Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 30
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0032
Ende 1914 kam es zu den schweren Kämpfen um den Hartmannsweilerkopf. "heftiger
Kanonendonner war während der Kriegsjahre von dieser Front zu hören". Die Kämpfe um den
Hartmannsweilerkopf hinterließen bei den Neuenburgern ihre nachhaltigen Eindrücke. Am
23. April 1916 wurde in Neuenburg zu Ehren der Gefallenen das Hartmannsweilerkreuz
errichtet.

Während der gesamten Kriegsjahre war die Stadt Durchgangsort für einige hunderttausend
Soldaten, die in den Jahren zwischen 1914 und 1918 Neuenburg am Rhein passierten. Im Laufe
des Krieges wurden über 120 000 Quartierscheine ausgestellt, oft ein Quartierschein für
mehrere Soldaten. Auf dem Gelände der späteren Cusenier war ein großer Pionierpark
eingerichtet worden, der die Front mit Kriegsmaterial versorgte.

Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. am 9. November 1918 und dem Waffenstillstand
kamen Teile der Armee Herzog Albrechts von Württemberg bei Neuenburg über den Rhein.
Die Franzosen rückten nach, und erstmals sichteten nun die Neuenburger am 20. November
1918 französische Posten am linken Rheinufer. Die Franzosen übernahmen die beiden
unbeschädigten Rheinbrücken. Durch den Versailler Vertrag von 1919 wurde Neuenburg am
Rhein Grenzstadt. Familienbande in das benachbarte Elsaß waren gewaltsam zerrissen, die
wirtschaftlichen Beziehungen zum Erliegen gebracht.

Der Zweite Weltkrieg und die Vernichtung der Stadt

Mit der Überschreitung der polnischen Grenze durch die deutschen Truppen in den frühen
Morgenstunden des 1. September 1939 und der Kriegserklärung durch England und Frankreich
an Deutschland am 3. September war das Todesurteil für die Grenzstadt Neuenburg am
Rhein zum dritten Mal gesprochen.24' Bereits am Abend des 3. September mußten die Frauen
mit ihren Kindern und die alten und gebrechlichen Leute die kriegsbedrohte Stadt am Rhein
verlassen, da man stündlich einen Feuerüberfall der Franzosen erwartete. Mit Sonderzügen
wurden sie zunächst nach Konstanz und später nach Bayern verbracht. Die Front blieb jedoch
ruhig, abgesehen von gelegentlichem Maschinengewehrfeuer am Rhein. Am 7. Oktober,
frühmorgens, erschreckte eine starke Detonation die in Neuenburg zurückgebliebene Bevölkerung
, denn die Franzosen hatten die Eisenbahnbrücke über den Rhein gesprengt. Die
Sprengung der Brücke verursachte in der Stadt wider Erwarten keinen Schaden. Ende
Dezember durften die Evakuierten in ihre Heimatstadt zurückkehren. Wie ein Vorbote
kommender Ereignisse richtete am 14. März 1940 ein schweres Unwetter binnen kurzer Zeit
in der Stadt großen Schaden an. Auch an der Front wurde es lebhafter. "23. März 1940.
stundenlang knatterten die Maschinengewehre. Leuchtkugeln erhellten das Rheinvorland. Ein
Brand bei den Franzosen ließ den Himmel feuerrot erscheinen. Wir hatten zum erstenmal seit
Kriegsbeginn den Eindruck, daß ernste Kampfhandlungen im Gange sind", berichtet das im
Stadtarchiv verwahrte Kriegstagebuch.

Während der deutschen Westoffensive erfolgte am Nachmittag des 26. Mai ein Artillerieüberfall
der Franzosen auf die Stadt. "Plötzlich ein dumpfer Knall, ein Sausen durch die Luft,
ein fürchterliches Krachen, über der Stadt platzte die erste französische Granate. Es folgte
Schuß auf Schuß. Der Feuerüberfall setzte um 16.30 Uhr ein und dauerte etwa 30 bis 40
Minuten. In dieser Zeit sind ungefähr 40 Schrapnells über Neuenburg krepiert", vermerkt das
Tagebuch.

Um 18.00 Uhr kam der Befehl, die Stadt bis Montagmittag erneut zu räumen. In den
Nachmittagsstunden des 27. Mai zogen die Neuenburger. die nötigsten Habseligkeiten auf
Wagen verstaut, in einem langen Zug in die Evakuierung.

30


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0032