Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
52.1990, Heft 1.1990
Seite: 37
(PDF, 32 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0039
TH-Professor als Architekt

Das Gelände, das die Fa. Gebr. Himmelsbach für das neue Werk im Markgräflerland erwarb,
lag teils auf Gemarkung Neuenburg, teils auf Gemarkung Auggen. Postanschrift wurde
Neuenburg, unter anderem der Bahnstation und des Zollbahnhofs wegen, wo das Firmengleis
angeschlossen wurde. Die Werksanlage bestand aus dem technischen Betrieb und einem
Verwaltungs- und Wohnbereich. Die Baupläne 41 stammen zum überwiegenden Teil von
Professor Caesar, einem bekannten Architekten, der an der Technischen Hochschule Karlsruhe
die Fächer Baukonstruktion und Ländlicher Hochbau lehrte.5' Den Wohn- und Verwaltungsbereich
konzipierte er als reizvolles Ensemble. Die Architektur ist zweckorientiert und
sachlich mit konservativem Gesicht. Sie strahlt Freundlichkeit und Wohnlichkeit aus, zum
Beispiel durch die Sprossenfenster, die lebendig gegliederte Dachlandschaft und die umlaufenden
Gesimse. Der Gartenstadtcharakter der Werksiedlung läßt das Bemühen erkennen,
neue soziale Ideale umzusetzen: Arbeit lebenswert zu machen. Wohnen im Grünen in
Werksnähe zu ermöglichen. Die schönen Häuser waren allerdings vorab für die höheren
Chargen im Werk gedacht, worauf die Stichwörter "Werksleiter" und "Beamte" in den
Plänen schließen lassen. Die Arbeiter kamen aus den umliegenden Orten und blieben dort
wohnen.

Die Sägehalle, ein technisches Kulturdenkmal

Als erstes Gebäude wurde 1922 die Sägehalle errichtet. Die Firma drängte die zuständigen
Behörden, eine rasche Baugenehmigung zu erteilen. Das hängt wohl damit zusammen, daß das
Baumaterial in Gestalt einer demontierten Luftschiffhalle schon vorlag und zu rosten drohte.
Es handelte sich um Eisenfachwerk mit einem Dach aus Drahtglas und Eternit. Die Genehmigung
kam umgehend, und die Zeppelinhalle - genauer gesagt ein Drittel davon - wurde auf
Auggener Gemarkung dem Originalzustand sehr ähnlich wieder aufgestellt. Lediglich die
Seitenwände wurden niedriger gehalten. Sogar der Steg unter dem Dachfirst, der seinerzeit
Reparaturarbeiten an den riesigen Luftschiffen ermöglichen sollte, wurde mitgeliefert und
wieder angebracht, 15 Meter über dem Hallenboden, erreichbar über einen schmalen eisernen
Steg mit Holztritten. Es waren übrigens drei Luftschiffhallen, die am badischen Oberrhein
1920/21 aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages abgebrochen werden mußten:
in Mannheim. Baden-Baden und Lahr.6' Sie hatten während des Krieges der in Zukunft verbotenen
militärischen Luftfahrt gedient: außerdem lagen sie in der 50 km breiten entmilitarisierten
Zone rechts des Rheins. Die Vertragserfüllung wurde von einer "Interallied Aeronau-
tical Commission of Control" überwacht.

Wegen ihres extravaganten Ursprungs wurde diese Sägehalle auf Gemarkung Auggen 1981
zum technischen Kulturdenkmal erklärt. Die Denkmalpflegerin Elisabeth Essner befaßte sich
damals eingehend mit der Konstruktion und der Geschichte des Bauwerks.71 Sie vermutete
Baden-Baden als Originalstandort, ohne es archivalisch belegen zu können, was sie in der
Fachzeitschrift "Denkmalpflege in Baden-Württemberg*' auch klar zum Ausdruck brachte.
Ihre .Arbeit hatte ein breites Echo in der Presse, nicht zuletzt dank der Faszination, die der Name
Zeppelin bis heute ausübt. Die Journalisten strichen das Wort "vermutlich" und schrieben
über die Wanderung der Baden-Ooser Zeppelinhalle.8 Ein großer Teil der Ausführungen von
Elisabeth Essner betraf das Problem, daß die Maße9' der Baden-Badener und der Auggener
Halle nicht zusammenstimmten. Die Sägehalle ist 34 Meter breit, die Baden-Badener Zeppelinhalle
war vier Meter schmaler. Die Autorin stellte nun die Theorie auf. die Halle sei gespreizt
worden, um sie breiter und etwas niedriger zu machen.

37


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1990-01/0039