen.

1900 war wieder ein sehr trockenes Jahr, es gab einen guten Wein. Die Stadt baute in diesem
Jahr die Wasserversorgung auf. Das Dragonerregiment von Mülhausen führte Schwimmübungen
mit Pferden im Rhein und im Altrhein auf. Diese interessanten Darbietungen lockten
zahlreiche Zuschauernach Neuenburg. 1905 ging ein schweres Hagelwetter über Neuenburg
nieder. Zwei Jahre später, 1907, fanden auf dem Neuenburger Exerzierplatz die Badenweiler
Pferderennen statt, der Brückenkopf Neuenburg wurde ausgebaut, und im folgenden Jahr,
1908. begann die Rheinschiffahrt mit Rheindampfer stromaufwärts.

1908 kam Großherzog Friedrich von Baden nach Neuenburg, um das gegenüber dem
Gasthaus Zum Schlüssel' errichtete Kriegerdenkmal von 1870/71 einzuweihen.

1910 führte der Rhein so starkes Hochwasser, daß sich die Schiffbrücke im Rhein aus der
Verankerung riß und mit der Brückenbelegschaft bis nach Breisach trieb.

Neuenburg am Rhein war um die Jahrhundertwende ein beliebtes und gerne aufgesuchtes
Ausflugstädtchen. Auf dem schön gelegenen Festplatz am Altrhein wechselten Sängerfeste.
Musikfeste, Schwimmfeste und Gondelfahrten in bunter Folge.

1912 hatten wir in Neuenburg eine große Fasnacht, die viele Zuschauer in das Städtchen
brachte.

Eine weitere Sensation aus jener Zeit war die Landung von 'Flugmaschinen' auf dem
Exerzierplatz. Aus dem ganzen Markgräflerland und dem Elsaß strömten die Zuschauer nach
Neuenburg am Rhein, um diese ersten 'Flugmaschinen' zu sehen. In Neuenburg war immer
etwas los, die Gasthäuser gut besucht, manchmal überfüllt. In den beiden Gasthäusern
'Hirschen' und 'Schlüssel' kehrten regelmäßig Hochzeitsgesellschaften aus Mülhausen und
Basel ein. die mit großen vierspännigen Kutschen vorfuhren.

Die Jahre nach 1900 kann man wirklich als die gute alte Zeit' bezeichnen.

Wer arbeiten wollte, dem ging es gut. Der Lohn war an den Kosten des Lebensunterhaltes
gemessen recht gut. Ein Hilfsarbeiter verdiente in der Stunde etwa 45-50 Pfennig, ein
Facharbeiter kam auf etwa 60-70 Pfennig in der Stunde. Arbeit war genügend vorhanden.
Arbeitslose gab es nur wenige. Es war eine Zeit, wie wir sie uns nicht besser wünschen konnten.
Da, mitten in dieses rege Leben, Schaffen und Streben mußte im Jahr 1914 der schreckliche
Krieg kommen. Die Kriegsjahre brachten Not. Elend und Kummer. Viele Familien wurden
auseinandergerissen. Jahre der Entbehrung und der Trauer folgten auf die so guten verflossenen
Jahre."

Im Ersten Weltkrieg

Nach einer "langen Friedenszeit" von über 40 Jahren brach 1914 der Erste Weltkrieg aus.
Das Neuenburger Stadtarchiv hat heute keine Akten mehr über die Kriegsereignisse zwischen
1914 und 1918, denn sie sind beim Brand des Rathauses der Stadt im Zweiten Weltkrieg, 1940,
vernichtet worden. Nur die Aufzeichnungen des Hirschenwirts Theodor Wenk sind im Archiv
erhalten geblieben.23' Sie dienen uns weitgehend als Quelle für die Erinnerungen an jene Zeit.

Theodor Wenk berichtet: "Sonntag, den 2. August, erster Mobilmachungstag. Damit hat in
unserer Gemeinde der Weltkrieg seinen Anfang genommen. In der Schlüsselstraße herrscht

28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0030